Ein unprätentiöses und sehr intensives Konzerterlebnis
Jens Heckermann alias der Kauz entzündet im Theaterraum der Probierbühne Kabirinett in Großhöchberg ein imaginäres Lagerfeuer.
Von Carmen Warstat
Spiegelberg. Als Frontmann der gefeierten A-cappella-Band „Die Füenf“ befindet sich Jens Heckermann derzeit auf deren Abschiedstournee. Daneben konzentriert er sich zunehmend auf sein Soloprojekt „Wenn der Kauz singt.“ Der Träger renommierter Musikpreise und erfolgreiche Stimmcoach tritt bescheiden auf: Er habe „schöne Lieder, die nicht jeder spielt“ mit ins Kabirinett nach Großhöchberg gebracht, kündigt er vor Konzertbeginn schlicht an. Ein Mann und seine Gitarre, ein wenig Tontechnik und ein kleines aufgeschlossenes Publikum vereinen sich am Freitagabend zu einem ganz unprätentiösen und umso intensiveren Konzerterlebnis.
Das Publikum singt mit
„I’m So Lonesome I Could Cry“ heißt der herzzerreißende Auftakt. Aber der Kauz zieht den Song anschließend gleich ein wenig ins Lächerliche. Vielleicht hält man das sonst auch nicht aus. Dem „prädestiniertesten Lagerfeuerlied“ lässt er das „blödeste Lied“ folgen, eins von der Sorte, die allen Frauen gefallen, meint er und wird dann aber wieder ernst. „Pirate’s Gospel“ von Alela Diane nimmt das Publikum mit und ist eine Absichtserklärung: „I’m gonna sing. We’re gonna chant.“ (Ich werde singen, wir werden singen.) Für einen Freund, „der nicht mehr unter uns ist“, spielt und singt Jens Heckermann Foy Vances „Guiding Light“ – einen Song, der Trauer und Trost vereint, irgendwie, und den das Publikum leise mitsingt. „So macht das Laune“, lobt der Kauz seine Zuhörerinnen und Zuhörer.
„Wind“ ist ein eigener Song, einer, der seine Naturliebe aufgreift. Er hat „Sweet Louise“ mitgebracht, offenbar eine Parodie auf Countrymusikklischees, die er auftragsgemäß geschrieben hat für sein Projekt „The good, the bad and the ugly“. „Micha macht dann immer einen Linedance dazu“, verrät der Kauz, um mit sozusagen echten Countrysongs fortzufahren: „Tennessee Whiskey“, eine unglaubliche Nummer von Chris Stapleton, interpretiert der Kauz atemberaubend intensiv und toppt sie später noch durch „Whiskey and You“ vom selben Künstler und vom selben Gewicht, in derselben tief beseelten und zugleich professionellen Interpretation.
Die Gesangskunst von Jens Heckermann holt alle Tiefe der Werke heraus. Nicht selten macht sie diese erst richtig bewusst, weil sie Interpretationen ermöglicht, die eindringlicher sein können als die Originale. Die Ergriffenheit der kleinen Gemeinschaft im Kabirinett wird da schon wieder gebrochen durch den Humor des Künstlers, der da trocken und unter allgemeiner Erheiterung anmerkt: „So. Und jetzt mal weg vom Alkohol. Das is ja furchtbar!“
Tom Waits kann er sehr gut imitieren
Als begnadeter Sänger zeigt der Kauz sich auch in eigenen Stücken wie „Ohne Haut“ oder „Sie sieht in mein Herz“. Er kann Tom Waits frappierend genau imitieren. Und es ist keine billige Kopie, sondern Ausdruck höchster Verehrung, wie er direkt und indirekt zum Ausdruck bringt, wenn er dessen „Jersey Girl“ und „I hope I don’t fall in love with you“ intoniert. Auch Robert Johnson und Bob Marley huldigt der Kauz.
Ohne Zugaben kommt er an dem Abend nicht davon. „Der Puls dieser Stadt“ stammt aus eigener Feder und erzählt, man kann es zumindest so verstehen, von ungelebtem Leben. „I put a spell on you“, der Klassiker aus dem Repertoire seiner Band „The good, the bad and the ugly“, beschließt das Konzert. Und Jens Heckermann hat seinem Vorhaben gemäß auch dieses Stück so interpretiert, „wie’s gehört“.