Doppeltes Babyglück: zwei Koalas geboren

Große Freude in der Wilhelma: Erstmals gibt es Nachwuchs bei den Publikumslieblingen in der Australienwelt, den Koalas. Die beiden Weibchen Scarborough und Auburn sind Mütter geworden.

Gleich zwei Koala-Weibchen in der Wilhelma haben Nachwuchs. Die Babys sind noch im Beutel und noch nicht voll zu sehen.

© Wilhelma/Terra Australis

Gleich zwei Koala-Weibchen in der Wilhelma haben Nachwuchs. Die Babys sind noch im Beutel und noch nicht voll zu sehen.

Von Iris Frey

Stuttgart - Wochen und Monate wurde gerätselt. Fast war es wie zu Wilbärs Zeiten, des Bären, der nach seiner Geburt vier Monate unbemerkt aufwachsen durfte, bis die Wilhelma an die Öffentlichkeit ging. Nun hat Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin kurz vor Weihnachten das große Geheimnis gelüftet: Gleich beide Koalaweibchen in der Terra Australis sind Mutter geworden. Die fünfjährige Scarborough, kurz genannt Scar, und die fast vierjährige Auburn. Sie waren zusammen mit den Männchen Aero (geboren am 11. Mai 2018) und Navy (geboren am 8. Dezember 2020) vor eineinhalb Jahren aus dem australischen Queensland von der Dreamworld Foundation von Pflegerin Michele Barnes nach Stuttgart gebracht worden – und waren seitdem die Publikumslieblinge der im Juli 2023 eröffneten Terra Australis.

Im Frühjahr begannen die Schäferstündchen für die kuscheligen Beuteltiere. Da standen die Türen für das sechsjährige Männchen Aero zu beiden Weibchen offen. Aero interessierte sich für beide, offensichtlich mit Erfolg: Der Wunsch nach Nachwuchs für die in Australien bedrohte Tierart hat sich nun erfüllt – und das gleich im Doppelpack.

Die beiden Mütter Scar und Auburn tragen ihren Nachwuchs noch im Beutel. Der Geburtstermin bei beiden Koalababys war Mitte Juni, mit zehn Tagen Unterschied. Das Besondere dabei: Die beiden Weibchen sind fast zeitgleich Mutter geworden. Ihre Babys haben sie etwa 35 Tage getragen, bevor sie nackt und blind auf die Welt kamen und in den Beutel gekrochen sind. Während der Schwangerschaft haben die beiden Koalaweibchen zusätzlich zu ihrem üblichen Eukalyptus noch andere Arten gefressen, die die Wilhelma selbst züchtet. Ihre Schwangerschaften waren nach Auskunft Kölpins „kurz und unspektakulär“. Denn die Koalaweibchen tragen ihre Kinder nur 35 Tage, bis sie zur Welt kommen. Deshalb sind die Babys bei der Geburt auch nur so groß wie ein Gummibärchen und haben zunächst nur ausgebildete Vorderpfoten.

Und sie müssen sich anstrengen, um in den schützenden Beutel der Mutter zu gelangen: Die Mutter legt mit ihrem Speichel eine Spur von der Scheide bis zu ihrem Beutel. Das Neugeborene, das nackt und blind ist, muss anhand der Speichelspur den Weg in den Beutel finden. Manchmal schaffen es die Kleinen nicht und sterben vorher auf dem Weg durch das Fell. Das ist ein ziemlich schwieriger Moment.

Im Beutel saugt sich das Baby dann an den Zitzen fest, die daraufhin anschwellen. Dort trinkt es, wird nur mit Muttermilch ernährt. Erst wenn der Koalanachwuchs aus dem Beutel herauskommt, etwa sechs Monate nach der Geburt, beginnt er, Eukalyptus zu fressen. Zuvor hat es noch den sogenannten Pap gegessen, einen im Blinddarm der Muttertiere gebildeten sehr weichen Kot. Er enthält neben wichtigen Proteinen auch Mikroorganismen, die für die Entwicklung des Verdauungssystems der Jungtiere lebenswichtig sind. Nur mit deren Hilfe können sie ab einem Alter von sechs bis sieben Monaten die eigentlich giftigen Eukalyptusblätter fressen und verdauen.

Zoodirektor Thomas Kölpin sagt: „Ich bin so glücklich, dass sich die Tiere so schnell eingelebt und Nachwuchs bekommen haben. Das zeigt mir, wie erfolgreich der Transfer war.“ Er lobt Revierleiterin Thali Bauer, Stellvertreter Marcel Schneider und ihr Pflegerteam, die optimale Bedingungen geschaffen hätten. „Es ist der erste Koalanachwuchs in Süddeutschland. Das ist sensationell und freut uns extrem“, sagt Kölpin. Den Müttern gehe es gut, sie seien nicht gestresst und fürsorglich. Doch die Wilhelma-Besucher sollten nicht zu hohe Erwartungen haben, denn die Kleinen sind noch nicht vollständig zu sehen. Mal sei ein Ärmchen zu erkennen, mal eine Pfote oder ein Köpfchen.

Da spitzelt doch was raus ... Wilhelma/Terra Australis

Wann Besucher die kuscheligen Neuankömmlinge komplett sehen können, ist noch offen. Die Chance steige aber mit jedem Tag, verspricht Kölpin. Er rechnet nun mit einem größeren Besucherandrang in der Wilhelma, deshalb werde auch ein Sicherheitsdienst eingesetzt. Und erst wenn man ihr Geschlecht kennt, bekommen die beiden Babys einen Namen. Dafür machen Vertreter der First Nation in Australien Vorschläge.

Öffnungszeiten Der Zoo ist bis zum 23. Dezember von 8.15 bis 16.30 Uhr geöffnet, am 24. Dezember von 8.15 bis 15.30 Uhr. Vom 25. bis 30. von 8.15 Uhr bis 16.30 Uhr, am 31. von 8.15 bis 15.30 Uhr und vom 1. bis zum 31. Januar wieder von 8.15 bis 16.30 Uhr.

Zum Artikel

Erstellt:
16. Dezember 2024, 22:10 Uhr
Aktualisiert:
16. Dezember 2024, 23:55 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen