Ein Produkt aus Aspach: Biolinsen aus heimischem Anbau

Seit fast drei Jahren bauen Ursel und Markus Kälber in Aspach Hülsenfrüchte an. Der Ertrag schwankt je nach Wetterlage im Sommer stark. Doch die vielseitigen „Aspacher Dorflinsen“ finden inzwischen auch über die Gemeindegrenzen hinaus Anklang.

Das Verkaufshäuschen in Großaspach füllt Ursel Kälber regelmäßig auf.

© Alexander Becher

Das Verkaufshäuschen in Großaspach füllt Ursel Kälber regelmäßig auf.

Von Lorena Greppo

Aspach. Fragt man Ursel Kälber nach ihrem Lieblingsessen, antwortet sie wie aus der Pistole geschossen: „Linsen und Spätzle!“ Das ist in schwäbischen Gefilden erst einmal nichts Ungewöhnliches, doch im Hause Kälber hat das Essen doch etwas Besonderes: Nicht nur die Saitenwürste kommen aus eigener Schlachtung, auch die Linsen sind selbst angebaut. Seit 2020 wachsen die Hülsenfrüchte in Aspach, als „Aspacher Dorflinsen“ vertreibt Ursel Kälber sie in der Region. Dass es dazu kam, hängt mit dem Wesen der Aspacherin zusammen: „Ursel will immer etwas Neues ausprobieren“, verrät ihr Mann Markus. Aus dem hohlen Bauch heraus habe sie eines Tages gesagt: Bauen wir doch Linsen an!

Für den Anbau braucht es starke Nerven, denn es gibt wenig Einflussnahme

Die Aspacherin kennt sich mit den Vorgängen in der Landwirtschaft bestens aus, ihr Vater hatte einen Betrieb für Ackerbau und Grünland mit Viehzucht im Vollerwerb geführt. 2006 übernahmen Ursel und Markus Kälber diesen – allerdings im Nebenerwerb, schließlich führen die beiden eine Zimmerei mit Sägewerk. Auch in der Vergangenheit haben Kälbers vieles ausprobiert: Beispielsweise haben sie schon vor vielen Jahren Dinkel angebaut, als dieser noch bei Weitem nicht so beliebt war wie heutzutage. Vor fünf Jahren haben sie ihren Hof dann auf Bio umgestellt. „Ein guter Bekannter hat uns dazu beraten“, erklärt Ursel Kälber. Sie hätten schon zuvor möglichst wenig gespritzt, insofern sei die Umstellung nicht allzu groß gewesen. Dennoch sei sie überrascht gewesen, wie gut alles funktioniere – auch dank einer gut bedachten Fruchtfolge.

Angefangen haben Kälbers mit den marmorierten Linsen, inzwischen haben sie auch noch eine zweite, helle Sorte angebaut. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Angefangen haben Kälbers mit den marmorierten Linsen, inzwischen haben sie auch noch eine zweite, helle Sorte angebaut. Fotos: Alexander Becher

2020 ging es dann also auch los mit den Linsen – angefangen mit einer marmorierten Sorte. Inzwischen sind helle Linsen dazugekommen. Etwas mehr als ein Hektar steht dafür zur Verfügung. Weil Linsen eine Stützfrucht brauchen, werden sie etwa Ende März zusammen mit Hafer ausgesät. Im frühen Stadium kann man das Feld „striegeln“, also mit einem Rechen mit Federzinken bearbeiten. „Da muss man aber vorsichtig sein, die Pflanzen sind sehr empfindlich“, sagt Ursel Kälber. Mehr sei an Pflege nicht mehr möglich – „danach heißt es nur noch hoffen und bangen“. Man müsse geduldig sein, was den Erntezeitpunkt im August angehe, der hänge nämlich stark vom Wetter ab, fügt Markus Kälber an. „Da muss man Nerven wie breite Nudeln haben“, sagt er schmunzelnd.

Im ersten Jahr habe sie noch ein ganz komisches Gefühl gehabt und sei aufgeregt gewesen, erinnert sich Ursel Kälber. Doch war die Ernte sehr gut. „Da war es trocken, das tut den Linsen gut“, erklärt ihr Mann Markus. Bei einem solchen Erfolgserlebnis macht man natürlich weiter. Anders wäre es wohl gewesen, wenn Kälbers 2021 erst damit angefangen hätten. „Da war es zu nass, wir hatten quasi keinen Ertrag“, berichtet Ursel Kälber.

Mit dem Dreschen, welches Markus Kälber selbst übernimmt, ist es aber noch nicht getan. Schließlich hat man dann Hafer und Linsen beisammen. Die Ernte wird daher zu einem Hof nach Ulm gefahren, welcher sich auf das Reinigen und Trennen des Druschs spezialisiert hat. Das Ergebnis sei extrem unterschiedlich, führt die Aspacherin aus: „Mal sind es 100 Kilogramm, mal bis zu 800.“ Zu kaufen gibt es das fertige Produkt in einem Holzhäuschen vor dem Gelände der Zimmerei in Großaspach, aber auch Märkte in Kleinaspach und Sulzbach an der Murr haben die Aspacher Dorflinsen ins Sortiment aufgenommen. Und das Gasthaus zum Kube hat ein veganes Linsencurry von der Aspacher Dorflinse auf der Speisekarte stehen.

Verarbeitet werden die Linsen zu Salaten, Eintopf oder Soße

Bei Kälbers selbst kommt längst keine andere Linse mehr auf den Tisch. Neben dem schwäbischen Klassiker Linsen mit Spätzle werden die Hülsenfrüchte auch als Salat zubereitet, kommen in eine vegetarische Bolognesesoße oder werden gemeinsam mit eigenen Kartoffeln zu einem Eintopf verarbeitet. Zudem sind die Dorflinsen ein beliebtes Geschenk – an Händler, die mit dem Zimmereibetrieb zusammenarbeiten, oder auch für Freunde und Verwandte.

Wer Ursel Kälber kennt, weiß, dass sie noch längst nicht am Ende der Ideen angekommen ist. Einen Hofladen kann sich die Aspacherin beispielsweise gut vorstellen. Nur: „Es ist alles eine Herausforderung mit dem Zeitmanagement.“ Schließlich ist und bleibt die Landwirtschaft für Kälbers ein Nebenerwerb. Im Auge behalten sie auch, ob sich in Sachen Linsen Neues tut. „Im Biolandverband gibt es bisher nur die zwei Sorten, die wir anbauen“, erklärt Ursel Kälber. Allerdings werde daran gearbeitet, die Produktpalette zu erweitern. „Wir warten ab, ob da bald etwas Neues auf den Markt kommt.“

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Erstellt:
27. Dezember 2022, 06:00 Uhr

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