Peace-4-Ukraine-Festival im Backnanger Freibad
Der Kreisjugendring lädt am Wochenende zum Peace-4-Ukraine-Festival ins Backnanger Freibad ein. Auch mehrere ukrainische Musiker werden auf der Bühne stehen. Alle Einnahmen kommen lokalen Hilfsorganisationen zugute.
Von Kornelius Fritz
Backnang. Seit mehr als einem halben Jahr tobt nun schon der Krieg in der Ukraine und der Wunsch, den Opfern von Putins „Spezialoperation“ zu helfen, ist auch in der Region nach wie vor groß. Auch der Kreisjugendring und das Projekt „Wir für Vielfalt“ aus dem Weissacher Tal und Althütte haben sich überlegt, wie sie den Betroffenen helfen könnten. So wurde die Idee eines Festivals geboren, das zum einen ein Zeichen für den Frieden setzen soll und bei dem zum anderen Spenden für lokale Hilfsprojekte gesammelt werden.
Am kommenden Wochenende wird das Peace-4-Ukraine-Festival nun auf dem Gelände des für den Badebetrieb bereits geschlossenen Backnanger Freibads stattfinden. Der Titel bedeutet „Frieden für die Ukraine“; die Zahl 4 (four) klingt im Englischen gesprochen wie „for“, also „für“.
Zusage für den Zuschuss kam erst anfang August
Die Vorbereitungszeit für das zweitägige Festival war knapp bemessen, denn erst Anfang August bekamen die Initiatoren die Zusage für einen Zuschuss von 20000 Euro aus dem Programm „Partnerschaft für Demokratie“ des Bundes. So blieb dem Organisationsteam beim Kreisjugendring nur ein guter Monat Zeit, der auch noch mitten in die Sommerferien fiel. „Die Planung war herausfordernd, weil viele Leute im Urlaub waren“, berichtet Armin Holp vom Kreisjugendring. Mit dem Ergebnis ist er dennoch hochzufrieden. Rund 15 Vereine und Initiativen erklärten sich spontan bereit, das Festival auf unterschiedlichste Art und Weise zu unterstützen – vom Juze, das seine Skaterrampe aufbaut, bis zu den Maubacher Landfrauen, die selbst gebackene Kuchen verkaufen. Auch die Macher der Backnanger Bäderbühne sind mit von der Partie: So kann das Festival auf der bereits aufgebauten Bühne im Freibad stattfinden.
Ska-Musik am Samstag, Kasperltheater am Sonntag
Mit dem zweitägigen Festival wollen die Veranstalter ganz unterschiedliche Zielgruppen erreichen: „Der Samstag wird wohl eher ein jüngeres Publikum ansprechen, der Sonntag ist dann der Familientag“, erklärt Angelika Roth vom Kreisjugendring. So steht der erste Abend vor allem im Zeichen der in Osteuropa sehr beliebten Ska-Musik, während es am Sonntag musikalisch eher ruhiger zugeht. Für die Lautstärke sind dann die Kinder zuständig, die sich an zahlreichen Spielstationen austoben können (Programm siehe Infobox).
Wichtig ist den Veranstaltern, dass nicht nur die in den ukrainischen Landesfarben Blau und Gelb gestalteten Plakate an den Krieg in Osteuropa erinnern, sondern dass dieser an den beiden Tagen auch immer wieder thematisiert wird. Wobei es an diesem Wochenende weder um Schuldzuweisungen noch um mögliche Lösungen des Konflikts gehen soll, sondern um ein Zeichen für Frieden und Menschlichkeit.
„Wir stehen für ein großes, buntes Miteinander, das wir in unserer Gesellschaft brauchen“, erklärt Angelika Roth. Deshalb freuen sich die Veranstalter besonders, dass auch vier ukrainische Künstler auf der Bühne stehen werden. Einer von ihnen wird dafür sogar extra aus dem kriegsgebeutelten Land nach Backnang reisen.
Gezielte Werbung in Flüchtlingsunterkünften
Aber auch unter den Besuchern werden viele Geflüchtete aus der Ukraine erwartet. Die Festivalmacher haben dafür gezielt in den Unterkünften und sozialen Netzwerken geworben, wobei die Einladung natürlich auch für Geflüchtete aus anderen Ländern gilt. Damit jeder mit dabei sein kann, wird auf Eintrittsgeld bewusst verzichtet. Stattdessen sind alle Besucherinnen und Besucher zu freiwilligen Spenden eingeladen, die in voller Höhe in Hilfsprojekte fließen. Alle Ausgaben sind durch den Bundeszuschuss nämlich schon gedeckt.
Die Einnahmen und Spenden, die beim Peace-4-Ukraine-Festival zusammenkommen, gehen zu gleichen Teilen an sechs Hilfsorganisationen aus dem Rems-Murr-Kreis. „Unser Ziel ist es, den Helfern zu helfen“, erklärt Melanie Rautscher vom Kreisjugendring. Unter den Spendenempfängern sind sowohl Organisationen, die Hilfstransporte ins Kriegsgebiet organisieren, wie zum Beispiel der Verein „Hands for Help“ aus Weissach im Tal, als auch solche, die Geflüchteten in Deutschland helfen.
Hilfe wird noch lange nötig sein
Dazu zählen zum Beispiel die Vereine Kubus und Zukunftswerkstatt Rückenwind (ZWR) aus Backnang. „Wenn Geflüchtete aus der Ukraine hier ankommen, dauert es immer eine gewisse Zeit, bis die staatliche Hilfe anläuft“, berichtet Hannah Nothstein von der ZWR. In dieser Übergangszeit leistet der Verein Soforthilfe und wenn es nur frische Unterwäsche oder Socken sind.
Der Verein betreut die Geflüchteten aber auch darüber hinaus, insbesondere die Kinder. Nothstein schätzt, dass diese Hilfe unabhängig vom weiteren Kriegsverlauf noch für längere Zeit nötig sein wird. „Selbst wenn der Krieg vorbei wäre, könnten viele nicht zurückkehren, weil ihre Häuser zerstört sind“, berichtet die Sozialarbeiterin.
Die meisten Hilfsorganisationen werden während der beiden Festivaltage auch mit Ständen vor Ort vertreten sein, sodass sich die Gäste direkt über deren Arbeit und die Verwendung der Spendengelder informieren können.
Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen. Die Vorhersagen, die die Festivalmacher schon seit Tagen intensiv studieren, sind bis jetzt allerdings noch widersprüchlich. Man sei aber für alle Fälle gewappnet, erklärt Armin Holp: „Bei sehr schlechtem Wetter hätten wir auch eine Ausweichlocation.“ Doch darüber will Holp eigentlich gar nicht sprechen und lieber eine positive Botschaft aussenden: „Das Festival wird auf jeden Fall stattfinden.“
Samstag Das Festival startet am Samstag um 17 Uhr. Für die Musik sind zunächst DJs zuständig, ab 19 Uhr gibt es dann Livemusik. Zu hören sind die beiden Ska-Bands „Spicy Roots“ und
„The Tabula Rasa Orchestra“ sowie die beiden ukrainischen Sänger Ivan Shevchyk und Dima Dmitrov mit Akustik-Popmusik. Gemeinsam mit einem Graffitikünstler können die Besucher am Samstag eine sechs Quadratmeter große Stellwand in ein Friedenskunstwerk verwandeln.
Sonntag Am Familientag startet das Bühnenprogramm um 11 Uhr mit Professor Pröpstls Puppentheater. Ab 13 Uhr ist das Backnanger Trio „Frau Hausmann“ mit Chansons zu hören, um 15 Uhr stehen „Maxi&Joel“, die Gewinner des Nachwuchswettbewerbs beim Backnanger Straßenfest, auf der Bühne. Außerdem werden die ukrainischen Sänger Igor Riabtsev und Andrii Ivanov auftreten. Der Tag endet um 16.30 Uhr mit einem ökumenischen Friedensgebet.
Rahmenprogramm An beiden Tagen gibt es ein buntes Rahmenprogramm. Für Skateboarder baut das Juze seine Mini-Ramp auf, der Verein Zukunftswerkstatt Rückenwind zeigt märchenhafte Kunstwerke und eine Ausstellung mit Fotos aus den Kriegsgebieten in der Ukraine und in Syrien. Am Sonntag gibt es außerdem zwei Hüpfburgen und ein großes Spieleangebot für Kinder. Für Bewirtung ist an beiden Tagen gesorgt, unter anderem mit ukrainischen Spezialitäten.