Arbeitsmarkt

Dieses Problem zu lösen, kostet mehr als 1000 Euro

Die Bundesregierung will Langzeitarbeitslosen 1000 Euro zahlen, wenn sie eine Stelle annehmen. Die grundlegenden Probleme am Arbeitsmarkt wird das nicht lösen, meint Hauptstadtkorrespondent Tobias Heimbach.

Problem am Arbeitsmarkt: Trotz Fachkräftemangels sind viele Langzeitarbeitslose nur schwer in einen Job zu vermitteln.

© picture alliance/dpa/Sonja Wurtscheid

Problem am Arbeitsmarkt: Trotz Fachkräftemangels sind viele Langzeitarbeitslose nur schwer in einen Job zu vermitteln.

Von Tobias Heimbach

Schon seit einer ganzen Weile gibt es eine sonderbare Gleichzeitigkeit auf dem deutschen Arbeitsmarkt: Es fehlen Arbeitskräfte, zugleich gibt es fast eine Million Menschen, die seit einem Jahr oder länger keine Arbeit haben – die sogenannten Langzeitarbeitslosen.

Die Bundesregierung will ihnen nun einen neun Anreiz zum Arbeiten bieten. Langzeitarbeitslose sollen einen Bonus von 1000 Euro erhalten, wenn sie einen Job annehmen und ihn 12 Monate lang behalten. Es ist nachvollziehbar, wenn man bei diesem Bonus ein gewisses Gefühl von Ungerechtigkeit verspürt. Denn eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass sich Menschen eine Arbeit suchen. Trotzdem handelt es sich um eine gute Idee – auch wenn man von ihr keine Wunderdinge erwarten sollte. Denn sie ändert nichts an den eigentlichen Schwierigkeiten im Arbeitsmarkt.

Häufig fehlt die Qualifikation

Denn das Grundproblem liegt hier: Offene Stellen und verfügbare Arbeiter passen häufig nicht zusammen. Laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit gehören zu den Branchen mit den meisten offenen Stellen unter anderem Medizinberufe, Mechatronik und Metallbau – Berufe, für die man eine Ausbildung braucht. Für diese Jobs fehlt vielen Langzeitarbeitslosen häufig die Qualifikation.

Zudem haben Langzeitarbeitslose oft eine geringe „Beschäftigungsfähigkeit“, wie Experten sagen. Ihnen fällt es schlicht schwer, jeden Morgen pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Wer nie lange arbeitslos war, dem fällt es schwer, sich das vorzustellen. Hinzu kommen oftmals gesundheitliche Probleme, oft auch Suchtprobleme, berichten Sachbearbeiter der Arbeitsagentur. Man muss sie lange fördern, bis sie wieder arbeitsfähig sind.

Gleichzeitig stimmt: Es werden auch Menschen gesucht, die Regale im Supermarkt einräumen oder Bahnhöfe sauber halten. Wer eine solche Stelle in Aussicht hat, mag vielleicht durch einen solchen Bonus überzeugt werden. Doch der große Mangel an Arbeitskräften wird so nicht gelöst – und auch nicht das Problem der Langzeitarbeitslosen.

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Erstellt:
2. Oktober 2024, 16:53 Uhr

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