Die VfB-Formel bei der DFB-Elf: Drei plus X

Ein Stuttgarter Trio hat einen Kaderplatz für die Länderspiele gegen Italien sicher – hinter anderen Profis steht ein Fragezeichen.

 

© Baumann, imago/Sebastian Frej, Ulrich Hufnagel, Nico Herbertz, Ralf Poller, Revierfoto, ActionPictures

 

Von Marco Seliger

Stuttgart - Die Bühne? Ist mit Blick auf die Orte des Geschehens die größtmögliche. Die Bedeutung der Spiele? Traditionell hoch. Der Reiz? Extrem. Deutschland gegen Italien also, zunächst im Fußballtempel in Mailand, dann drei Tage später im Fußballtempel von Dortmund – wer will da nicht dabei sein, bei diesem Klassiker im Nations-League-Viertelfinale mit Hin- und Rückspiel am 20. und 23. März? Logisch, auch die Nationalspieler des VfB Stuttgart drängen in den Kader der DFB-Elf, den der Bundestrainer Julian Nagelsmann an diesem Donnerstag um 11 Uhr offiziell bekannt gibt.

Wobei das mit dem Drängen gerade so eine Sache ist.

Klar, mit Torhüter Alexander Nübel, Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt und Mittelfeldmann Angelo Stiller haben zumindest drei Stuttgarter Profis ihren Platz im Kader nicht nur sicher – alle drei Spieler haben auch gute bis sehr gute Aussichten auf Einsätze von Beginn an. Mit Blick auf die weiteren Mitglieder im großen Club namens VfB Deutschland aber stellt sich die Gemengelage schon etwas anders dar. So drängte sich Offensivmann Deniz Undav mit seinen schwachen Leistungen in den vergangenen Wochen eher dafür auf, dieses Mal gegen den vierfachen Weltmeister Italien eher nicht nominiert zu werden.

Auch Linksaußen Chris Führich, derzeit eher schwankend in seinen Leistungen und ineffizient unterwegs vor des Gegners Tor, sammelte zuletzt eher weniger Pluspunkte. Jamie Leweling tat zumindest beim vergangenen Ligaspiel bei Aufsteiger Holstein Kiel (2:2) mit seinem satten Rechtsschuss zum 1:0 genau das – ebenso wie bei seinem Raketenstart bei der DFB-Elf im vergangenen Oktober, als er bei seinem ersten Länderspiel in München gegen die Niederlande einen furiosen Auftritt samt des Goldenen Tores zum 1:0 hinlegte und damit mächtig Eindruck hinterließ bei Nagelsmann.

Das Offensivtrio des VfB könnte nun trotz einiger Formdellen wieder dabei sein bei den Partien gegen Italien – weil der Bundestrainer derzeit mit großen Personalsorgen zu kämpfen hat. So fehlen der deutschen Auswahl mit den verletzten Kai Havertz und Florian Wirtz sowie mit Niclas Füllkrug (Trainingsrückstand) gleich drei etablierte Offensivkräfte. Jamal Musiala, Stoßstürmer Tim Kleindienst und Edeltechniker Leroy Sané haben ihre Kaderplätze sicher.

Weitere Kandidaten für die Italien-Spiele sind neben den drei VfB-Angriffskräften noch Serge Gnabry, der beim FC Bayern München allerdings meist nur Ersatz ist, und der aktuell äußerst treffsichere Jonathan Burkardt, der mit dem Tabellenvierten FSV Mainz seit Wochen siegt und lacht. Und, na klar: Nick Woltemade.

Längst hat sich der junge VfB-Angreifer dank seiner starken Auftritte in den vergangenen Monaten in den Fokus von Julian Nagelsmann gespielt. Ginge es nur nach der aktuellen Form, das nur mal so als pikantes Gedankenspiel, könnte der aktuelle U-21-Nationalspieler zum Beispiel seine VfB-Kollegen Undav oder womöglich auch Führich aus dem Kader drängen. Allein: Nagelsmann weiß, was er an Führich und insbesondere an Undav hat. Und: Angesichts der engen Taktung und der extrem kurzen Vorbereitungszeit mit nur zwei möglichen Trainingstagen vor dem Hinspiel in Mailand bleibt dem Coach kaum Zeit, um Dinge ernsthaft einstudieren zu können.

Soll heißen: Es spricht einiges dafür, dass der Bundestrainer seinen bekannten Kräften das Vertrauen schenkt – weil sie die Abläufe, im Gegensatz zu Woltemade, bereits kennen. Allerdings: Sollte Nagelsmann tatsächlich noch eine Überraschung aus dem Hut zaubern, ist der VfB-Angreifer dafür einer der Top-Kandidaten.

Bestens vertraut mit den spielerischen und taktischen Ansätzen Nagelsmanns ist längst Mittelfeldmann Angelo Stiller – der in der kommenden Woche mit besonders guten Aussichten zur DFB-Elf reisen wird. So fällt Aleksandar Pavlovic vom FC Bayern, von Nagelsmann wie Stiller als Mann der Zukunft für die Sechserposition auserkoren, mit Pfeifferschem Drüsenfieber auf unbestimmte Zeit aus. Die weiteren Kandidaten Robert Andrich (Bayer Leverkusen) und Pascal Groß (Borussia Dortmund) wiederum kämpfen mit Verletzungen sowie fehlenden Einsatzzeiten (Andrich) und mit ihrer Form (Groß) – und der im Herbst nominierte und auch aufgestellte BVB-Profi Felix Nmecha fehlt nun ebenfalls verletzt.

Chancen auf eine Nominierung hat deshalb nun Nadiem Amiri, der wie sein Teamkollege Burkardt gerade seit Wochen beim FSV Mainz 05 überzeugt. Erste Wahl auf der Sechserposition der DFB-Elf dürfte aber ein Stuttgarter sein: Bühne frei also für Angelo Stiller in Mailand und Dortmund – ebenso wie für seine VfB-Mannschaftskollegen Nübel und Mittelstädt.

Der Linksverteidiger Mittelstädt hat mit dem Leipziger David Raum wie bei der Europameisterschaft im eigenen Land nur einen Konkurrenten. Und Keeper Nübel kämpft in Abwesenheit der noch immer verletzt fehlenden Nummer eins Marc-André ter Stegen bekanntlich mit dem Hoffenheimer Oliver Baumann um den Platz zwischen den Pfosten. Nagelsmann wollte das zuletzt praktizierte Wechselspiel zwischen Nübel und Baumann ja rund um die Italien-Spiele beenden und sich klar auf einen der beiden festlegen. Baumann feierte zuletzt nach wochenlanger Verletzungspause sein Comeback – an diesem Donnerstag nun dürfte Nagelsmann sein Geheimnis in der Torhüterfrage lüften.

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Erstellt:
12. März 2025, 22:10 Uhr
Aktualisiert:
13. März 2025, 20:39 Uhr

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