Die Mesner sind im Weihnachtsstress

Zwischen meterhohen Christbäumen und Gottesdiensten im Stundentakt: Mesner berichten, wie sie die Weihnachtszeit erleben und was sie an ihrer Arbeit schätzen. An der St.-Johannes-Kirche gibt es derzeit ein Team, das sich um Mesneraufgaben kümmert.

Ilse Thater (von links), Sabine Heeß und Martin Thater helfen beim Aufbau der Weihnachtskrippe in St. Johannes in Backnang. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Ilse Thater (von links), Sabine Heeß und Martin Thater helfen beim Aufbau der Weihnachtskrippe in St. Johannes in Backnang. Fotos: Alexander Becher

Von Valentin Schmid

Backnang/Kirchberg an der Murr/ Burgstetten. „Das ist kein Kunstwerk“, meint Klaus Sachon bescheiden, zählt dann aber doch eine beachtliche Reihe an Aufgaben auf: Hostien und Wein vorbereiten, alle Kerzen anzünden und die Glocken läuten. Auch die Ministranten müssen eingekleidet und die Besucher begrüßt werden. Schnell wird klar: Ohne den Mesner funktioniert kein Gottesdienst.

In der katholischen St.-Johannes-Kirche in Backnang wird die vakante Mesnerstelle aktuell von einem Team aus Freiwilligen vertreten. Was erst mal wie ein Plan B klingt, zahlt sich in der Weihnachtszeit voll aus. „Gerade jetzt bei der Vielzahl an Gottesdiensten haben wir die Arbeit aufgeteilt“, erklärt Sachon. Durch alle Vorbereitungen sei das Arbeitspensum schon deutlich höher, so der Mesner, schließlich wolle ja auch die Kirche dekoriert und die Krippe – übrigens eine durch und durch katholische Tradition – aufgebaut werden.

Der 67-Jährige tut seine Arbeit gerne, auch bei Taufen oder Hochzeiten. Letztere sind oft besonders spannend, da jedes Paar anders tickt. Zum Glück hat Sachon genug Erfahrung, um sich auch in den hektischen Momenten nicht stressen zu lassen. Wenn im April ein neuer Mesner in seiner Gemeinde angestellt wird, möchte er dem Amt trotzdem treu bleiben. „Ich hab ihm versprochen, weiterhin zu helfen“, sagt Sachon abschließend. „Der will ja auch mal freihaben, dann springen wir ein.“

Klaus Sachon prüft in der Kirche St. Johannes in Backnang die Kleidung der Ministranten.

© Alexander Becher

Klaus Sachon prüft in der Kirche St. Johannes in Backnang die Kleidung der Ministranten.

Es ist eiskalt in der evangelischen Lukaskirche in Kirchberg an der Murr, als Hanna Bauer den Weihnachtsbaum schmückt. „Das ist ein bisschen unangenehm im Winter“, meint die Mesnerin, aber gehöre eben zum Job dazu. An einem normalen Sonntagmorgen sei sie schon gut eine Stunde vor Gottesdienstbeginn da, um das Kirchengebäude halbwegs warm zu bekommen. So viel zu heizen komme für das weihnachtliche Schmücken natürlich nicht infrage. Generell muss sich ein Mesner wohl damit zufriedengeben, dass ein großer Teil seiner Arbeit im Hintergrund, der leeren Kirche, stattfindet.

Schön am Mesneramt findet Hanna Bauer, dass dabei so vieles Hand in Hand geht, was man gerade jetzt zu Weihnachten gut sieht. Den Weihnachtsbaum zum Beispiel stellen glücklicherweise immer Mitarbeiter des Bauhofs auf. Und die elektrischen Kerzen, welche den Nadelbaum zum Strahlen bringen, hat ihr Mann schon vor einigen Wochen auf ihre Funktionalität hin überprüft. „Christoph hilft mir echt viel“, sagt Bauer und deutet auf ihn, „alleine hätte ich mir das Amt nicht vorstellen können.“

Direkt unter dem Weihnachtsbaum finden sich noch zwei weitere Helfer: Basti und Noah, die beiden Söhne der Bauers, rücken gerade die Holzfiguren von Maria und Josef in der Krippe zurecht. Tatsächlich war die Vereinbarkeit mit der Familie einer der Gründe, warum die junge Mesnerin sich für das Amt entschieden hat. Anfangs hätten sie ja noch über die Idee gewitzelt, wirft Christoph Bauer ein, aber dann war bald klar, dass die Aufgabe super zu ihnen beiden passt, auch weil man die Kinder einfach mal in die Kirche mitnehmen kann.

„Mir ist es wichtig, dass die Leute herzlich empfangen werden“, meint die 33-Jährige lächelnd. Sie hat Freude daran, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und allen anderen zuzuarbeiten, die den Gottesdienst gestalten. In gewisser Weise mache sie das auch zum Bindeglied von Gemeinde und Pfarrer, meint Bauer, gerade wenn es darum geht, neue Ideen in der Kirche umzusetzen. So plane sie zum Beispiel gemeinsam mit Freunden, den Vorraum der Kirche mit handgemalten Bibelversen aufzuhübschen.

In der St.-Josef-Kirche in Burgstall stehen die Weihnachtsbäume – einer auf dem Vorplatz und einer im Innenraum der Kirche – schon seit dem ersten Advent. Das sei schon so lange Tradition, dass er den Grund gar nicht kenne, erklärt der Mesner Lorenz Martenyi. „Das Schmücken kommt aber erst kurz vor Weihnachten.“ Arbeitsteilung ist dann auch an den Festtagen angesagt: Da zur Gemeinde auch Kirchen in Affalterbach und Kirchberg gehören, werden die Festgottesdienste auf drei Orte und somit auch auf die Schultern von drei Mesnern verteilt. Ans Aufhören denkt Martenyi – obwohl er schon 81 Jahre alt ist – nicht. „Wenn man sich über Jahrzehnte in der Kirche engagiert, schon als Messdiener angefangen, hat man einfach die Beziehung dazu“, erklärt der Mesner aus Leidenschaft, „das bleibt bis zum Schluss.“

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Erstellt:
23. Dezember 2022, 06:00 Uhr

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