„Die Familie muss jetzt erst mal zur Ruhe kommen“

Die von dem Hausbrand am Donnerstag betroffenen sieben Menschen sind laut Backnanger Stadtverwaltung in guten Händen – Einsatzkräfte ziehen erste Bilanz

Das Haus in der Sulzbacher Straße ist durch den Brand unbewohnbar geworden. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Das Haus in der Sulzbacher Straße ist durch den Brand unbewohnbar geworden. Foto: T. Sellmaier

Von Bernhard Romanowski

BACKNANG. Ein riesen Fragezeichen – so umschreibt Zeeshan Javid den Blick auf die Zukunft seines Geschäfts in der Sulzbacher Straße. Dort, genauer gesagt in dem vom Brand betroffenen Haus, befindet sich sein Geschäft MB Telekom. Es ist die Zentrale seiner GmbH, zu der insgesamt sieben Filialen in Stuttgart, Winnenden, Fellbach und Esslingen gehören, wie er sagt.

In der Backnanger Zentrale seien vier Mitarbeiter beschäftigt, die selbstverständlich auch wissen wollen, wie es weitergeht mit dem Laden. Bis Freitagnachmittag hatte noch niemand behördlicherseits mit Javid gesprochen, wie er auf Nachfrage unserer Zeitung erzählte. Mit dem Standort in Backnang sei seine ganze unternehmerische Existenz in Mitleidenschaft gezogen. Der 42-Jährige, der laut eigener Aussage seit Jahren federführend bei der Organisation des Spendenlaufs in Winnenden und der dortigen Frühjahrsputzete tätig ist, sucht nun dringend nach einer räumlichen Alternative für seinen Laden.

„Ein massives Aufgebot an Kräften und ein massiver Wassereinsatz“ waren bei dem Einsatz am Donnerstag das Gebot der Stunde, so Jan Kusche, seines Zeichens Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Backnang. Die starke Rauchentwicklung aus dem brennenden Dachstuhl des betroffenen Hauses in der Sulzbacher Straße konnten die Feuerwehrleute bereits auf dem Weg zum Einsatzort mühelos verorten. Als sich die Notrufe bei der Leitstelle mehrten, wurde Vollalarm für die Abteilungen Stadt ausgelöst. Als die Feuerwehr am Brandort eintraf, hatte das Feuer schon das gesamte Dachgeschoss erfasst.

Gegen 14 Uhr am Donnerstag waren die Löscharbeiten unter Einsatzleitung von Björn Schmitz weitestgehend abgeschlossen. „Es kamen auch Wärmebildkameras zum Einsatz, um mögliche Glutnester auch an den Nachbargebäuden aufzuspüren“, wie Pressesprecher Kusche auf Nachfrage bestätigt. Auch wurde ein Fachberater für Baustatik der Feuerwehr zurate gezogen, so Kusche weiter. Daraufhin wurde das Technische Hilfswerk Backnang (THW) angefordert. Gemeinsam kümmerten sich Wehrleute und THW-Helfer um die Sicherung des Gebäudes etwa mit Baustützen. Diese Maßnahme war auch deshalb wichtig, weil der Brandort für die folgenden polizeitechnischen Ermittlungen zugänglich gehalten werden sollte.

Während der Löscharbeiten waren natürlich auch entsprechende Absperrungen für eine sichere Verkehrsführung notwendig. Hierbei soll es „die eine oder andere Diskussion“ mit Verkehrsteilnehmern gegeben haben, wie Kusche berichtet. „Einige Leute dachten offenbar, die Absperrungen hätten eher dekorativen Charakter“, so der Feuerwehrpressesprecher ironisch. Ganz ohne Ironie gab Kusche indessen zu bedenken, dass der Brand nicht der einzige Einsatz für die Floriansjünger am Donnerstag war. Die Abteilungen Backnang Stadt und Steinbach waren mit technischer Unterstützung der Feuerwehr Schwäbisch Hall zur Brandbekämpfung und Nachsorge in der Sulzbacher Straße im Einsatz gewesen. Die Abteilungen aus Heiningen, Maubach und Waldrems stellten derweil mit ihren Einsatzkräften den Brandschutz für das Stadtgebiet durch eine Wachbereitschaft sicher. Parallel zum Brand in der Stadt musste die Feuerwehr gegen 16.50 Uhr zu einem Einsatz an der K1826 zwischen Steinbach und Auenwald, weil dort nach einem Verkehrsunfall größere Mengen Treibstoff ausgelaufen waren. „Die Ölspur, die sich über rund 30 Meter zog, wurde in Zusammenarbeit mit der Straßenmeisterei des Rems-Murr-Kreises abgestreut und beseitigt“, erläuterte Kusche. Nicht nur die Kooperation mit den Kameraden der anderen Abteilungen sei gut gelaufen, auch die Zusammenarbeit mit dem THW, der Polizei und den Rettungskräften des DRK habe bestens funktioniert, wie der Feuerwehrmann besonders hervorhebt.

Das wird von Steffen Hoffmann unterschrieben. Er leitet den THW-Ortsverband Backnang, der rund 50 aus Schorndorf angeforderte Stahlsprieße in dem vom Brand betroffenen Gebäude installierte und durch stellenweises Öffnen der Decke zum Dachgeschoss hin für das Abfließen des Löschwassers sorgte, mit dem sich das Bauwerk vollgesogen hatte. Zum Schluss sicherte das THW mit seinen 20 Kräften den Giebel des Hauses, der auf die Straße zu stürzen drohte. Was die Ermittlungen der Polizei zur Brandursache in der Sulzbacher Straße in Backnang angeht, gab es am Freitag noch keine neuen Erkenntnisse, wie ein Anruf unserer Zeitung beim zuständigen Polizeipräsidium Aalen ergab. „Wir können noch nicht rein“, sagte Polizeipressesprecher Rudolf Biehlmaier. Man warte noch auf eine entsprechende Mitteilung, dass keine sicherheitstechnischen Bedenken mehr bestehen und die Ermittler ohne Gefahr durch bauliche Schäden an dem Haus ihre Arbeit tun können.

Laut Mitteilung der Stadt Backnang geht es der griechischen Familie, die in dem betroffenen Haus lebte, den Umständen entsprechend gut. „Es war knapp. Die Mutter hat die Kinder noch gerade so retten können. Die Familie muss jetzt erst einmal zur Ruhe kommen“, erläuterte Gisela Blumer, die Leiterin des Backnanger Rechts- und Ordnungsamts, am Freitag. Großeltern, Eltern und die drei Kinder werden in Kürze aus ihrem jetzigen Notdomizil in eine größere städtische Wohnung umziehen. Kleider- oder Möbelspenden, wie sie aus der Bevölkerung angeboten wurden, seien derzeit nicht nötig. Blumer: „Die Familie wird vom DRK bestens mit allem versorgt.“

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Erstellt:
29. Februar 2020, 06:00 Uhr

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