Die Volksbank Backnang vermeldet personelle Veränderungen an der Spitze

Bei ihrer Vertreterversammlung im Backnanger Bürgerhaus blickt die Volksbank Backnang auf ein erfolgreiches Jahr 2022 und auf Wachstum im Kundengeschäft zurück. Jürgen Schwab folgt nächstes Jahr als Vorstandsvorsitzender Jürgen Beerkircher nach.

Rolf Barreuther, der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende der Volksbank Backnang, wurde aus dem Gremium verabschiedet und für seine besonderen Verdienste geehrt. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Rolf Barreuther, der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende der Volksbank Backnang, wurde aus dem Gremium verabschiedet und für seine besonderen Verdienste geehrt. Foto: Alexander Becher

Von Andreas Ziegele

Backnang. Die 53. Vertreterversammlung der Volksbank Backnang im Bürgerhaus verlief harmonisch, nachdem das Institut auf ein solides Geschäftsjahr zurückblickt. Die anstehenden personellen Veränderungen waren zum Teil bekannt, aber es gab für die über 200 Vertreter der Versammlung auch eine Überraschung: Der Vorstandsvorsitzende Jürgen Beerkircher geht zum Ende des Jahres in den Ruhestand.

Am Ende der Versammlung wurde es dann noch mal emotional. Der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende und Leiter der Vertretungsversammlung sollte eigentlich nach rund zweieinhalb Stunden die Versammlung nur noch beenden. Ralf Barreuther nutzte die Gelegenheit und bedankte sich nochmals bei allen, die seinen langen Weg bei der Volksbank Backnang begleitet haben. Seine Stimme verriet, dass der 68-Jährige von dieser Situation doch richtig angefasst und bewegt war.

Zuvor hatte er zum letzten und 23. Mal souverän die Versammlung geleitet und durch die lange Tagesordnung geführt. In seiner Begrüßung blickte Barreuther zurück auf seine teilweise bewegte Zeit bei der Volksbank Backnang. Seit Juli 2000 ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Bank. Neben zwei Fusionen (Volks- und Raiffeisenbank Murr-Lauter und Raiffeisenbank Oberstenfeld) hat er drei Vorstandsvorsitzende kommen und gehen sehen: „Begleiten durfte ich Werner Göppinger, Werner Schmidgall und Jürgen Beerkircher mit ihren Vorstandsteams.“ Als weitere spannende Ereignisse nannte er die Einführung des Euros und das 100-Jahr-Jubiläum der Volksbank im Jahr 2002 sowie die Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009. Eines ist ihm dabei besonders wichtig: „Es gab kein einziges kritisches Jahr für unsere Genossenschaftsbank und das ist auch in diesem Jahr wieder so“, betonte er bei der Überleitung zum Bericht des Vorstandsvorsitzenden.

Schwierige Rahmenbedingungen durch die hohe Inflation

Jürgen Beerkircher präsentierte ein solides Geschäftsjahr und blickt trotz der Herausforderungen und schwierigen Rahmenbedingungen durch die hohe Inflation und die steigenden Zinsen optimistisch nach vorne. Die Kundeneinlagen stiegen im Vorjahresvergleich um 4,5 Prozent auf 1,81 Milliarden Euro. „Den Einlagenzuwachs sehen wir mit gemischten Gefühlen“, so Beerkircher vor dem Hintergrund des Verlusts an Kaufkraft des Gelds auf den verschiedenen Konten. Hier empfiehlt er alternative Geldanlagemöglichkeiten, um zumindest einen Teil der Inflation auszugleichen. Das Kreditgeschäft konnte ebenfalls ausgebaut werden. Die Kreditvergabe stieg um 4,3 Prozent auf 1,733 Milliarden Euro, vor allem durch Unternehmensfinanzierungen in der Region. Beerkircher dämpft hier aufgrund der gestiegenen Bauzinsen die Erwartungen: „Wir spüren durchaus, dass die Menschen sensibel auf die gestiegenen Kosten reagieren und sich genau überlegen, ob sie ein Immobilienprojekt noch stemmen können und wollen.“ Eine starke Konjunktur erlebt derzeit das Bausparen.

Deutlich über den Erwartungen lag im Jahr 2022 das Betriebsergebnis. Unter anderem aufgrund eines Sonderfaktors erhöhte es sich um 41 Prozent auf 23,1 Millionen Euro. Das zahlt sich vor allem für die 45285 Menschen aus, die Teilhaber der Volksbank sind. Die Dividende auf die Mitgliedsanteile steigt von zwei auf drei Prozent.

Für die Überraschung des Abends sorgte Jürgen Beerkircher mit seiner Aussage, sein Amt als Vorstandsvorsitzender 2024 an Jürgen Schwab weiterzugeben. Der 55-jährige Schwab ist bereits seit 2016 Mitglied des Vorstands, seit 37 Jahren bei der Volksbank Backnang beschäftigt und kein Unbekannter im Murrtal. Neu in den Vorstand aufrücken wird zum 1. Oktober 2023 Miroslav Starcevic. Der 48-jährige gebürtige Backnanger ist seit 1992 bei der Volksbank beschäftigt. 2015 wurde er Leiter für den Bereich vermögende Privatkunden und freie Berufe und erhielt 2017 Generalvollmacht. Komplettiert wird das Führungstrio durch das Vorstandsmitglied Wolfgang Matt.

Personelle Veränderungen gibt es auch im Aufsichtsrat

Personelle Veränderungen gibt es auch im Aufsichtsrat. Altersbedingt ausscheiden werden aus dem Kontrollgremium der Vorsitzende Rolf Barreuther sowie die Aufsichtsratsmitglieder Dorothea Hütter und Wolfgang Link. Dafür neu in den Aufsichtsrat gewählt wurden an diesem Abend einstimmig Sandra Kümmerlen, Nils Söhnle und Stephanie Tadday. Kümmerlen, 54 Jahre alt, ist Partnerin einer Steuerberatungskanzlei in Backnang. Der 59 Jahre alte gebürtige Backnanger Söhnle ist freiberuflicher Wirtschaftsprüfer und Verwaltungsrat bei der Diakonie Stetten im Remstal und lebt in Backnang. Aus Oberstenfeld kommt die 39-jährige Stephanie Tadday. Sie ist Geschäftsführerin einer Bäckerei und Konditorei und leitet dort die Verwaltung. In ihrem Amt bestätigt wurden die Aufsichtsratsmitglieder Sylvia Benzinger-Kugler, Petra Ferrari und Reinhold Sczuka. In einer konstituierenden Sitzung in der kommenden Woche wird das Gremium seinen neuen Vorsitzenden wählen.

Am Ende wurden die zwei scheidenden Aufsichtsratsmitglieder Dorothea Hütter und Wolfgang Link sowie der Vorsitzende Rolf Barreuther mit hohen Auszeichnungen des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands durch dessen Präsidenten Roman Glaser geehrt. Barreuther erhielt die Ehrennadel in Gold. Mit der Raiffeisen-Schulze-Delitzsch-Medaille wurde Hütter ausgezeichnet und für Link gab es die Ehrenurkunde der Genossenschaft. Für Barreuther hatte Glaser dann noch einen besonderen Abschiedsgruß: „Ich vermeide es normalerweise, von ‚Genossenschaftsurgesteinen‘ zu sprechen. Aber in Ihrem Fall trifft das auf jeden Fall zu.“

Die einzige Frage des Abends blieb dagegen unbeantwortet: „Was hat es mit der Abschreibung von rund 500.000 Euro in der Gewinn- und Verlustrechnung auf sich?“, wollte eine Vertreterin der Versammlung von Jürgen Beerkircher wissen. Der Vorstandsvorsitzende wandte sich Rat suchend an seine Vorstandskollegen, die ihm aber auch nicht weiterhelfen konnten. „Vielleicht liegt es daran, dass wir heute Abend vor allem über die großen Zahlen gesprochen haben“, meinte Beerkircher schmunzelnd. Die Fragestellerin hatte Verständnis und war trotz der ausgebliebenen Antwort zufrieden.

Neue Geschäftsfelder

Dienstleister Ein zentrales Zukunftsthema der Volksbank ist ihre Ausrichtung als genossenschaftlicher Dienstleister, der auch Leistungen über das Bankgeschäft hinaus anbietet. Ein Beispiel ist das von der Volksbank geplante Online-Portal VRNZT.DE. „Wir kreieren mit VRNZT.DE eine Plattform für Handwerk und Dienstleistungen, für Handel, Gastronomie, Immobilien und zur Information“, erklärte Jürgen Beerkircher. „Die regionale Prägung unterscheidet uns dabei von bestehenden Online-Händlern und Dienstleistungsportalen, da der Fokus ganz auf Anbietern und Verbrauchern in der Region liegt.“ Nach einem Relaunch geht VRNZT.DE in den kommenden Monaten mit einem Update mit vielen erweiterten Funktionen neu an den Start. „Wichtig ist es bei allen unseren Vorhaben, stets dem genossenschaftlichen Selbstverständnis treu zu bleiben und zuallererst an den Nutzen für die Menschen in unserer Region zu denken“, sagte Jürgen Beerkircher.

Bauen und Wohnen Wichtige Themen bleiben Bauen und Wohnen. Bereits jetzt ist das 100-prozentige Tochterunternehmen Murrtal Werte GmbH unter anderem als Hausverwalter und bei zahlreichen Bauprojekten in der Region erfolgreich. Beispiele hierfür sind die Beteiligung an den Kronenhöfen in Backnang oder der Bau von Reihenhäusern und einem Mehrfamilienhaus in Auenwald.

Eigene Standorte Zusätzlich ist die Modernisierung der eigenen Volksbankstandorte in Aspach und Murrhardt geplant. An beiden Standorten werden über die Bankräume hinaus Wohnungen entstehen. In enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde entwickelt die Levkas GmbH zudem das Areal Bottwarwiesen in Oberstenfeld städtebaulich. Hier entsteht ein neues Areal für rund 1300 Bürger mit dazugehöriger Infrastruktur. Mit ihren Bauprojekten möchte die Volksbank einen Teil zur nachhaltigen Entwicklung der Region beitragen. pm

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Erstellt:
4. Mai 2023, 06:00 Uhr

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