Ein Umweltschutzpionier aus Kirchberg an der Murr wird 90

Vom Maschinenschlosser zum Betriebsingenieur: Theo Kunzi kann an seinem 90. Geburtstag ein bewegtes Leben Revue passieren lassen. Als Urgestein des Kirchberger Umweltschutzes hat er sich insbesondere um die Natur in der Region verdient gemacht.

Theo Kunzi bei der Gartenarbeit in Kirchberg an der Murr. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Theo Kunzi bei der Gartenarbeit in Kirchberg an der Murr. Foto: Alexander Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Kirchberg an der Murr. „Wie schnell ist doch das Leben vorbeigezogen“, sinniert Theo Kunzi, der heute auf ein 90-jähriges Leben zurückblicken darf. Anders machen würde er im Rückblick allerdings nichts. Dabei hatte er als kleiner Junge sicher nicht im Traum daran gedacht, dass einmal aufgrund seines Einsatzes und seines Engagements ein großes Bauvorhaben gestoppt werden würde. Er ist überzeugt, dass sich der Ort an der Murr mit jenem Steinbruch, dessen Ausbau vor 50 Jahren zur Gründung der Aktionsgemeinschaft Umweltschutz Kirchberg (AUK) geführt hatte, nicht so gut entwickelt hätte.

Geboren wurde Theo Kunzi am 4. Juli 1933 in Stuttgart. Fürsorgliche Eltern habe er gehabt, sagt er. Seine Mutter stammte aus dem Schwarzwald, sein Vater war Kirchberger und so lebte die Familie, zu der noch zwei Töchter gehörten, auch in der Gemeinde im Murrtal. „Ich war der Hahn im Korb“, meint er schmunzelnd. Seit seiner Jugend war er ein begeisterter Turner.

Guter Lehrling, fähiger Konstrukteurund engagierter Betriebsrat

Bei der Firma Kaelble in Backnang machte er eine Lehre zum Maschinenschlosser. In guter Erinnerung ist ihm immer noch sein damaliger Ausbilder: „Er war streng, aber man hat was gelernt.“ Denn lernen, das wollte er stets.

Da er während der Lehre stets sehr gute Leistungen erbrachte, wurde er folgerichtig vorzeitig in das Konstruktionsbüro der Firma versetzt. 1956 verließ er sie dennoch, um seinen Techniker zu machen. Dann fand er eine neue Anstellung bei der Stuttgarter Firma Werner und Pfleiderer und blieb bis zur Rente dort in wechselnden Positionen, davon 20 Jahre als Konstrukteur, dann wurde er Leiter der Auftragsabwicklung. Er gehörte dem Betriebsrat an, war sogar stellvertretender Vorsitzender und wurde für zwei Amtsperioden auch Mitglied des Aufsichtsrats.

„Ich bin gern ins Geschäft gegangen“, sagt Theo Kunzi. Immer habe er etwas mit Metall machen wollen. „Ich durfte so viel lernen in Bezug auf Technik in der Konstruktion“, schwärmt er. Übrigens ist er heute immer noch sehr erfindungsreich und kreativ. Tritt ein Problem auf, tüftelt er so lange, bis eine befriedigende Lösung gefunden ist.

1960 hat er sich ein Grundstück in Kirchberg an der Murr gekauft, doch ob er tatsächlich dort bauen würde, das stand zunächst noch gar nicht fest. Denn die Entwicklung des Steinbruchs im Tal machte ihm Sorgen; er sah Schwierigkeiten mit der Lärmentwicklung und gründete schließlich mit anderen Anwohnern eine Interessengemeinschaft. 1973 wurde daraus die AUK. Von dem Steinbruch ist heute so gut wie nichts mehr zu sehen.

Am 19. Mai 1962 heiratete er, das Paar bekam einen Sohn und eine Tochter. Mittlerweile gehören auch drei Enkelinnen zur Familie. Nach schwerer Krankheit verstarb seine Frau vor sechs Jahren. Keine einfache Zeit für Theo Kunzi, doch er kommt damit zurecht. „Es ist gut, wenn man die Kraft hat, Dinge hinzunehmen, die man nicht ändern kann“, findet er.

Ein unermüdlicher Kämpfer fürdie Schwachen

Doch wenn man etwas ändern kann, dann sollte man es auch versuchen. Immer noch ist er in der Aktionsgemeinschaft aktiv, bei den Arbeitseinsätzen sieht man ihn häufig. Stets habe er sich für die Schwachen eingesetzt, sagt Theo Kunzi. Symbolhaft dafür hatte ihm sein Sohn eine David-Statue geschenkt, die nun vom Garten aus grüßt.

Trotz seines großen Engagements, für das er auch mehrfach ausgezeichnet wurde – neben dem Einsatz für Umweltbelange gehörte Theo Kunzi von 1976 bis 2001 dem Kirchberger Gemeinderat an –, hatte die Familie stets Vorrang. Danach seien die Arbeit und der Garten gekommen: „Ich wollte immer einen Garten haben“, sagt Kunzi. Und diesen genießt er jetzt auch.

„Ich habe mir keine großen Ziele gesetzt“, meint der Jubilar rückblickend, „es ist einfach so gekommen.“ Und gelassen fügt er hinzu: „Manches habe ich erreicht, manches nicht – so ist das Leben.“

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Erstellt:
4. Juli 2023, 11:30 Uhr

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