„Du wirst deinen Weg finden und gehen“
Kai-Uwe Ernst ist in sein neues Amt verpflichtet worden. Ein knappes Dutzend Redner wünschen Auenwalds neuem Bürgermeister einen guten Start. Einen Tag zuvor hat sich sein Vorgänger, Karl Ostfalk, mit bewegenden Worten von der Gemeinde verabschiedet.
Von Florian Muhl
AUENWALD. Rund 60 Gemeinderäte, Gäste und Ehrengäste waren am Mittwochabend in die Mehrzweckhalle in Hohnweiler gekommen, um die feierliche Amtseinsetzung mit Vereidigung und Verpflichtung des neu gewählten Bürgermeisters von Auenwald, Kai-Uwe Ernst, im Rahmen einer Gemeinderatssitzung mitzuverfolgen. Die Veranstaltung wurde zudem per Livestream auf dem Youtube-Kanal der Gemeinde gezeigt und kann dort auch noch abgerufen werden.
„Nun ist er da, der große Tag Ihrer Amtseinführung“, sagte Nicole Birkenbusch an Ernst gewandt, „und ich kann mir vorstellen, dass Sie genauso aufgeregt sind wie wir.“ Die Fraktionssprecherin der Neuen Liste Auenwald (NLA) erkannte einige Parallelen zwischen dem neuen Bürgermeister und ihrer Liste. Beide seien als „die Neuen“ in den Wahlkampf eingestiegen, die NLA vor zwei Jahren. Die jeweiligen Mitbewerber seien teilweise seit Jahrzehnten im Amt gewesen und dementsprechend erfahren. Bei beiden Wahlen, der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl, sei dann anhand des Ergebnisses deutlich geworden, dass die Bürger eine Veränderung wünschen. Birkenbusch wünschte Ernst für die kommende Amtszeit Mut, Selbstvertrauen, aber auch eine Portion Gelassenheit.
Das Thema Veränderung griff auch Wolfram Gruner auf. Auf den vergleichsweise jungen Mann, der die Wahl, aber auch die Verantwortung für die Gemeinde gewonnen habe, warte jetzt eine faszinierende, aber gleichzeitig auch schwierige Aufgabe die sehr viel Engagement verlangt, so der Sprecher der Freien Wählervereinigung Auenwald (FWA). Gruner wies auf die äußerst angespannte Finanzlage der Gemeinde hin. In Zeiten leerer Kassen gewinne die ehrenamtliche Arbeit zunehmend an Bedeutung. Da bestünde in der Gemeinde durchaus noch Potenzial, einen intensiven Gedankenaustausch zwischen Gemeindeverwaltung und Bürgern vorausgesetzt. „Geben Sie Vollgas, wir werden nicht auf die Bremse treten“, forderte Gruner abschließend vom neuen Rathauschef.
„Richtungsweisende Ideen sollten frühzeitig besprochen werden.“
Mit dem fünften Bürgermeister werde ein neuer Abschnitt in der Auenwalder Geschichte eingeläutet, sagte Tanja Aberle. In Versform führte die Sprecherin der Unabhängigen Wählergemeinschaft Auenwald (UWA) weiter aus, dass eine Wasserwaage das optimale Geschenk für Ernst wäre. Denn damit könne er beispielsweise die Kasse stets im Lot halten.
„Wir wünschen uns, dass Sie uns frühzeitig an Ihren Überlegungen teilhaben lassen“, sagte Barbara Hirzel. „Neue, richtungsweisende Ideen sollten frühzeitig besprochen und diskutiert werden“, so die Fraktionssprecherin der Bürgerlichen Wählervereinigung (BWA) weiter. Alle Listensprecher sagten dem neuen Bürgermeister Kai-Uwe Ernst zu und wünschten sich gleichzeitig auch von ihm eine gute, transparente und bürgerorientierte Zusammenarbeit.
Mit einem herzlichen „Du“ begrüßte Ian Schölzel im Namen seiner Kollegen Ernst in der Bürgermeisterrunde. Mitgebracht hatte Weissachs Bürgermeister einen kommunalen Werkzeugkoffer. Darin enthalten ein Drahtseil für die Nerven, Nägel und Schrauben für den Zusammenhalt im Ort, ein Maßband fürs Maßhalten und Handschuhe, um sich nicht die Finger zu verbrennen und um auch mal ein heißes Eisen aus dem Feuer holen zu können. Mit einer Zange könne er dem ein oder anderen mal den Zahn ziehen und mit dem Hammer sollte er, wenn alles nicht mehr helfe, mal ordentlich auf den Tisch hauen. „Du wirst deinen Weg finden, du wirst deinen Weg gehen, da bin ich mir absolut sicher“, so Schölzel.
Der grüne Landtagsabgeordnete Ralf Nentwich betonte, dass Karl Ostfalk eine gut aufgestellte Gemeinde mit einem starken Verwaltungsteam übergebe. „Mit diesem Rückenwind kann Auenwald mit Ihnen, Herr Ernst, als neuer Bürgermeister weiter wachsen und gedeihen.“
Im Namen des Kreistags und der Kreisverwaltung gratulierte Holger Mayer, Leiter des Rechnungsprüfungsamts. Ernst sei bekannt als Anhänger des VfB Stuttgart. Und dieser sei bekannt dafür, immer wieder Generationen von jungen Wilden hervorzubringen. Und tatsächlich kristallisiere sich mit Backnang, Allmersbach im Tal, Rudersberg, Kernen im Remstal, Plüderhausen und jetzt auch in Auenwald eine Riege mit jungen Bürgermeistern und Oberbürgermeistern heraus. Allerdings sei im aktuellen Koalitionsvertrag eine Herabsetzung des Mindestalters für Bürgermeister im Ländle auf 18 Jahre vorgesehen. So könnte bei Ernst in seinem fortgeschrittenen Alter von 26 Jahren schon die zweite Amtszeit anstehen. Die Glückwünsche der Partnergemeinde Beaurepaire überbrachte die Vorsitzende des Partnerschaftskomitees, Ulrike Rückert. Der Personalratsvorsitzende Alexander Böhmerle sagte, dass er in jedem Neuen eine große Chance sehe, positive Veränderungen zu gestalten. Er wünscht sich Führung auf Augenhöhe.
Nach der Vereidigung durch den ersten stellvertretenden Bürgermeister Andreas Weber wandte sich Ernst an sein Publikum. Nach Begrüßungs- und Dankesworten kündigte der Verwaltungschef an, dass er für einen regen Austausch und ein Miteinander auf Augenhöhe stehe. Er will stets für jedermann erreichbar sein und ein offenes Ohr haben.
In einer bewegenden Rede, in der er immer wieder mit den Tränen kämpfen musste, hat sich Karl Ostfalk bereits am Dienstagabend im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung verabschiedet. Dankbar blickte der 62-Jährige zurück.
Stellvertretender Bürgermeister Andreas Weber blickte zurück auf die erfolgreichen Projekte der vergangenen 16 Jahre und sagte, dass die Zusammenarbeit zwischen Gemeindeverwaltung und Gemeindevertretern nicht immer ein Zuckerschlecken war. Bei manchen Vorhaben habe man keine Einigung erzielen können. Die Vereine und Kirchengemeinden lagen Ostfalk am Herzen und er habe nahezu keine Hauptversammlung und kein Fest versäumt. Weber bezeichnete Ostfalk als Bürgermeister mit Haut und Haaren, mit Leib und Seele, im Rathaus und am Feierabend, der oft keiner war. „Sie waren immer ein Vorbild an Pflichterfüllung und persönlichem Einsatz“, sagte Weber. Bis zum Schluss seiner Amtszeit habe er noch Projekte auf den Weg gebracht, die den Bürgern und ihm selbst wichtig waren. „Unsere Gemeinde verdankt Ihnen viel.“
Der Gemeinderat nahm sich das Wort „Ruhestand“ vor und für jeden Buchstaben gab es dann auch ein passendes Geschenk, vom Ruh-dich-aus-Kissen über eine Tanz-durchs-Leben-CD bis hin zur Dien-dir-selbst-Kiste.
Landtagsabgeordneter Gernot Gruber (SPD) erinnerte an Ostfalks Herz für den Sport. Gerade beim Sport lerne man das Gewinnen, aber auch das Verlieren. Ostfalk habe die Bürgermeisterwahl nicht verloren, sondern sei – an der Spitze des Feldes liegend – für den zweiten Wahlgang nicht mehr angetreten.
Für die gute und konstruktive Zusammenarbeit bedankte sich Landrat Richard Sigel beim scheidenden Bürgermeister. „In Auenwald kann man sich wohlfühlen, Ihnen war das immer wichtig“, sagte Sigel. So sei Auenwald zum Mekka aller Autokinofans geworden.
Abschiedsworte sprachen zudem Thomas Bernlöhr aus Welzheim, Vorsitzender der Bürgermeister im Gemeindetag, Weissachs Bürgermeister Ian Schölzel, Ulrike Rückert, Feuerwehrkommandant Bernd Fetzer und Hauptamtsleiterin Yvonne Bader.