Eltern in der Backnanger Sportkita Plaisir kritisieren geringe Erstattung

Für 32 ausgefallene Betreuungsstunden bekommen die Familien 30,36 Euro gutgeschrieben. Die Stadt Backnang sagt, sie müsste gar kein Geld erstatten.

Großer Andrang bei der Eröffnungsfeier der Sportkita Plaisir. Damals wurden große Hoffnungen in die Prestige-Kita der Stadt gesetzt. Archivfoto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Großer Andrang bei der Eröffnungsfeier der Sportkita Plaisir. Damals wurden große Hoffnungen in die Prestige-Kita der Stadt gesetzt. Archivfoto: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang. Die Eltern der Kinder, die die neue Sportkita Plaisir in Backnang besuchen, sind auf die Stadtverwaltung zurzeit nicht gut zu sprechen. Mitte Mai hatte ihnen das Amt für Familie, Jugend und Bildung mitgeteilt, dass die Öffnungszeiten in den drei Ganztagsgruppen bis auf Weiteres verkürzt werden. Statt bis um 17.30 Uhr, wie von den Eltern gebucht, werden die Kinder nun von Montag bis Mittwoch nur noch bis 15.30 Uhr sowie Donnerstag und Freitag bis 16 Uhr betreut. Grund ist massiver Personalmangel, nachdem innerhalb weniger Monate die Hälfte des Stammpersonals gekündigt hatte.

Die reduzierten Öffnungszeiten bringen nun viele der berufstätigen Mütter und Väter in die Bredouille. „Ich kann meinem Arbeitgeber ja nicht sagen, dass ich jetzt jeden Tag anderthalb Stunden früher gehen muss“, sagt Vater Thomas Bucher. Die Eltern müssen ihre Nachmittagsbetreuung daher anders organisieren: Manche haben Großeltern am Ort oder helfen sich gegenseitig, einige müssen aber auch auf bezahlte Babysitter oder Tageseltern zurückgreifen. Deshalb hatten die Eltern auf finanzielle Entlastung durch die Stadt gehofft. Immerhin müssen sie für einen Ganztagsplatz für ein Kind ab drei Jahren bis zu 326 Euro im Monat bezahlen, bei unter Dreijährigen sind es sogar bis zu 532 Euro.

Die Erstattung beträgt nur zwischen zehn und 30 Euro

Einen Teil davon bekommen die Eltern nun auch tatsächlich zurück, doch der Brief vom Amt für Soziales, Jugend und Bildung hat ihren Ärger eher noch vergrößert. Denn der Träger kündigt darin für den Monat Mai eine Gebührenerstattung an, die je nach gebuchtem Betreuungsumfang lediglich zwischen zehn und 30 Euro liegt. Die geringe Summe kommt einerseits dadurch zustande, dass der Elternanteil in der Ganztagsbetreuung umgerechnet tatsächlich nur bei knapp 1,50 Euro pro Stunde liegt. Überdies erstattet die Stadt die Gebühren aber auch erst ab dem sechsten Tag der Teilschließung. Für die ersten fünf Tage gibt es überhaupt keinen Ausgleich.

Diese Vorgehensweise sorgt unter den Eltern für Unmut. Eine Mutter hat ihrem Ärger nun in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Maximilian Friedrich Luft gemacht. Darin heißt es: „Die momentane Situation aufzufangen, ist bereits fast unmöglich. Dann jedoch auch noch von Ihren Bürgern zu fordern, dass wir weitere Stunden bezahlen, welche wir anderweitig betreuen und bezahlen mussten, ist eine Unverschämtheit und eine Enttäuschung.“ Insgesamt seien im Mai 32 Betreuungsstunden ausgefallen, rechnet die Mutter vor, ein Babysitter verlange mindestens zehn Euro pro Stunde. Doch für 320 Euro zusätzliche Betreuungskosten erhalte sie nun eine Gutschrift von 30,36 Euro. Das könne doch wohl nicht sein Ernst sein, schreibt die Mutter an den Oberbürgermeister.

Elternbeiträge decken nur zehn Prozent der Kosten

Mario Wolf, Sachgebietsleiter für die Kinderbetreuung, verweist hingegen darauf, dass die Stadt eigentlich gar nicht verpflichtet wäre, den Eltern Beiträge zu erstatten. Die Entgeltordnung für die Kindertageseinrichtungen enthält sogar ausdrücklich eine Klausel, wonach die Elternbeiträge eine „Beteiligung der Eltern an den gesamten Betriebskosten der Einrichtung“ sind und deshalb auch während der Schließtage, bei vorübergehender Schließung oder bei längerem Fehlen des Kindes, etwa wegen Krankheit, zu bezahlen sind. Wolf verweist außerdem darauf, dass die Elterngebühren in Backnang nur etwa zehn Prozent der tatsächlichen Betreuungskosten abdecken, den Rest übernimmt die Stadt beziehungsweise der Steuerzahler. Das sei vielen Eltern wohl gar nicht bewusst, vermutet der Sachgebietsleiter.

Andererseits zeigt er aber auch Verständnis für die Situation der Eltern: „Wir wissen, dass die Belastung zurzeit hoch ist.“ Deshalb werde man sich intern noch einmal Gedanken darüber machen, wie man in Zukunft in solchen Fällen verfahren wird. „Wir wollen das künftig noch etwas transparenter machen“, kündigt Wolf an. Die Verwaltung werde dem Gemeinderat dazu einen entsprechenden Vorschlag machen, der dann mit der neuen Entgeltordnung ab September in Kraft treten könnte.

Die Eltern in der Sportkita Plaisir hoffen, dass sie das Thema dann nicht mehr betrifft. Nach den Sommerferien sollen dort nämlich vier neue Betreuungskräfte ihren Dienst antreten. Für Thomas Bucher steht die Gebührenfrage deshalb auch nur an zweiter Stelle. „Uns geht es nicht um ein paar Euro, sondern darum, dass wir eine vernünftige Betreuung haben“, sagt der Vater einer vierjährigen Tochter. Sobald diese wieder gewährleistet sei, hätten die Eltern auch kein Problem mit den Gebühren.

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Erstellt:
13. Juni 2023, 06:00 Uhr

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