Ehepaar Veigel aus Unterweissach feiert diamantene Hochzeit

Am heutigen Mittwoch feiern Irene Anna Marie und Karl Veigel aus Unterweissach ihre diamantene Hochzeit. Kennengelernt hat sich das Ehepaar im Tanzlokal „Papagei“ im bayerischen Rosenheim. Er war damals Soldat, sie mit ihren Eltern beim Tanzen.

Karl und Irene Veigel verbindet der Humor. Foto/Repro: Alexander Becher

© Alexander Becher

Karl und Irene Veigel verbindet der Humor. Foto/Repro: Alexander Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Weissach im Tal. Heutzutage ist es kaum mehr denkbar. Doch damals, in den 1960er-Jahren, war es nicht gerne gesehen, wenn eine junge Dame allein ins Tanzcafé ging. Glück hatte, wer jung gebliebene Eltern dazu bringen konnte, mitzukommen. „Es war damals eine andere Zeit“, sagt Irene Anna Marie Veigel, die schon immer gerne getanzt hat. Und ihre Eltern hatten „sich auch breitschlagen lassen“, ihr die Gelegenheit dazu zu geben. Welch ein Glück für sie. Denn sonst hätte sie vermutlich ihren Karl niemals getroffen. Wie hätten sonst ein junger Mann aus Oppenweiler und eine Rosenheimerin sich finden sollen?

Anfang der 1960er-Jahre war der junge Karl Veigel aus Oppenweiler bei der Bundeswehr. Mit 19 Jahren hatte er sich für acht Jahre verpflichtet. 1961 kam er ins oberbayerische Brannenburg. „Und dann sind wir uns passiert“, wie sie es formuliert. An einem Abend hatte er mit zwei Kameraden Plätze im Rosenheimer Tanzlokal „Papagei“ reserviert. Als die drei jungen Soldaten zu ihrem Tisch kamen, saß da bereits ein Ehepaar mit Tochter. Und die hatte es Karl Veigel gleich angetan. Er hatte seine Tanzpartnerin fürs Leben gefunden.

Sie haben eine ereignisreiche Geschichte

Als sie nach seinem Namen fragte, antwortete er: „Karl.“ Darauf meinte sie: „Du heißt ab heute Charlie.“ Darunter ist er noch heute bekannt. Doch nicht nur das Tanzen hat die zwei verbunden, sondern auch der Humor. „Das ist auch nötig“, sagt sie und lacht. „Ohne wäre das Leben auch langweilig.“ Wobei sich keiner der beiden über ein ereignisloses Leben beklagen konnte. Irene Veigels Familie stammt ursprünglich aus dem Spreewald, sie hatte 1955 „rübergemacht“, wohnte zunächst am Tegernsee, dann bei Rosenheim. Die Schulzeit in der DDR sollte sich später noch als großer Vorteil auszahlen, denn damals hatte sie Russisch gelernt.

Karl Veigels Mutter war verstorben, als er gerade 13 Jahre alt war. Die Geschwister waren schon aus dem Haus, er lebte allein mit dem Vater, bis er sich 1957 für die Bundeswehr entschied.

Am 10. April 1964 gaben sich Irene und Karl Veigel auf dem Standesamt in Oppenweiler das Jawort, im August folgte die kirchliche Trauung in Rosenheim.

Seine erste Wohnung fand das junge Paar zunächst in Schwäbisch Hall. Von da ging es weiter nach Augsburg und schließlich nach Unterweissach. Er hatte sich nach der Bundeswehr zum Programmierer umschulen lassen. Von 1972 bis zur Rente arbeitete er im regionalen Rechenzentrum in Stuttgart. Irene Veigel hatte eine Ausbildung zur Diätassistentin gemacht und arbeitete in ihrem Beruf bis zur Geburt des Sohnes. Eine Tochter vervollständigte die kleine Familie. Später war Irene Veigel als Lehrerin für Hauswirtschaft, textiles Werken und Biologie am Bildungszentrum Weissacher Tal tätig.

Die Veigels waren oft auf Reisen. Insbesondere haben sie sich für die Weissacher Städtepartnerschaften engagiert. Irene Veigel war jahrelang stellvertretende Sprecherin und schließlich 14 Jahre lang, bis 2007, auch Sprecherin im Partnerschaftskomitee. Oft waren sie in der Partnerstadt Marly bei Metz, sie haben gemeinsame Kochkurse mit den französischen Gästen organisiert und sogar zweisprachige Kochbücher mit den Menüs dieser Kurse erstellt.

Am 10. April 1964 gaben sich die beiden das Jawort.

© Alexander Becher

Am 10. April 1964 gaben sich die beiden das Jawort.

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Besonders am Herzen lag ihnen auch die Verbindung mit der südwestrussischen Stadt Maiski, mit der Weissach im Tal verbunden ist. Achtmal haben die beiden Russland bereist, das erste Mal 1995, und sie schwärmen heute noch von den wundervollen Erlebnissen und schönen Orten, darunter Moskau, Sankt Petersburg, eine Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn und eine Wolgakreuzfahrt. „Es waren schöne Zeiten und schöne Reisen, die nicht wiederholbar sind“, so erinnern sie sich wehmütig. Zahlreiche Erinnerungsstücke haben sie in einem eigenen Raum aufbewahrt.

„Wir haben so schöne Dinge zusammen erlebt, gerade auch mit den russischen Freunden“, sagt Irene Veigel mit großem Bedauern. Denn seit 2022 ist der Kontakt abgebrochen, wenn auch sicher nicht auf Bestreben der langjährigen Freunde.

Vom partnerschaftlichen Engagement zeugen verschiedene Dokumente und Urkunden, die die Wände des Esszimmers zieren, etwa der „Weissacher Schlüssel“, der ihr 2014 verliehen wurde. „Wir haben zusammen Aktivitäten des Partnerschaftskomitees mit Frankreich organisiert. Dann kamen die Russen dazu“, berichten sie. Oft haben sie russische Gäste beherbergt.

Auch in anderen Bereichen hat sich das Ehepaar engagiert. Beispielsweise haben beide im Kirchenchor gesungen, das macht Karl Veigel heute noch. Er war zudem Elternbeirat im Bildungszentrum Weissacher Tal und Vorsitzender des Fördervereins. Sie pflegt ihre Sammelleidenschaft: Mehr als 320 Elefantenfiguren in verschiedenen Größen und Ausführungen besitzt Irene Veigel.

Zwei Enkelinnen bereichern mittlerweile die Familie und seit fünf Jahren gehört auch ein Kater dazu, den sie von früheren Nachbarn übernommen haben. Da die Tochter auf Teneriffa lebt, verbringen Irene und Karl Veigel die kalten Herbst- und Winterzeiten gern dort.

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Erstellt:
10. April 2024, 11:00 Uhr

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