Eissaison beginnt: Wie viel kostet die Kugel im Raum Backnang?
Die wärmeren Temperaturen haben den ersten Ansturm auf die Eisdielen in der Region Backnang ausgelöst. Die Kosten fürs Herstellen und Verkaufen von Speiseeis sind zwar teilweise gestiegen. Bislang sind die Preise bei den meisten Verkäufern aber noch gleich wie 2023 geblieben.
Von Anja La Roche
Rems-Murr. Die Eissaison 2024 konnte so richtig durchstarten bei den hohen Temperaturen in den vergangenen Tagen. Zwar seien die Ostertage leider wetterbedingt recht schlecht verlaufen, berichtet Mimo Touma vom Eiscafé am Rathaus in Aspach, doch vergangenes Wochenende sei die Schlange der eishungrigen Besucher bei ihnen enorme 30 Meter lang gewesen. „Wir sind echt sehr, sehr froh, dass so viele Leute kommen, auch von außerhalb“, zeigt er sich zufrieden mit dem Geschäft seiner Eisdiele, welche er vergangenes Jahr gemeinsam mit seiner Frau eröffnet hat.
Bei den Aspachern kostet eine Kugel 1,70 Euro. „Wir sind mit unseren Preisen stabil geblieben, einzig der Kugelpreis ist um zehn Cent teurer geworden“, berichtet Touma. Eigentlich habe er die Preise überhaupt nicht verändern wollen, aber dann seien die Produktionskosten eben doch etwas gestiegen; vor allem der Strom, aber auch das Wasser, Früchte und Milch seien teurer geworden. „Das Einzige, das stabil geblieben ist, ist die Milch“, so der Eismacher.
„Die Preise haben wir nicht verändert“, berichtet Carmen Polvere, Geschäftsführerin des Eiscafés Dolomiti in der Backnanger Innenstadt. Dass seit Beginn des Jahres die Mehrwertsteuer gestiegen ist, sei für sie kein Grund für eine Preiserhöhung, immerhin sei die Mehrwertsteuer vor Corona auf dem gleichen Niveau (19 Prozent) wie jetzt gewesen. Und die Lebensmittelpreise hätten sich auch wieder relativiert. Eine Kugel Eis im Dolomiti wird also auch dieses Jahr 1,50 Euro kosten.
Sahne, Kakao, Schokolade und Milch seien in den vergangenen Jahren alle teurer geworden
Veränderung stehen dafür umso mehr in Sachen Geschmacksrichtungen an. „Diesen Sommer machen wir viele neue Sorten“, kündigt die Geschäftsführerin an. Sicherlich wird sich also ein Blick in die große Eistheke für denjenigen lohnen, der bei warmen Temperaturen durch die Stadt flaniert. Geplant sei zum Beispiel die Sorte Zuppa Inglese, die den Geschmack des gleichnamigen italienischen Biskuitdesserts transportiert. Und auch eine Kombination aus Joghurt und Himbeere erwähnt die Eisverkäuferin.
Ein anderer Ton wird beim Eiscafé Portofino angeschlagen. Für die Inhaberin Karin Kübler-Fotoglidis sind die Rohstoffpreise, aber auch die angehobene Mehrwertsteuer Faktoren, um eine Preiserhöhung in diesem Jahr in Erwägung zu ziehen. Aktuell kostet auch dort eine Kugel Eis 1,50 Euro. Sahne, Kakao, Schokolade und Milch seien in den vergangenen Jahren alle teurer geworden. Wenn nicht am Preis geschraubt würde, sei nun mal die Konsequenz: „Entweder wir machen kleinere Portionen oder wir bieten eine geringere Qualität an.“ Beide Alternativen sieht sie aber nicht als fair gegenüber den Kunden an. Gleichzeitig sei auch bei Preiserhöhungen Vorsicht geboten, denn die Kunden sollen nicht abgeschreckt werden. „Die Leute gehen mittlerweile bewusster mit dem Geld um“, findet Kübler-Fotoglidis. Die Preise zu erhöhen sei deshalb stets ein Drahtseilakt.
In Sachen Geschmack erwarten die Kunden bei Portofino auch dieses Jahr wieder einige Neuerscheinungen. Über 40 wechselnden Sorten bietet das Lokal an. Eine Neuheit dieses Jahr soll die Sorte American Cheesecake sein – das kann der probierfreudige Eisliebhaber sich also schon einmal vormerken.
Eine besondere Sorte, die im Sommer vermutlich beim Café Weller in Backnang zu finden sein wird, ist Holunderblüte mit Waldfrucht. Der Inhaber David Weller berichtet, dass dieses Jahr die Preise gleich geblieben sind. Letztes Jahr habe er den Preis pro Kugel von 1,20 auf 1,50 Euro erhöht. Ob 2024 eine weitere preisliche Veränderung notwendig sein wird, kann er noch nicht absehen. „Wir haben erst seit anderthalb Wochen Eis, wir müssen noch schauen“, erklärt er. Insgesamt seien, so wie eben überall, die Kosten in den letzten Jahren enorm gestiegen. Dazu zählen Personalkosten, denn der Mindestlohn habe sich in den vergangenen zwei Jahren um über 2,50 Euro pro Stunde erhöht. Außerdem sei die Sahne viel teurer geworden, der Zuckerpreis habe sich fast verdoppelt. Bei der Eisproduktion stark ins Gewicht fallen würden zudem die Stromkosten. Das Eis wird bei der Herstellung über einen längeren Zeitraum erst erwärmt und dann gekühlt – das frisst viel Energie. Bemerkbar bei den Produkten, die vor Ort verzehrt werden, mache sich zudem auch die wieder erhöhte Mehrwertsteuer.
Wie teuer das Eis ist, bei dieser Frage schaut Weller aber natürlich auch auf seine Konkurrenten und darauf, dass das Eis noch attraktiv bleibt. „Das Preisgefühl muss passen“, sagt er. Und: Er will nicht jedes Jahr neue Speisekarten drucken, das verursacht nämlich auch Kosten.
Mit dem Eismobil fahren sie zu Events und versorgen dort die Gäste mit der Süßspeise
Astrid Schiffo, die Frau vom Inhaber des Eiscafés Belluno in Murrhardt, berichtet Ähnliches: „Die Mehrwertsteuer wurde erhöht und die Produkte der Lieferanten sind teurer geworden.“ Deshalb verlangen sie seit diesem Jahr für die Eisbecher je nach Sorte zwischen 50 Cent und einem Euro mehr. Die Eiskugel zum Mitnehmen ist in dem Murrhardter Betrieb allerdings nicht teurer geworden, die gibts nach wie vor für 1,50 Euro. Hintergrund ist laut Schiffo unter anderem, dass die Mehrwertsteuer bei Speisen, die der Kunde zum Mitnehmen kauft, weiterhin nur bei sieben Prozent liegt. Für die Premiumsorten wie Pistazie verlangen sie aber wie schon zuvor etwas mehr, nämlich 1,80 Euro pro Kugel.
Michele und Steffi Pierri aus Sulzbach an der Murr verkaufen ihr Eis aus einem Eismobil und verlangen ebenfalls 1,50 Euro pro Kugel. „Bei uns ist der Preis so wie letztes Jahr“, sagt er. Beim Einkauf der Zutaten müsse er immer schauen, wann etwas wo zu einem guten Preis zu bekommen ist. Dabei habe er den Vorteil der geringeren Fixkosten, verglichen mit Eisdielenbesitzern. „Wir haben halt unseren Wagen“, sagt Pierri. Mit dem fahren sie beispielsweise zu Events und versorgen dort die Gäste mit der eisgekühlten Süßspeise.
Holz- statt Plastiklöffel – auch Nachhaltigkeit kostet mehr
Im Café Longobucco in Unterweissach bleibt die Kugel Eis dieses Jahr ebenfalls bei 1,50 Euro, zuletzt hat Inhaber Claudio Longobucco 2022 um 20 Cent erhöht. „Dieses Jahr haben wir den Preis gleich gelassen“, aber nächstes Jahr werde er vermutlich erhöhen. Er achte darauf, dass die Abstände der Erhöhungen nicht zu kurz sind, damit seine Kunden den Preis akzeptieren. Besonders im ländlichen Raum würden die Leute beim Preis weniger nachsichtig sein. Teurer geworden sind laut Longobucco insbesondere die Zutaten für sein Eis, aber auch zum Beispiel die Löffel, die seine Kunden zum Eis im Becher dazu erhalten, müssen inzwischen aus Holz statt Plastik bestehen und sind deshalb um ein Vielfaches teurer geworden als noch vor einigen Jahren.
Und die 1,50 Euro pro Kugel haben für ihn einen weiteren Vorteil, das ist aber nur ein erfreulicher Nebeneffekt: Das Rechnen beim Abkassieren fällt leichter. Neue, exotische Sorten stehen in dem Café nicht auf dem Plan, weil das Eis dort eher ein Nebengeschäft ist und in der zwölf Sorten umfassenden Theke vor allem die Standards wie Schoko und Vanille Platz haben sollen.