Die Weiß-Roten schreiben eine schwarze Null

Der sportliche Erfolg macht sich bezahlt: Erstmals seit 2019 weist die VfB AG in ihrem Geschäftsbericht kein Minus aus.

Von Carlos Ubina

Stuttgart - Das war nichts für schwache Nerven. Meint Thomas Ignatzi, der Finanzvorstand des VfB Stuttgart, vor dem Blick auf die Bilanz des Geschäftsjahres 2023. Denn die Zahlen sind dadurch geprägt, dass die Mannschaft durch die Relegation gekommen ist. Seither ging es sportlich steil bergauf in der Fußball-Bundesliga und wirtschaftlich hat sich der Club konsolidiert, nachdem lange die Umsatzeinbußen durch die Coronakrise und Investitionen in den Stadionumbau die Berichte bestimmten. „Jetzt schreiben wir erstmals seit 2019 wieder eine schwarze Null“, sagt Ignatzi, da ein Überschuss von 700 000 Euro dasteht.

Noch im vergangenen Jahr verbuchte die VfB AG ein Minus von 16,6 Millionen Euro für 2022. Diesmal präsentierte der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle auf der Mitgliederversammlung jedoch einen Rekordumsatz von fast 218 Millionen Euro, ein Plus von 63 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Damit lässt sich gut arbeiten. Die positive Entwicklung beruht auf erhöhten TV- und Spielbetriebserlösen (56,8 Millionen Euro/35,8) sowie mehr Sponsorengeldern (30,4). Auch der Handel floriert (94,9).

„Wir haben den Turnaround aus eigener Kraft geschafft“, sagt Ignatzi. Doch dafür war eine Reihe von Anstrengungen notwendig. Dazu gehörten die Transfereinnahmen durch die Wechsel von Wataru Endo (20 Millionen Euro), Konstantinos Mavropanos (20), Borna Sosa (8) und zuvor schon von Naouriou Ahamada (12) und Alexis Tibidi (2,6). Mulmig hätte es da einem werden können bei der Saisonprognose. Aber es ist anders gekommen. Der VfB ist jetzt ein Champions-League-Verein und kann Porsche zu seinen Investoren zählen. Beide Tranchen à 20 Millionen Euro sind für insgesamt zehn Prozent der VfB-Anteile geflossen. Das hilft – auch in der Zukunft. „Wir sind in der Lage, weiter ausgewogen in den Kader und in die Infrastruktur zu investieren“, sagt Ignatzi.

Das macht der Sportvorstand Fabian Wohlgemuth in Zusammenarbeit mit Wehrle. Dabei stößt der VfB bei den Ablösesummen in neue Dimension vor. Ermedin Demirovic kostete in diesem Sommer 21 Millionen Euro, um ihn vom FC Augsburg loszueisen. So viel Geld wurde noch nie für einen Profi ausgegeben. Dennoch sind die Stuttgarter bemüht, nicht in die Champions-League-Falle zu tappen. Diese birgt gleich zwei Gefahren. Zum einen, dass die Mannschaft durch die Doppelbelastung ins Straucheln gerät. Zum anderen, dass der Kader mittelfristig zu teuer wird.

An Personalkosten weist der VfB fast 106 Millionen Euro aus. Etwa 70 Millionen Euro davon sind für die Lizenzspieler. Deutlich gestiegen ist bei einem Gesamtaufwand von 217,2 Millionen Euro der Bereich Spielbetrieb (38). Das liegt an den DFB-Pokalspielen, die in Stuttgart ausgetragen wurden. Auf 50,2 Millionen Euro werden die sonstigen Aufwendungen summiert. Wie hoch die Verbindlichkeiten liegen, will der VfB nicht präzisieren, nur so viel: ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag. Der VfB sei aber gesund unterwegs. „Wir haben ein gutes Ergebnis erzielt“, bilanziert Ignatzi.

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Erstellt:
28. Juli 2024, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
29. Juli 2024, 21:54 Uhr

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