Ein Lehrpfad zu Kleinbiotopen
Erlebniswege in der Region: Quiztour mit Schatzsuche in einer abwechslungsreichen Auen- und Kulturlandschaft bei Remseck. Zwölf Fragen zu Tieren und Pflanzen sind zu lösen.
Von Heidrun Gehrke
REMSECK AM NECKAR. Seltene Vogelstimmen, ein renaturierter Steinbruch, historische Natursteinmauern, Terrassenweinberge, Obstbaumwiesen: Es ist üppig grün und bunt, was das Remstal kurz vor der Mündung in den Neckar für Naturentdecker „anzubieten“ hat. Eine Quiztour mit oder ohne Smartphone ist mit ihren eineinhalb Kilometern nicht lang, aber auf jedem Schritt gesäumt von einer vielfältigen und abwechslungsreichen Auen- und Kulturlandschaft.
Zugegeben: Der erste Part der Quizroute ist wuselig, und insbesondere am Wochenende ein Mekka für Radfahrer, Jogger, Spaziergänger und Gassigeher. Aber dann: Auf einem asphaltierten Sträßchen, das links vom Hauptweg abzweigt, beginnt der Quizweg. Schon nach den ersten paar Metern bergauf wird es ruhig. Entlang von Gebüsch, Streuobstwiesen und Hecken geht es nicht um Höhenmeter, sondern um „Genuss-Meter“.
Die Rems ist der viertlängste Zufluss des Neckars und auf ihren letzten Kilometern sehr artenreich und idyllisch. Der Bereich „Unteres Remstal“ zwischen Waiblingen-Neustadt und der Neckarmündung in Remseck ist ein spannendes Naturschutzgebiet und Fauna-Flora-Habitat-Gebiet. Entlang des Wegs laden botanische und faunistische Besonderheiten zum Verweilen, Staunen – und natürlich zum Knobeln ein.
Der landschaftlich reizvolle Quizweg beginnt am Steinbruch in Neckarrems. Der komplette vordere Teil des Naturdenkmals ist vom Weg aus einsehbar. Mit seiner steilen hohen Wand ein imposanter Anblick – und ein beliebtes Selfie-Motiv. Er ist aber kein Spiel- oder Rastplatz: Für Menschen besteht ein Betretungsverbot. Seit der Stilllegung des Gesteinabbaus in den 1980er-Jahren hat sich ein vielgestaltiges und sensibles Biotop entwickelt. Ornithologen beobachten Brutplätze, unter anderem von Wanderfalke und Uhu. Ein Schild weist auf die Schutzwürdigkeit dieser seltenen und gefährdeten Beutegreifer hin. Des Weiteren fühlen sich Amphibien, Reptilien, Libellen und Schmetterlinge wohl und finden in der ungestörten Wildnis Verstecke, Nistmöglichkeiten und ein reichhaltiges Nahrungsangebot. Für den Menschen unzugänglich sind die aufgeschlossenen Muschelkalkbänke auch, da sie von Wasseraustritten durchzogen sind. Auf ganzer Länge muss zudem mit Steinschlag gerechnet werden. Also besser auf dem Weg bleiben, sich an der Schönheit der Ufervegetation erfreuen – und die erste Quizfrage „Welche Eulenart brütet bevorzugt in Felsen?“ lässt sich mühelos lösen. Die Smartphone-Rätseltour lockt insbesondere Familien mit Kindern her. Quiz und Audioguide sind eine lehrreiche Ergänzung zum reinen Wandern. Die Steigung ist überschaubar, der Hauptweg asphaltiert, die ganze Unternehmung familienfreundlich. Wer sein Naturwissen ohne technische Hilfe mehren will, kann am Quiz auch offline teilnehmen: Die zwölf Quizfragen finden sich auf einem Faltblatt, das in Kästen entlang des Wegs ausliegt. Darauf findet sich neben einer Übersichtskarte auch viel Wissenswertes rund um die Kulturlandschaft sowie ein Verweis auf weitere interaktive Touren für Naturliebhaber. Die Sinne eingeschaltet lassen, empfiehlt sich aber ohnehin – schon allein wegen des „Gegenverkehrs“ auf den ersten paar Hundert Metern sollte man die Augen offen halten.
Quiztour in Remseck
Bei Remseck am Neckar kann man die abwechslungsreiche Auen- und Kulturlandschaft in einer Quiztour kennenlernen.
Bei schönem Wetter tanzen Sonnenstrahlen auf der Wasseroberfläche, Insektenschwärme schwirren über der Rems, die hier keine Gefälle hat und eine ruhende Augenweide ist. Die Ohren weiden sich am Flöten, Krächzen, Zwitschern und Keckern von Kolkrabe, Pirol, Gebirgsstelze, Wasseramsel, Zilpzalp und mehreren Spechtarten, die hier als Wald- und Wiesenbrüter-Orchester vielstimmige Konzerte anstimmen.
Nach Verlassen des Radwegs windet sich das Asphaltsträßchen in einer gedehnten Linkskurve den Hang hinauf. Auf den ehemaligen kargen Schaf- und Ziegenweiden, an Böschungen und auf steinigem Untergrund, wo nicht mehr gewirtschaftet wird, wachsen entlang kaum erkennbarer schmaler Pfade Hecken und Sträucher. Obacht: In Gebüschnähe kann es mal kurz piksen und brennen. Wer Frage acht im Quiz richtig beantwortet, kann künftig Brennnessel und Taubnessel mit dem Auge unterscheiden und fortan bewusst einen Bogen um die „brennende“ Variante machen.
Der Quizweg ist ein Lehrpfad zu Kleinbiotopen: Illustrierte Tafeln informieren über geologische Besonderheiten und zur Geschichte der Heckenlandschaften, der Streuobstwiesen und Trockenmauern. Achtung Rätselrater: Die Texte auf den Tafeln enthalten wertvolle Hinweise auf viele Quizfragen.
Weiter geht es durch Wiesen, die Anfang Juni wohltuend ungemäht sind und mit ihrem kniehohen Gras ein Lebensraum für viele Schmetterlinge und Insekten bieten. Pollentrunkene Hummeln und Wildbienen summen einem torkelnd ums Gesicht. Mit dem bloßen Auge lassen sich verschiedene Grasarten und fast ein Dutzend verschiedene Blütenfarben entdecken. Manchmal ist im dichten Grün Fels zu sehen: Auf der rechten Wegseite hat ein Stück historische Wengertmauer überlebt – Hinweis auf den einstigen Weinanbau, der diese kleinteilige Kulturlandschaft mitgeprägt hat.
Nur eineinhalb Kilometer müssen gelaufen werden, um den „Schatz des Wengertschützen“ zu heben. Der ist freilich nichts Großes: Wie bei GPS-Schnitzeljagden üblich, stößt der „Schatzsuchende“ auf ein kleines „Cache“, also ein Versteck, das jeder, der es findet, mit einem neuen Tauschgegenstand bestücken kann und darf – soweit die gängige Praxis beim Geocaching. Der eigentliche Schatz sind die Naturschätze am Wegesrand.
Ein „Schatz“ inmitten kunterbunter Wiesen und Wälder kann auf der interaktiv unterstützten Quiztour entlang der Rems kurz vor der Mündung in den Neckar bei Remseck geborgen werden. „Schätze“, nämlich wahre Naturschätze, verheißt bereits der angenehme Weg, der bis zum Schatzversteck zurückzulegen ist. Hinein ins leuchtende Grün. Gerade jetzt im Frühsommer machen aktive Stunden in der Natur entlang der Rems viel Spaß, und es gibt auf jedem Meter etwas Blühendes, Wachsendes, Summendes zu entdecken.
Route: Von A nach B (Rundweg). Highlight: Kulturell, historisch, faunistisch und botanisch. Startpunkt: Steinbruch in Neckarrems (Anfahrt mit VVS zum Bahnhof Remseck am Neckar, Parkplätze beim Neckarstrand am Zusammenfluss von Rems und Neckar). Schwierigkeitsgrad: 1,5 Kilometer, leicht. Aufstieg: 54 Höhenmeter. Barrierefreiheit: Mit geländetauglichem Kinderwagen und Rollstuhl auf dem asphaltierten Hauptweg gegeben.
Infrastruktur: Keine Toiletten auf dem Weg. Kiosk und Restaurant: Schiffer-Club, Am Neckarstrand 5 (italienische Küche). Bootshaus am Hechtkopf, Fellbacher Straße 2 (griechische und schwäbische Küche). Kein Grill- oder Picknickplatz unterwegs. Keine Sitzbänke, aber allerlei Mauerstücke oder Totholzstämme zum kurzen Hinsitzen.
Ein „Naschgarten“ ist zur Remstal-Gartenschau 2019 im Rahmen eines ehrenamtlichen Bürgerprojekts entstanden. Hier kann man die Natur in vollen Zügen genießen und sich über die Themen des Naschgartens und die Bepflanzung informieren. Schon für Kleinkinder geeignet. (www.ludwigsburgmitkind.de/ausflugsziel---naschgarten) Internetlink zu ergänzenden Informationen: www.remstal.de/remstal/staedte-gemeinden/remseck-am-neckar