Die Fellnasen übernehmen das Backnanger Freibad
Das Hundeschwimmen im Freibad Backnang beendet traditionell die Freibadsaison und ist ein absolutes Highlight für Hunde und ihre Besitzer. Dabei tummeln sich Hunde aller Rassen, Größen und jeden Alters im Becken.
Von Marina Heidrich
Backnang. Sonntagmorgen, 9 Uhr. Die Sonne strahlt schon am blauen Herbsthimmel, obwohl noch recht frische acht Grad herrschen. Im Mineralfreibad Backnang herrscht aber bereits umtriebiges Arbeiten. Denn an diesem Sonntag findet der Abschluss der Badesaison mit dem mittlerweile traditionellen Hundeschwimmen statt und sechs Personen bereiten alles vor. Mike Nitsch, Mitarbeiter im Kiosk, karrt Beutel mit tiefgekühlten Fritten an. „Das ist so eine geile Idee“, findet der junge Mann, der selbst sehr gerne den Malteser seiner Eltern spazieren führt und ein großes Herz für Hunde hat. Ein kleiner hellbrauner Terrier trippelt über den Parkplatz, gefolgt von seinem Herrchen. Der erste Gast? Der Mann winkt ab. „Zu viel Wasser. Damit ist er nicht einverstanden“, bedauert das Herrchen.
Hunde aller Rassen paddeln im Wasser
9.30 Uhr, die Sonne wärmt jetzt. Der Organisator des Hundebadetags, Markus Heidenreich, schleppt gemeinsam mit seinem Freund Andy Möller eine Biertischgarnitur zum Eingangsbereich und stellt die Kasse auf. 50 Cent pro Pfote und Fuß kostet der Eintritt. Also gerade mal drei Euro für einen Hund und seinen Begleiter. Dafür darf das Bad von 10 bis 17 Uhr genutzt werden. „Außer es handelt sich um einen dreibeinigen Hund, dann wird es natürlich billiger“, sagt Markus Heidenreich lächelnd.
Bereits zum fünften Mal organisiert der Hundeliebhaber in Zusammenarbeit mit den Backnanger Bädern das Event für die Fellnasen. Dieses Mal ist bei ihm etwas Wehmut zu spüren, hat er doch seinen eigenen vierbeinigen Begleiter nach über 14 Jahren kürzlich einschläfern lassen müssen. Auch Andy Möller ist Hundebesitzer, sein Berner Sennenhund erfreut sich zum Glück noch guter Gesundheit. Die Veranstalter sind gespannt, ob und wie viele Hundebesitzer sich einfinden werden. Das Wetter ist eigentlich ideal, mittlerweile herrschen schon 15 Grad.
9.45 Uhr – die ersten Autos fahren vor und über den Parkplatz kommen Spaziergänger mit ihren Hunden. Kurz vor 10 Uhr öffnet Heidenreich das Tor. Und dann geht es Schlag auf Schlag. Eine Stunde später tummeln sich schon 75 Hunde aller Größen, Farben und Rassen in den Becken oder am Rand. Darunter viele, die Jahr für Jahr dabei sind. Das Mineralfreibad, dessen Wasser extra nicht gechlort wurde, ist fest in Hundehand beziehungsweise -pfote: Terrier, Dackel, Windhunde, ein Wolfspitz, Schäferhunde, Setter, Mischlinge. Vor allem aber: Golden Retriever und Labradore, die „Seehunde“ schlechthin. Wie die zehnjährige Bonnie. Wie ein Pfeil schießt die dunkelbraune Labradorhündin los, kaum dass die Leine gelöst ist. Begeistert wirft sich der Hund gleich ins tiefe Wasser und ist kaum mehr rauszubekommen.
Hundeschwimmen ist das Highlight des Jahres
Özlem Gürgen, Marketingmanagerin der Backnanger Bäder, bezeichnet das Hundeschwimmen zum Saisonabschluss als Highlight des Jahres und bricht in schallendes Lachen aus, als sich links von ihr ein großer, langhaariger Hund ausgiebig trocken-schüttelt, während an ihrer rechten Seite wieder ein Labrador platschend im Wasser landet. Andere gehen es gemütlicher an. Sandi ist bereits eine alte Dame und taub. Gemächlich schlendert die Golden-Retriever-Hündin zu den Treppen im Nichtschwimmerbecken, langsam und selbstbewusst wie eine gealterte Hollywooddiva taucht sie ins Wasser.
Der sechsjährige Lou, ein hellblonder Mischlingshund aus dem Tierheim, ist sehr scheu. Der Kleine lebte als Straßenhund in Bulgarien und hat wohl viel Schlimmes erlebt. Seine Besitzerin bringt ihm nun mit Engelsgeduld und sehr einfühlsam wieder das Vertrauen zu Menschen und anderen Hunden bei. Dazu gehört auch der Besuch im Schwimmbad. Sie zwingt ihn zu nichts; noch fürchtet er sich vor dem Becken. Daher läuft Frauchen erst mal nur ganz vorsichtig ein, zwei Runden um den Rand. Danach wirkt Lou sichtlich munterer.
Nicht alle Hunde trauen sich ins Becken
Auch das anderthalb Jahre alte Boston-Terrier-Mädchen Tilli mag nicht ins Wasser, ist aber neugierig und interessiert. Das junge Besitzerpaar hofft, dass Tilli sich das Verhalten der anderen Hunde abguckt. „Wenn nicht dieses Jahr, dann halt beim nächsten Mal“, lächelt ihr Frauchen.
Nicht so geduldig zeigt sich der Besitzer eines Australian Shepherd. Immer wieder versucht der Mann, den immer aufgeregter werdenden Hund ins Wasser zu bugsieren. Vergebens. Nach einer knappen Stunde und einigen kritischen Blicken der übrigen Besucher darf das ängstliche Tier nach Hause. Im Gegensatz zu Beppo. Der Golden Retriever, der seit bestimmt einer halben Stunde ununterbrochen begeistert herumpaddelt, setzt einen unnachahmlich treuherzigen „Bittebitte“-Blick auf, er will unbedingt noch einmal ins Wasser. Sein lachender Besitzer hüllt ihn in ein Handtuch und verspricht: „Nächstes Jahr wieder, Schatz.“