Ein Faible fürs Wetter im Gewächshaus

Der Burgstaller Michael Weigle betreibt in seinem Garten eine eigene Wetterstation. Hier verbindet sich seine Leidenschaft fürs Programmieren mit dem Interesse am Wetter. Mit seiner Anlage kann er auch Blattfeuchte, Taupunkt oder Hitze-Index bestimmen. Die Daten stellt er online.

Seit Michael Weigle in Rente ist, hat er sein Messspektrum erweitert und überprüft auch die Wetterbedingungen in seinen Gewächshäusern. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Seit Michael Weigle in Rente ist, hat er sein Messspektrum erweitert und überprüft auch die Wetterbedingungen in seinen Gewächshäusern. Foto: A. Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Burgstetten. Michael Weigle ist ein historisch interessierter Tüftler. Lange trieb ihn die Frage um, wie denn eigentlich die Temperaturen zu einem bestimmten Zeitpunkt oder Zeitraum bei ihm daheim gewesen waren – und ob das mit den Aufzeichnungen der offiziellen Wetterstationen der Umgebung überhaupt zusammenpasst. Was liegt näher, als sich selbst eine Wetterstation in den Garten zu stellen? Das war Ende der 1990er-Jahre. Als computeraffiner Mensch kannte sich Weigle bereits zu dieser Zeit mit dem Internet aus und informierte sich über verschiedene Wetterstationen. „Das war eine einfache Station“, erinnert sich der Maschinenbautechniker an sein erstes Modell. Man konnte mit ihr die Regenmenge messen, Windstärke und -richtung, Luftdruck, Luftfeuchte und die Temperatur. Ein passendes Computerprogramm durfte nicht fehlen, das die Daten auswertet und am Bildschirm darstellt. Seit 2004 nutzt er das Programm Wswin, um seine Daten auszuwerten. „Das ist toll, damit kann man alles machen!“, sagt Weigle und gibt einen Überblick über die unzähligen Darstellungsmöglichkeiten an seinem Rechner.

Die Station leistete lange Jahre gute Dienste, doch im Februar 2011 musste eine neue her. Die Auswahl hatte sich mit der Zeit sehr erweitert. Weigle entschied sich für ein Modell der Firma Davis Instruments, die vor allem für den landwirtschaftlichen Bereich Messgeräte herstellt. Mit dem Solarsensor lässt sich beispielsweise ablesen, mit welcher Intensität und wie lange an einem bestimmten Tag die Sonne scheint. Blattfeuchte, Taupunkt, Hitze-Index – das sind nur einige der neuen Indikatoren, über die Weigle nun Auskunft geben kann.

Weigle hat immer im Blick, ob gegossen werden muss

Etwa ein halbes Jahr, nachdem er 2013 in Rente gegangen war, erweiterte er das Messspektrum erneut. Denn auch in den neu angeschafften Gewächshäusern sollten die Wetterbedingungen überprüfbar sein. So kann man auf seiner Homepage eine Vielzahl an Wetterinformationen auslesen – beispielsweise die Bedingungen, die gerade in den Gewächshäusern herrschen. Das ist recht praktisch, denn so hat Weigle immer im Blick, ob womöglich gegossen oder die Temperatur in irgendeiner Form reguliert werden muss. Das Wetter hat unser Leben schon immer beeinflusst, Missernten durch Trockenheit oder zu viel Nässe führten immer wieder zu Hungersnöten. Der Mensch versuchte bereits früh, mögliche Regeln aufzustellen, um bestimmte Wetterereignisse vorhersagen zu können.

Zu den Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) untereinander und der eigenen hat Michael Weigle dabei einige Unterschiede festgestellt, etwa bei Temperatur- oder Niederschlagsangaben. Beispielsweise regnet es im Schwäbischen Wald mehr als im Neckar- oder unteren Murrtal. So gab es 2019 im Neckartal 651 Millimeter Niederschlag, in Großerlach dagegen 1052 Millimeter, bei seiner Station hatte er 893 Millimeter gemessen. Deshalb weist er auch darauf hin, dass seine Wetterstation nicht nach den Richtlinien der World Meteorological Organization (WMO) oder des DWD aufgestellt worden ist, was an den räumlichen Gegebenheiten liegt. Zudem verweist er auf seiner Homepage darauf, dass alle Werte durch eine private Wetterstation ermittelt werden und er als Stationsbetreiber keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der Wetterdaten übernimmt.

Doch nicht nur die Daten üben auf Michael Weigle eine große Faszination aus. Es sind auch die Darstellungsmöglichkeiten. Und da kommt wieder der computeraffine Tüftler ins Spiel. Denn es stehen unzählige Programme für die grafische Darstellung zur Verfügung. Gefällt ihm eines gut, ist der Ehrgeiz geweckt und er arbeitet so lange daran, bis diese spezielle Darstellungsweise seinen Anforderungen entspricht. „Ich bin ein Autodidakt“, erklärt Weigle, er habe sich im Bereich des Programmierens viel selbst beigebracht. „Ich lasse nicht locker, bis ich eine Lösung für das Problem gefunden habe.“ Und ein weiterer Vorteil, wie er schmunzelnd hinzufügt: „Eine gute Beschäftigung für lange Winterabende.“

Gewinnen von Wetterdaten

Das eingesetzte Modell Die Davis Vantage Pro 2 misst unter anderem Luftdruck, Innen- und Außentemperatur, Niederschlag, Regenrate, Windrichtung und -geschwindigkeit, Innen- und Außenfeuchte, bietet Wettervorhersage, einen Hitze-Index, den Taupunkt, die Mondphasen. Zusätzlich verfügt die Station über eine Bodenstation mit Temperaturfühlern und Boden-Luft-Station, die Temperatur und Feuchtigkeit misst.

Die Datenübertragung Die gemessenen Daten werden per Funk an die Basisstation übertragen und in einem Logger zwischengespeichert. Die Auswertungssoftware Wswin holt alle fünf Minuten von diesem die neuesten Daten ab, wertet sie aus, speichert sie und erzeugt dann die HTML-Dateien für die Online-Darstellung.

Wetterdaten abrufen Wer sich für das weltweite Wettergeschehen interessiert, den verweist Weigle auf Awekas www.awekas.at, eines der größten Wetternetzwerke. Weigles Burgstaller Wetter ist abrufbar unter www.burgstallwetter.de.

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Erstellt:
9. Dezember 2021, 06:00 Uhr

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