Digitale Schnitzeljagd wird volljährig

Heute feiern Schatzsucher weltweit den internationalen Geocaching-Tag – Auch in Backnang gibt es digitale Schnitzeljagden

GPS-Gerät gibt die Richtung vor. Foto: A. Becher

GPS-Gerät gibt die Richtung vor. Foto: A. Becher

Von Philip Kearney

BACKNANG. Für Freunde der digitalen Schnitzeljagd ist heute ein ganz besonderer Tag. Denn an diesem Samstag wird der 18. internationale Geocaching-Tag mit Veranstaltungen weltweit gefeiert und die moderne Schnitzeljagd wird somit volljährig. Sie stammt ursprünglich aus den Vereinigten Staaten. Dort befinden sich auch die meisten und ältesten Caches, so nennt man die Verstecke beziehungsweise Behälter, nach denen die Geocacher suchen. Der allererste Cache, der in Deutschland platziert wurde, heißt „First Germany“ und ist mittlerweile archiviert. Heute sind über zehn Prozent aller Caches weltweit in Deutschland platziert. Damit liegt Deutschland auf Platz zwei in der weltweiten Rangliste in der Anzahl an Caches.

In Backnang und der Umgebung sind zurzeit über 1800 Caches versteckt. Ob am Mühlkanal, in der Backnanger Innenstadt oder an der Murr. Fast überall kann man sich auf die Suche nach einem nahe liegenden Cache begeben. Die zurückzulegende Distanz, das Terrain, die Schwierigkeit sowie die Größe der Caches sind auf www.geocaching.com angegeben. Besonders beliebt sind in Backnang und der Umgebung Verstecke in verlassenen Plätzen und im Plattenwald. Vor allem der Plattenwald ist ein echtes Paradies für Geocacher. Eine Vielzahl an unterschiedlichen Caches mit unterschiedlichen Aufgaben befindet sich im Wald versteckt. Es gibt viele verschiedene Cachetypen.

Zu den am häufigsten anzutreffenden Cachetypen gehören der „Traditional-Cache“, der „Multi-Cache“ und der „Mystery-Cache“. Während bei „Traditional-Caches“ die Koordinaten des Versteckes direkt veröffentlicht werden, müssen bei „Multi-Caches“ oft zunächst unterschiedliche Aufgaben gelöst werden, um an die Koordinaten des Caches zu gelangen. Der „Multi-Cache“ ähnelt der Schnitzeljagd, wie sie viele noch aus Kindheitstagen kennen, am meisten. Um an die genauen Koordinaten des „Mystery-Caches“ zu gelangen, muss zuvor ein Rätsel gelöst werden.

Manchmal findet man bei einem Cache auch einen Tauschgegenstand vor. Hierbei gilt: Tauschgegenstände dürfen nie minderwertig getauscht werden. Findet man einen Cache, dann trägt man seinen Benutzernamen samt Datum in eine Art Liste namens Logbuch, welche sich im Behälter befindet, ein.

Die meisten Caches befinden sich in der Natur. In Städten gestaltet sich das Verstecken etwas schwieriger, da beispielsweise eine Dose als Cache schnell für Müll gehalten und entsorgt werden kann. Arne Muthmann ist technischer Direktor und Koordinator des Unternehmens Geheimpunkt, das individuelle GPS-Schatzsuchen für Firmenevents entwickelt. Laut ihm ist beispielsweise „das Versteck eines Caches unter einer Baumwurzel im Wald ein echter Klassiker“. Die Größe der Caches kann dabei stark variieren. Von einer Fingernagelbox bis zu einem kompletten Raum, Muthmann hat schon fast alles erlebt.

Für Anfänger reicht ein GPS-Empfänger, eine Cachebeschreibung und ein Stift oder Stempel als Ausstattung aus. Anstelle eines GPS-Geräts kann auch fast jedes Smartphone genutzt werden. Mit der kostenlosen Geocaching-App kann man sich zudem zu nahe liegenden Caches navigieren lassen.

Die meisten Geocacher sind zwischen 20 und 40 Jahren alt. Muthmann hat allerdings auch schon viele Kinder und ältere Menschen beim Geocachen entdeckt. Ob die traditionelle Schnitzeljagd nicht mehr zeitgemäß ist, sei laut Muthmann schwer zu sagen, da keine genauen Teilnehmerzahlen bekannt seien. „Die traditionelle Schnitzeljagd ist immerhin auch ein kleiner Bestandteil von Geocaching“, sagt Muthmann. Vom Pokémon-Go-Hype im Sommer 2016 habe Geocaching laut Muthmann nicht profitiert. Im Gegenteil: „Viele Geocacher haben die Pokémon-App selbst ausprobiert, allerdings schnell enttäuscht festgestellt, dass Pokémon Go komplett anders ist“, sagt Muthmann.

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Erstellt:
18. August 2018, 06:00 Uhr

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