Drei bewerben sich ums Weissacher Rathaus
Daniel Gutmann, Daniel Bogner und Lena Weller sind die drei offiziellen Kandidaten um den Posten des neuen Bürgermeisters oder der neuen Bürgermeisterin in Weissach im Tal. Das hat gestern Abend der Wahlausschuss der Gemeinde bestätigt. Alle drei rechnen sich gute Chancen aus.
Von Melanie Maier
Weissach im Tal. Auch gestern sind keine neuen Bewerbungen um das Bürgermeisteramt in Weissach im Tal mehr eingegangen. Bis 18 Uhr wäre es noch möglich gewesen, Anschreiben und Lebenslauf in den Briefkasten des Rathauses in Unterweissach einzuwerfen, doch das sei nicht geschehen, erklärt Hauptamtsleiterin Anne Karpf. Somit bleibt es bei den drei bereits bekannten Kandidaten Daniel Gutmann, Daniel Bogner und Lena Weller. Sie konkurrieren darum, das Amt von Nochbürgermeister Ian Schölzel zu übernehmen. Schölzel wird am 17. März seinen neuen Posten als Erster Bürgermeister in Waiblingen antreten.
Daniel Gutmann war der Erste, der seinen Hut in den Ring geworfen hat. Geboren wurde der 30-Jährige in Waiblingen, aufgewachsen ist er in Waiblingen-Neustadt. Heute lebt Gutmann mit seiner Frau Jana und den drei Kindern Emily (acht Jahre), Melina (fünf Jahre) und Mika (neun Monate) im Auenwalder Ortsteil Unterbrüden. Der gelernte Einzelhandelskaufmann ist Filialleiter eines Familienunternehmens in Weinstadt-Endersbach. Seit Oktober 2021 belegt er an einer Fernuniversität einen Bachelorstudiengang im Bereich Politikwissenschaft, Verwaltungswissenschaft und Soziologie. Das Studium würde er aber im Falle eines Wahlerfolgs ein Semester lang pausieren, um sich ganz auf seine neue Tätigkeit zu konzentrieren.
Der Wahlkampf sei gut angelaufen, sagt Gutmann. Er habe „den einen oder anderen Verein besucht“, Flyer verteilt und viele Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern geführt. Über die Resonanz sei er „sehr glücklich und zufrieden“, auch wenn es kritische Nachfragen gebe. Was er als Bürgermeister angehen wollen würde, wäre das Thema Kommunikation und Transparenz. „Viele Bürger, die bei der Verwaltung etwas angesprochen haben, haben das Gefühl: Da passiert nichts. Ich persönlich glaube schon, dass Herr Schölzel viel bewegt hat. Aber vielleicht ist das nicht immer so richtig kommuniziert worden“, sagt Gutmann.
Im Hinblick auf seine Erfolgschancen ist er „total zwiegespalten“: „Es gibt schon Momente, in denen ich mich frage, ob der ganze Aufwand, den ich betreibe, zum Erfolg führt. Aber die vielen Gespräche zeigen mir, dass ich Chancen habe.“
Daniel Bogner hat seine Bewerbung knapp eine Woche nach Daniel Gutmann abgegeben. Der 28-Jährige ist seit 2020 Leiter der Stadtkämmerei in Lorch. Zuvor leitete der gebürtige Backnanger vier Jahre lang die Kämmerei der Gemeinde Simmersfeld (Landkreis Calw). Bogner wuchs in Sulzbach an der Murr auf, dort lebt er auch heute wieder. Er absolvierte ein Bachelorstudium an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg mit dem Fokus auf Wirtschaft und Finanzen sowie das berufsbegleitende Masterstudium Business Development mit Schwerpunkt Public Management an der Steinbeis Business Academy. Bogner ist liiert.
Was den Wahlkampf betrifft, so sei er nun seit fast drei Wochen „voll dabei“, sagt Bogner. Da er aber nach wie vor in Vollzeit arbeitet und nur einzelne Tage für den Wahlkampf freinimmt, sei es „eine sehr, sehr fordernde Zeit“. Bei Gesprächen mit Bürgern habe er viel über die Gemeinde gelernt, „was über den Haushaltsplan hinausgeht“. Die Verkehrssituation an der Welzheimer Straße sei vielen ein Anliegen. „Da stehen jetzt nicht die großen Investitionen an, aber das Thema bewegt die Bürger.“ Auch Spielplätze oder Wohnen für Senioren seien den Weissachern wichtig.
Was die Wahl angeht, zeigt Bogner sich zuversichtlich: „Man kann natürlich nicht mehr tun als seinen Hut in den Ring werfen und Gas geben. Am Ende stimmen die Bürger über ihren nächsten Bürgermeister oder ihre Bürgermeisterin ab. Aber ich denke, ich bringe mit meiner Ausbildung und Stellung als Kämmerer ein gutes Profil mit – und ich glaube, das sehen die Leute auch.“
Lena Weller könnte die erste Rathauschefin in Weissach im Tal werden. Die 26-Jährige arbeitet in leitender Funktion im Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben im sächsischen Schleife. Sie ist in der Tälesgemeinde aufgewachsen und hat das Abitur am Bildungszentrum gemacht. Ihr Bachelorstudium absolvierte sie im Fach „Governance and Public Policy“ an der Universität Passau. Zudem hat sie zwei Masterabschlüsse: einen von der Universität Erfurt in Staatswissenschaften mit den Schwerpunkten Politikwissenschaft und öffentliches Recht und einen in politischer Psychologie von der Bournemouth University in England. Weller ist liiert.
Auch sie musste ihre Führungstätigkeit und den Wahlkampf bisher vereinbaren. „Das war natürlich sehr herausfordernd“, sagt sie. Bis zur Wahl hat sie sich nun aber freigenommen, um sich voll auf den Wahlkampf zu konzentrieren. „Ich möchte immer ansprechbar sein und mit möglichst vielen Leuten ins Gespräch kommen“, sagt sie. Themen, die die Weissacherinnen und Weissacher besonders bewegen, sind aus ihrer Sicht der Verkehr („Haben wir ausreichend Fuß- und Fahrradwege? Wo fahren Autos zu schnell?“), der Fachkräftemangel – vor allem im Bildungs- und Erziehungsbereich –, die Altenpflege sowie die Barrierearmut in der Gemeinde („Nutzen wir wirklich jedes Potenzial, um die Gemeinde für alle Altersklassen gerecht zu gestalten?“).
Für ihre Bewerbung rechnet sich Weller gute Chancen aus, „sonst würde ich mich nicht zur Wahl stellen. Ich erfahre sehr viel Unterstützung und bin davon überzeugt, dass ich einen guten Job machen würde. Am Ende entscheiden aber selbstverständlich die Bürgerinnen und Bürger.“
Die vier Fraktionen im Weissacher Gemeinderat haben sich bereits mit allen drei Kandidaten beschäftigt. Die CDU/Freie Wählervereinigung unterstützt keinen Bewerber, ist aber der Meinung, dass jeder von ihnen „das Zeug“ für dieses Amt habe, auch wenn unterschiedliche Qualifikationen vorliegen. „Die Wählerinnen und Wähler haben Ende März eine echte Wahl“, betont Fraktionssprecher Jörg Schaal. Ob eine Bewerberin oder ein Bewerber ein Parteibuch vorweisen könne, sei bei einer Gemeinde mit rund 7400 Einwohnern „sicherlich nicht wahlentscheidend“.
Die Unabhängige Bürgerliste Weissach im Tal teilt mit, „wir sind aktuell dabei, für uns eine Tendenz zu untermauern“. Vor der Wahl beabsichtigen die Mitglieder aber keine Empfehlung abzugeben.
Auch die Liste Weissacher Bürger favorisiert nicht einhellig einen Kandidaten beziehungsweise eine Kandidatin für das Amt. „Fest steht, dass wir mehr als eine gute Bewerbung mit ganz unterschiedlichem Profil haben. Damit besteht tatsächlich eine Wahl, was uns sehr freut!“, sagt Fraktionssprecher Luciano Longobucco. Er rät den Bürgerinnen und Bürgern, sich selbst ein Bild von den drei Kandidaten zu machen.
Die Mitglieder der SPD sind ebenfalls erfreut, dass sich mehrere Kandidaten zur Wahl stellen werden. „Das ist bester demokratischer Brauch“, sagt Fraktionssprecherin Irmgard Hestler. „Ganz besonders freuen wir uns natürlich über die Kandidatur einer jungen Frau und stehen hinter ihr.“
Foto: privat Foto: privat Foto: privatBKZ-Wahlpodium Zu einem ersten Aufeinandertreffen der drei Kandidaten kommt es bei einem BKZ-Wahlpodium am Mittwoch, 9. März, um 19 Uhr in der Seeguthalle in Cottenweiler. Die Diskussionsrunde wird von Redaktionsleiter Kornelius Fritz moderiert. Teilnahme nur nach Voranmeldung per E-Mail an wahlpodium@bkz.de. In der Halle gilt die 3-GRegel. Das Wahlpodium wird auch per Livestream übertragen.
Kandidatenvorstellung Am Dienstag, 15. März, bietet die Gemeinde den Kandidaten von 19 Uhr an eine weitere Gelegenheit, sich zu präsentieren (ebenfalls in der Seeguthalle). Plätze müssen bis Freitag, 11. März, reserviert werden. Interessierte schicken eine E-Mail an wahlen@weissach-im-tal.de, in der sie ihren vollständigen Namen, ihre Telefonnummer sowie die Anzahl der zu reservierenden Plätze (maximal zwei) angeben. Die Veranstaltung wird über den Youtube-Kanal der Gemeinde live übertragen.
Jugendreferat Das Jugendreferat Weissach plant am Freitag, 18. März, um 18 Uhr eine Fragerunde für Jugendliche mit den drei Kandidaten. Ob diese in Hybridform oder rein digital über die Plattform Zoom stattfindet, steht noch nicht fest. Die Anmeldedaten werden rechtzeitig bekannt gegeben.