Drei Visionen fürs Weissacher Rathaus

Die drei Bürgermeisterkandidaten für Weissach im Tal präsentieren sich am Mittwoch in der Seeguthalle vor rund 180 Zuschauern.

Die drei Kandidaten Lena Weller (von links nach rechts), Daniel Bogner und Daniel Gutmann diskutieren rund zwei Stunden lang mit Redaktionsleiter Kornelius Fritz. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Die drei Kandidaten Lena Weller (von links nach rechts), Daniel Bogner und Daniel Gutmann diskutieren rund zwei Stunden lang mit Redaktionsleiter Kornelius Fritz. Foto: A. Becher

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Am 17. März wird Weissachs Nochbürgermeister Ian Schölzel die Tälesgemeinde – zumindest beruflich – verlassen und in Waiblingen sein neues Amt als Erster Bürgermeister antreten. Um seine Nachfolge als Rathauschef bewerben sich drei Kandidaten: der 30-jährige Daniel Gutmann, Filialleiter einer Elektrogerätehandlung in Weinstadt-Endersbach, der 28-jährige Daniel Bogner, Leiter der Stadtkämmerei in Lorch, und die 26-jährige Lena Weller, Leiterin des staatlichen Bildungszentrums in Schleife (Sachsen).

Sie stellten sich am Mittwochabend beim BKZ-Wahlpodium in der Seeguthalle in Cottenweiler vor rund 180 Zuschauern den Fragen von Redaktionsleiter Kornelius Fritz. Im Fokus standen die vier Themenblöcke Ortsentwicklung (Wohnen und Gewerbe), Verkehr und Mobilität, Ökologie und Klimaschutz sowie Bürgerbeteiligung und moderne Verwaltung.

Wohnen/Gewerbe: Einer Erhebung der Industrie- und Handelskammer zufolge hat Weissach im Tal rund 7400 Einwohner, aber nur 1083 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze – wenig für eine Gemeinde dieser Größe. Redaktionsleiter Kornelius Fritz wollte von den drei Bürgermeisteraspiranten wissen, ob sie zusätzliche Gewerbegebiete ausweisen würden, um etwas an der Situation zu verändern. „Wir haben gar keine andere Möglichkeit, als dieses Thema zu forcieren“, sagte Daniel Gutmann. Es sei nicht möglich, den Haushalt Jahr für Jahr mit Grundstücksverkäufen auszugleichen. Er könne sich vorstellen, den Gewerbestandort „Wanne“ zu erweitern. Von einem möglichen Gewerbegebiet „Gehrnklinge“, wie es bereits im Gemeinderat diskutiert wurde, würde sich Daniel Bogner erst ein eigenes Bild verschaffen wollen. Auch er würde eher das Gebiet „Wanne“ vergrößern wollen. Ein interkommunales Gewerbegebiet könnte er sich ebenfalls vorstellen. Das hält auch für Lena Weller eine attraktive Option. „Gerade wenn man sich anschaut: Wo können wir bei uns etwas umsetzen? So viel gibt es einfach nicht mehr.“ Dennoch komme man um dieses Thema nicht herum. Es sei aber wichtig, die Gewerbegebiete so zu erweitern, dass neue Arbeits- und Ausbildungsplätze in der Gemeinde entstehen und nicht „auf Biegen und Brechen“ zu expandieren. Beim Thema Wohnen waren sich die Kandidaten einig, dass der ländliche Charakter der Ortsteile bewahrt werden solle. Gutmann sah Potenzial für weitere Wohnflächen, etwa in den Hutzelgärten. Bogner meinte, im Kernort Unterweissachs müsse man auch über Mehrfamilienwohnen nachdenken, in Wattenweiler sei das sicher anders: „Es muss eine gute Durchmischung da sein.“ Weller regte an, den vorhandenen Wohnraum sinnvoll zu nutzen, indem man Leerstände beseitigt oder als Verwaltung vermittelt – etwa zwischen Familien, die mehr Fläche brauchen, und Senioren, die langfristig eher in einer barrierefreien Wohnung statt einem Haus wohnen wollen. Wichtig wäre ihr, bezahlbaren, aber auch klimafreundlichen Wohnraum zu schaffen.

Verkehr/Mobilität Das Mobilitätskonzept, das die Gemeinde derzeit entwickelt, hat unter anderem ergeben, dass das Auto nach wie vor das dominierende Fortbewegungsmittel in Weissach im Tal ist. Fritz hakte bei Weller nach, was sie dagegen unternehmen würde. Weller sieht eine Stellschraube bei Rad- und Fußgängerwegen. Diese müssen aus ihrer Sicht sicherer werden. Von Gutmann wollte Fritz wissen, wie er zu schnelle Autofahrer dazu bewegen wolle, langsamer zu fahren. Der Befragte nannte Rüttelstreifen als eine Möglichkeit, vor allem in den 30er-Zonen. Bogner brachte weitere städtebauliche Maßnahmen wie Verkehrsinseln, Parkbuchten und alternative Straßenführungen ins Spiel, aber auch restriktive Maßnahmen wie mobile Blitzanhänger. Was den öffentlichen Nahverkehr angeht, hielt Bogner eine Absprache mit den Betreibern für wichtig: „Es bringt natürlich nichts, wenn der Bus öfter fährt, dafür aber öfter leer ist.“ Er würde auch nach individuellen Lösungen suchen wollen, etwa Ruftaxis öfter bereitzustellen. Gutmann könnte sich vorstellen, einen zweiten Bürgerbus anzubieten.

Ökologie/Klimaschutz Den am Rand von Unterweissach geplanten Solarpark würden alle drei Bewerber unterstützen. Gutmann würde das Konzept aber nicht „eins zu eins“ umsetzen, sondern versuchen wollen, wenigstens einen Teil der Ackerfläche zu bewahren, etwa über Agrosolaranlagen – auch wenn die Kosten höher wären. Weller erachtete den Solarpark als notwendig. Vom Land komme die Vorgabe, zwei Prozent der Flächen für Windkraft und Fotovoltaikanlagen bereitzustellen. Wichtig fand sie, die Energiegenossenschaft bei dem Projekt ins Boot zu holen, damit auch die Bürgerinnen und Bürger profitieren können. Bezüglich der konkreten Umsetzung müsse sie sich die Pläne vorher erst genau anschauen. Das würde Bogner ebenfalls so machen wollen. Auch er fände eine Beteiligung der Energiegenossenschaft sinnvoll. Das Projekt, sagte er, sei schon so weit gediehen, dass es auf jeden Fall durchgeführt werde, „es geht nur noch um die Frage: Wer wird tatsächlich auch Mitbetreiber?“ Den geplanten Spielplatz Auenpark in Oberweissach – ein großes Vorhaben, das auch Familien mit Kindern von außerhalb anziehen soll – hielt Gutmann für ein interessantes und beeindruckendes Projekt. Er verstehe aber auch die Einwände der Anwohner, die sich seiner Einschätzung nach „ein Stück weit übergangen fühlen“. Die Verwaltung hätte mehr und transparenter kommunizieren sollen. Bogner sagte, es werde sicher ein „ganz toller Spielplatz“, warf jedoch die Frage auf, ob die Mittel nicht breiter hätten gestreut werden können – also auf mehrere kleine, statt einen großen Spielplatz. Da das Projekt schon so weit fortgeschritten sei, müsse man es aber zum Ende bringen. Laut Weller „musste an dieser Stelle etwas gemacht werden“, da die Geräte auf dem vorhandenen Spielplatz teils schon marode gewesen seien. Dass ein solches Projekt mit den Anliegern zusammen gestaltet werden sollte, sei klar – genauso, dass die kleineren Spielplätze weiterhin benötigt werden. Sie sehe aber auch eine Nachfrage für den Auenpark.

Bürgerbeteiligung/moderne Verwaltung Wie die Bürgerinnen und Bürger im Alltag an kommunalpolitischen Entscheidungen beteiligt werden können, darum ging es in der letzten Runde. Weller würde gerne mehr Orte der Beteiligung schaffen. „Es ist immer die Frage: Muss der Bürger oder die Bürgerin irgendwo hingehen, um sich beteiligen zu können, oder findet die Beteiligung im alltäglichen Leben statt – da, wo ich sowieso bin?“ Informationen zu relevanten Vorgängen könnten den Bürgern zum Beispiel beim Friseur oder in der Supermarktschlange zugänglich gemacht werden. Bogner würde gerne mehr Dienstleistungen online anbieten. Außerdem würde er sich, wo möglich, unbürokratisch und schnell für die Belange der Bürger einsetzen wollen. Für Gutmann müssten vor allem Transparenz, Ehrlichkeit und Kommunikation in der Verwaltung im Vordergrund stehen.

BKZ-Wahlpodium zur Bürgermeisterwahl in Weissach im Tal.

Die Kandidaten Lena Weller, Daniel Bogner und Daniel Gutmann stellen sich zur Wahl.

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// BKZ-Wahlpodium, Bürgermeisterwahlen in Weissach im Tal, Podiumsveranstaltung ...
// BKZ-Wahlpodium, Bürgermeisterwahlen in Weissach im Tal, Podiumsveranstaltung in der Seeguthalle mit den Kandidaten Lena Weller, Daniel Bogner und Daniel Gutmann (von links).

© Alexander Becher

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// BKZ-Wahlpodium, Bürgermeisterwahlen in Weissach im Tal, Podiumsveranstaltung in der Seeguthalle, Kandidatin Lena Weller.

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// BKZ-Wahlpodium, Bürgermeisterwahlen in Weissach im Tal, Podiumsveranstaltung in der Seeguthalle, Kandidat Daniel Bogner.

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// BKZ-Wahlpodium, Bürgermeisterwahlen in Weissach im Tal, Podiumsveranstaltung in der Seeguthalle, Kandidat Daniel Gutmann.

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// BKZ-Wahlpodium, Bürgermeisterwahlen in Weissach im Tal, Podiumsveranstaltung. Lena Weller.

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// BKZ-Wahlpodium, Bürgermeisterwahlen in Weissach im Tal, Podiumsveranstaltung in der Seeguthalle, unter den Zuschauern Bürgermeister Ian Schölzel und sein Vorgänger Rainer Deuschle (rechts).

© Alexander Becher

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// BKZ-Wahlpodium, Bürgermeisterwahlen in Weissach im Tal, Podiumsveranstaltung in der Seeguthalle mit den Kandidaten Lena Weller, Daniel Bogner und Daniel Gutmann, es moderierte BKZ-Redaktionsleiter Kornelius Fritz (von links).

© Alexander Becher

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// BKZ-Wahlpodium, Bürgermeisterwahlen in Weissach im Tal, Podiumsveranstaltung in der Seeguthalle mit den Kandidaten Lena Weller, Daniel Bogner und Daniel Gutmann

© Alexander Becher

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// BKZ-Wahlpodium, Bürgermeisterwahlen in Weissach im Tal, Podiumsveranstaltung in der Seeguthalle, Kandidatin Lena Weller im Gespräch mit BKZ-Redaktionsleiter Kornelius Fritz.

© Alexander Becher

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// BKZ-Wahlpodium, Bürgermeisterwahlen in Weissach im Tal, Podiumsveranstaltung in der Seeguthalle mit den Kandidaten Lena Weller, Daniel Bogner und Daniel Gutmann

© Alexander Becher

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// BKZ-Wahlpodium, Bürgermeisterwahlen in Weissach im Tal, Podiumsveranstaltung in der Seeguthalle. Kandidat Daniel Bogner.

© Alexander Becher

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// BKZ-Wahlpodium, Bürgermeisterwahlen in Weissach im Tal, Podiumsveranstaltung in der Seeguthalle - Publikum

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// BKZ-Wahlpodium, Bürgermeisterwahlen in Weissach im Tal, Podiumsveranstaltung in der Seeguthalle, Kandidat Daniel Gutmann.

© Alexander Becher

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Erstellt:
11. März 2022, 06:00 Uhr

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