Eine Engelsfackel erreicht Backnang

Gestern hat eine Schulklasse aus Bopfingen-Oberdorf eine symbolische Fackel an das Team des Kinder- und Jugendhospizdiensts Pusteblume überreicht. So soll auf die Belange dieser Hospize aufmerksam gemacht werden. Heute wird die Fackel von Backnang nach Stuttgart gebracht.

Samuel übergibt die Engelsfackel an Tabaluga. Der nimmt sie stellvertretend für die vom Kinder- und Jugendhospizdienst Pusteblume betreuten Kinder entgegen. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Samuel übergibt die Engelsfackel an Tabaluga. Der nimmt sie stellvertretend für die vom Kinder- und Jugendhospizdienst Pusteblume betreuten Kinder entgegen. Foto: Alexander Becher

Von Anja La Roche

Backnang. In Deutschland leben etwa 50000 Kinder und Jugendliche mit lebensbegrenzenden Erkrankungen. Jährlich sterben etwa 5000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene an einer solchen Erkrankung. Die Familien sind auf das Verständnis und die Unterstützung der Gesellschaft angewiesen. Um darauf aufmerksam zu machen, wandert gerade eine ganz besondere Fackel durch ganz Deutschland: eine Engelsfackel. Sie wurde als Grabstein vom Vater der 2013 an Krebs verstorbenen Angelina entworfen. Im April startete die Aktion Kinder-Lebens-Lauf (KLL) vom Bundesverband Kinderhospiz in Berlin, gestern erreichte sie den Backnanger Kinder- und Jugendhospizdienst Pusteblume.

Dazu reiste der von einer lebensverkürzenden Krankheit betroffene Samuel gemeinsam mit seinen Mitschülern extra von Aalen nach Backnang. Feierlich übergab Samuel die Engelsfackel dem in einem kleinen elektrischen Auto platzierten Tabaluga-Kuscheltier. Weil die vom Hospiz betreuten Kinder an diesem Montag in der Schule seien, habe als Vertretung Tabaluga die Fackel entgegengenommen, erklärte Gaby Hammer, die gemeinsam mit Monika Batzenschlager und Elke Renner den Hospizdienst Pusteblume koordiniert. Das Miniauto habe zudem eine Hintergrundgeschichte: Der Hospizdienst hatte es einem an Krebs erkrankten Mädchen geschenkt, das mittlerweile verstorben ist.

Die Pusteblume macht zum dritten Mal bei dem Fackellauf mit

Das Team der Pusteblume freut sich, dieses Jahr zum dritten Mal bei der Aktion mitzumachen. „Es geht darum, dass die Kinder, die schwerst krank sind, am Leben teilhaben können“, betonte Gaby Hammer. Das diesjährige Motto „Inklusion Aktion“ soll dabei verstärkt auf das Thema der Teilhabe hinweisen. Das Motto beziehe sich nicht nur auf die erkrankten Kinder, „sondern auf die ganze Familie, bei der vieles zu kurz kommt“, sagte Hammer. Es gehe beim KLL darum, die betroffenen Familien zu ermutigen, mehr am normalen Alltag teilzuhaben, und auf die mangelnde Unterstützung hinzuweisen.

Weitere Themen

Das ist auch der Grund, warum Yvonne Schleehuber, die Mutter von Samuel, die Aktion an die Schule in Bopfingen-Oberdorf herangetragen hat. Sie wünscht sich, dass das Thema präsenter im Alltag ist. „Viele stellen sich die Hospizarbeit nur mit alten Leuten vor“, sagte Schleehuber, die mit ihrem Sohn seit zwei Jahren vom Kinder- und Jugendhospizdienst betreut wird.

Auch Hubschrauber und Schiff kamen schon zum Einsatz

Die Lehrerin der Schulklasse hat für die Fackelübergabe sogar einen Tanz mit ihren Schülern einstudiert. „Bunt ist bunt, bunt ist cool“, sangen die Kinder zum Lied von Larissa und den Coolkids mit und begeisterten die Zuschauer mit ihrer Choreografie. Unter denen weilten auch Oberbürgermeister Maximilian Friedrich und Landrat Richard Sigel, die die Kinder herzlich begrüßten. Beide lobten sie für ihre Solidarität. „Toll, dass ihr die Fackel aus dem Ostalbkreis hier zu uns in den Rems-Murr-Kreis gebracht habt“, sagte Sigel.

Der Leiter der Hospizstiftung Rems-Murr-Kreis, Heinz Franke, erwähnte all die unterschiedlichen Transportmittel, die beim diesjährigen Kinder-Lebens-Lauf schon so zum Einsatz gekommen seien, darunter auch ein Hubschrauber und ein Schiff. „Es freut uns, dass der Kinder-Lebens-Lauf ein halbes Jahr durch Deutschland geht“, betonte Franke. Die Kinder aus dem Ostalbkreis sind mit einem Oldtimeromnibus angekommen. 13 Freunde und Ehrenamtliche aus dem Team der Pusteblume bringen die Fackel heute auf dem Fahrrad bis nach Stuttgart, um sie dort an das Unternehmen Porsche, den Hauptsponsor des diesjährigen KLL, weiterzureichen. Von dort wird die Fackel zum ambulanten und stationären Hospiz Stuttgart gebracht.

Über den Kinder-Lebens-Lauf

Aktion Der Kinder-Lebens-Lauf 2024 startete am 18. April erneut in Berlin unter der Schirmherrschaft von Elke Büdenbender, der Ehefrau des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Der KLL findet alle zwei Jahre statt. Die symbolische Engelsfackel wird ein halbes Jahr lang bundesweit von einer Kinderhospizeinrichtung zur nächsten getragen. Begleitet wird sie in rund 130 Etappen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit einer lebensverkürzenden Erkrankung, ihren engsten Bezugspersonen und zahlreichen Unterstützenden. Der Lauf endet am 13. Oktober zum Welthospiztag im Europa-Park in Rust mit einem großen Abschlussfest.

Ziel Die Kampagne macht auf die Kinderhospizarbeit und deren Bedarfe aufmerksam. Die Mitglieder können sich untereinander vernetzen. Ein Augenmerk liegt darauf, mehr Ehrenamtliche zu gewinnen.

Mehr Infos Wer ein Stück des Weges erleben, mitgestalten oder unterstützen möchte, kann sich an kinderlebenslauf@bundesverband-kinderhospiz.de oder 07653/8264051 wenden. Weitere Infos auch unter www.kinder-lebens-lauf.de.

Zum Artikel

Erstellt:
2. Juli 2024, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Stadt & Kreis

S3 und S4: Streckensperrungen von Juli bis September

Auch in diesem Sommer nutzt die Deutsche Bahn wieder die Ferienzeit, um die Arbeiten für den digitalen Knoten voranzutreiben. Die Fahrt von Backnang zum Stuttgarter Flughafen kann anstrengend werden.

Stadt & Kreis

Schöntal lässt sich sein Fest nicht nehmen

Obwohl der Starkregen vor einer Woche in dem Backnanger Teilort schwere Schäden verursacht hat, findet am Wochenende das Schöntaler Straßenfest statt. Organisiert wird es von der örtlichen Feuerwehr, die selbst von dem Hochwasser betroffen war.

Stadt & Kreis

Frischer Wind in Backnangs Gemeinderat

Ingrid-Matano Kress ist Backnangs erste schwarze Stadträtin. Die Public-Management-Studentin bringt aber auch als junge Mutter neue Einblicke mit. Ihrer Vorbildrolle ist sie sich durchaus bewusst.