Einblick in den Vogelalltag

Ein Hausrotschwänzchen hat in der Garage der Familie Hozak aus Backnang ein Nest gebaut. Über eine kleine Kamera, die das Paar angebracht hat, kann es nun die Nistfortschritte des Tiers mitverfolgen.

Hoch oben auf dem Dachbalken der Garage befindet sich das Vogelnest. Michael und Miriam Hozak können die Ereignisse darin über die Kamera verfolgen. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Hoch oben auf dem Dachbalken der Garage befindet sich das Vogelnest. Michael und Miriam Hozak können die Ereignisse darin über die Kamera verfolgen. Foto: Alexander Becher

Von Lorena Greppo

Backnang. Begonnen hat es im Mai vergangenen Jahres, als Michael und Miriam Hozak auf dem Boden ihrer Garage mehrfach Moos vorfanden. Die Garage war kurz zuvor erst fertig geworden, nur ein kleiner Schlitz an einer Seite war noch frei. „Die Bretter hatte ich schon da“, berichtet Michael Hozak. Lachend erzählt er, dass er die Arbeit einige Zeit aufgeschoben habe. „Mach ich noch, mach ich noch“, habe es in Richtung seiner Frau geheißen. Daraus wurde dann aber erst einmal nichts. Denn wie das Paar bemerkte, hatte ein Hausrotschwänzchen eben jenen Schlitz als Eingangstürchen genutzt und damit angefangen, ein Nest zu bauen.

„Ich habe gleich gesagt: Da sollten wir eine Kamera installieren! So eine Chance, das aus der Nähe mitzukriegen, bekommt man womöglich nicht noch einmal“, berichtet Miriam Hozak. Gesagt, getan. Ab da haben die Hozaks live verfolgen können, wie die Vogelmama ihre Eier legte und ausbrütete. Der Partner, haben sie beobachtet, halte sich immer in der Nähe auf und komme manchmal sogar, um dem brütenden Weibchen Futter zu bringen. Mit dem Aufräumen haben es die tierischen Besucher hingegen nicht so, erzählt sie schmunzelnd. Überall liege Moos. Als dann aus den Eiern fünf Junge schlüpften, seien die Eltern mit der Beschaffung von Essbarem beinahe rund um die Uhr beschäftigt gewesen. „Da ging es dann richtig ab“, erzählt Miriam Hozak. Nur wenn jemand in die Garage kam, dann war es plötzlich still.

Die Rasselbande aus dem vorigen Jahr hielt ihre Eltern ganz schön auf Trab. Auch der Vogelpapa musste beim Füttern helfen.

Die Rasselbande aus dem vorigen Jahr hielt ihre Eltern ganz schön auf Trab. Auch der Vogelpapa musste beim Füttern helfen.

Hausrotschwänzchen sind standorttreue Tiere, weiß die Backnangerin. Daher verwundert es auch wenig, dass die Vögel inzwischen schon zum dritten Mal in der Garage brüten. Ob es tatsächlich jedes Mal dieselben sind könne man nicht mit Sicherheit sagen. Dieses Mal befindet sich das Nest hinter einem Kupferrohr.

Freunde und Bekannte verfolgen die Ereignisse auf WhatsApp

Die Kamera am Nest schaltet sich immer dann ein, wenn der Sensor eine Bewegung wahrnimmt. Dann sendet sie kurze Videos auf das Tablet der Hozaks. Dadurch ist inzwischen einiges an Bildmaterial zusammengekommen. Immer wieder laden Miriam und Michael Hozak Teile davon auf WhatsApp in ihren Status. Dadurch haben die Vögel eine breite Fanbasis bekommen. „Zwischen 60 und 70 Leute haben uns geschrieben, als der Jungvogel im Mai ausgeflogen ist“, berichtet Miriam Hozak. Ihre Garage können die Hozaks übrigens weiterhin ohne Einschränkungen nutzen: „Da wird geschafft und gesägt, das stört den Vogel nicht“, berichten sie.

Tierische Begegnungen sind für Miriam Hozak nichts Neues. Die gelernte Erzieherin hat sich zur Naturpädagogin ausbilden lassen und organisiert für den schwäbischen Albverein diverse Veranstaltungen im Freien. Dass sich die Vögel bis in die Garage hineinwagen, war zwar nicht geplant, doch die beiden nehmen es gelassen. „Wir wollten es so, wir haben unseren Garten bewusst naturnah angelegt.“

Auch andere Wildtiere tummeln sich um das Haus der Familie

Die Hausrotschwänzchen sind bei Weitem nicht die einzigen tierischen Besucher bei Hozaks. Im selbst gebauten Vogelhäuschen an einem Baum brüten Meisen. Am Dach sind einige Spatzennester. Igel haben schon überwintert. Waschbären, Marder und sogar einen Dachs haben sie über die Außenkamera gesehen. „Ich habe mich gefragt: Was kackt mir denn da vors Haus?“, erklärt Michael Hozak die Intention jenes Geräts lachend.

Freud und Leid liegen, wie so oft im Leben, auch beim Beobachten der Hausrotschwänzchen nah beisammen. So haben die Hozaks einen Jungvogel tot im Hochbeet gefunden. Einen anderen haben sie mit dem Nest am Fuß auf dem Boden gefunden. Er hatte sich verheddert und war beim Befreiungsversuch gestürzt. Zwar hat das Paar geholfen, ihn entwirrt und anschließend freigelassen. „Es ist fraglich, ob er es geschafft hat“, sagt Miriam Hozak jedoch. Für sie und ihren Mann sei das ein rührender Moment gewesen: „Man baut eine Beziehung zu den Tieren auf.“ Und wenn ein Vogel in Not gerät, hilft das Paar. Beispielsweise haben sie auch schon ein Spatzenjunges, welches aus dem Nest am Dach gefallen war, zur Vogelhilfe in Wüstenrot gebracht.

Aktuell brütet das Hausrotschwänzchen seine fünf Eier aus. Im Mai ist von drei Eiern nur ein Junges flügge geworden. Fotos: privat

Aktuell brütet das Hausrotschwänzchen seine fünf Eier aus. Im Mai ist von drei Eiern nur ein Junges flügge geworden. Fotos: privat

Vom Nachwuchs des Hausrotschwänzchens in der Garage ist beim ersten Versuch in diesem Jahr von drei Eiern nur ein Jungvogel flügge geworden. Das war auch für die beiden Kinder der Hozaks ein aufregendes Ereignis. Dieses Mal sollen es mehr werden. Aktuell liegen wieder fünf Eier im Nest. „Wir sind voller Hoffnung, dass es diesmal klappt“, sagt Michael Hozak.

Videos Aktuelle Videos vom brütenden Hausrotschwänzchen laden Hozaks in die Cloud unter folgendem Link: https://tinyurl.com/34xw36hx. Hierüber können Interessierte am Aufwachsen der Küken teilhaben.

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Erstellt:
15. Juni 2022, 06:00 Uhr

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