Ehrenamtliche im Dienst der Demokratie
Zwei langjährig Engagierte erzählen von ihrem Einsatz als Wahlhelferin und Wahlhelfer.
Von Christine Schick
Backnang/Murrhardt. Wahlberechtigung prüfen, den Wahlvorgang beobachten oder Stimmzettel auszählen: Am Wahltag übernehmen das in Deutschland neben den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltungen rund 650000 ehrenamtliche Wahlhelferinnen und Wahlhelfer. Zu ihnen gehören Ralph-Peter Bartsch aus Backnang-Waldrems und Christel Kaufmann aus Murrhardt. „Die Aufgabe ist mit Verantwortung verbunden, aber sie macht mir auch Spaß“, sagt Ralph-Peter Bartsch. Als Polizist hat er einen Eid auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung geleistet. „Da liegt es nahe, die Demokratie auch durch ein Ehrenamt zu unterstützen“, sagt der 57-Jährige. Als seine Schwiegermutter und die Frau eines Kollegen ihm Anfang der 2000er-Jahre erzählten, dass in Backnang Wahlhelfer gesucht werden, meldete er sich freiwillig. „Völlig überraschend haben sie mich beim nächsten Mal wieder gefragt“, sagt er und lacht.
Das Wahlgeheimnis muss gewahrt sein
Das Team kümmert sich zum Beispiel um die Überprüfung der Wahlberechtigung und hakt ab, wenn jemand zur Wahl kommt, um später bei der Auszählung einen Abgleich mit den abgegebenen Stimmen zu haben. Aber auch die Rahmenbedingungen des Wahlprozesses müssen im Auge behalten werden. „Es ist wichtig, dass die Menschen selbst wählen und dass das Wahlgeheimnis gewahrt bleibt.“ Wenn zum Beispiel ältere Menschen von Angehörigen oder einer Pflegekraft ins Wahllokal begleitet werden, achten er und sein Team darauf, dass die Begleitperson beim Ankreuzen Abstand nimmt oder sich zumindest abwendet. „Für Leute, die mit ihren Kindern kommen, habe ich Fruchtgummis dabei“, sagt der 57-Jährige schmunzelnd. Auch bei der Auszählung ist einiges zu beachten – angefangen vom Zusammenrechnen und Zuordnen bei den Gemeinderatswahlen mit oft hoher Stimmzahlvergabe bis hin zur Frage, ob der Wahlzettel gewertet werden kann. „Aus der Kennzeichnung muss eindeutig hervorgehen, wer gemeint ist“, sagt Bartsch. Seine eigene Wahl hat er übrigens schon erledigt – per Briefwahl.
Christel Kaufmann nimmt sich dafür am Vormittag Zeit, um 13 Uhr beginnt ihre Schicht im Wahllokal in den Räumen der Erich-Schumm-Stiftung in Murrhardt. Auch sie ist schon lange – seit rund 15 Jahren – als Wahlhelferin aktiv. „Ich habe mich auf eine Anzeige der Stadt gemeldet“, erzählt sie. „Ich war einfach neugierig, wie eine Wahl abläuft und welche Aufgaben es gibt.“ Auch am Sonntag und Montag ist die Rentnerin im Einsatz, als Beisitzerin und später bei der Auszählung, die für sie heute noch im Murrhardter Rathaus weitergeht. Welche Aufgaben genau im Wahllokal auf sie warten, weiß sie noch nicht. Aber um gut in die Arbeit im Dreier- oder Viererteam reinzukommen, hat sie sich entschieden, etwas früher da zu sein. So hat sie noch Zeit, den Kolleginnen und Kollegen der „Frühschicht“ über die Schulter zu schauen. „Man muss schon aufpassen und ist auch gefordert“, sagt sie, schließlich muss alles stimmen – von den Wahlbedingungen über die Sortierung der Wahlscheine nach Partei bis hin zur Schnellmeldung ans Rathaus.
Vor Kurzem gab es aber für die städtischen Beschäftigten und Wahlhelferinnen und Wahlhelfer von der Stadt Murrhardt auch noch eine Schulung. Unterstützend gebe es einem Merkzettel mit den wichtigsten Punkten. Christel Kaufmann ist gespannt, ob sich mit der Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre etwas ändern wird - in Bezug auf die Wahlbeteiligung und die Zusammensetzung der Gremien.