EM-Auftakt und Wiesafeschd in Allmersbach im Tal: ein Volltreffer für Fußballfans und Festlesgäste
Rund 2.000 Fans feierten am Freitagabend beim Public Viewing in Allmersbach ein fröhlich-friedliches Fußballfest. Die Erwartungen an die Heim-EM sind hoch – und wurden dank des tollen Starts der Nationalelf vorerst erfüllt. Auch das Wiesafeschd am Samstag war gelungen.
Von Nicola Scharpf
Allmersbach im Tal. „Wir hatten ja mal dieses Sommermärchen...“, erinnert Patrizia Rall, geschmückt mit einer Hawaiikette in Schwarz-Rot-Gold und dadurch an diesem Abend zum Auftakt der Heim-EM eindeutig als Fußballfan identifizierbar. „Alle liegen sich in den Armen, feiern Gemeinsamkeit und Gemeinschaft“, lässt Allmersbachs Bürgermeisterin Eindrücke an die hochsommerlichen Wochen der Weltmeisterschaft 2006 aufleben, in denen ganz Deutschland nichts anderes kannte, als den Fußball zu feiern. Das Public Viewing mit Großbildleinwand, das in Allmersbach am Freitag auf dem Gelände des Wiesafeschds stattfand, wurde sozusagen zum Sommermärchen im Kleinen: Die deutsche Nationalelf schießt Tor um Tor, gibt den rund 2.000 Allmersbacher Fußballfans aller Generationen dadurch mehrfach Grund zum Jubeln und alle sind glücklich, dass sie dieses tolle Fußballerlebnis mit Freunden und Familie teilen dürfen. Die Erwartungen, für den Moment sind sie erfüllt.
Public Viewing beim Wiesafeschd in Allmersbach
Das erste Spiel der deutschen Fußballmannschaft bei der EM wird auf dem Allmersbacher Wiesafeschd übertragen. Die Fans freuen sich über das 5:1.
Denn anspruchslos ist hier niemand. Drei Jungmänner aus Maubach sind mit ihrem Wunsch, die deutsche Mannschaft möge bei der EM gut abschneiden, noch am bescheidensten. Mattis, Lionel, Lenny und Simon, die zu einer Truppe von insgesamt 15 Jugendlichen aus Auenwald gehören, haben sich in Deutschlandflaggen gehüllt und wünschen sich für die Heim-EM nichts weniger als: „Die Stimmung muss on point sein.“ Familie Armbruster aus Allmersbach, die mit drei Generationen auf der Bierbank vor der Leinwand Platz genommen hat, erwartet, dass Deutschland natürlich Europameister wird. Was sonst? Und zusätzlich: „Die Stimmung ist das Allerallerwichtigste.“
Darin sind sich hier alle einig und auch alle leisten ihren Beitrag dazu: Als Florian Wirtz die erste Torchance in der zehnten Minute gleich zu einem Volltreffer macht, fallen sich alle jubelnd und johlend in die Arme. Klatschen, Freudentänzchen, Fangesang: Das volle Programm. Von Tor zu Tor, mit dem das Team beglückt, wird die Euphorie größer. Ein neues Sommermärchen „können wir unbedingt gebrauchen“, findet Zuschauerin Susanne Marquardt, die schwarz-rot-goldene Häschenohren auf dem Kopf trägt. „Es wird sonst alles immer so düster gesehen“, freut sie sich auf eine kleine Auszeit von den schwierigen Themen, die aktuell dominieren.
Anke Dietrichs Herz schlägt für Schottland
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Kathrin Widmann, die mit ihrer siebenjährigen Tochter da ist, wünscht sich, dass bei der EM Nationen friedlich zusammenkommen. „Vereint im Herzen Europas“, drückt es Julia Mühlbach aus, die mit ihrem Freundeskreis da ist. Die Allmersbacher Fans zeigen, wie das geht: Anke Dietrich aus Backnang hat sich die Flagge der gegnerischen Nation, Schottland, um die Schultern gebunden. Seit sie für zweieinhalb Jahre als Studentin in Schottland gelebt hat, schlägt ihr Herz für ihre zweite Heimat. „Schottland ist als Nation sehr fußballverbunden.“ Kontra bekomme sie ob ihres Fanschmucks schon. Auch ihrem Freund sei es peinlich, dass sie mit der Schottlandflagge zum Public Viewing gehe. Als dann kurz vor Schluss der Partie Antonio Rüdiger durch Eigentor der schottischen Mannschaft einen Zähler verschafft, ist Anke Dietrich tatsächlich so mutig, ihre Schottlandflagge in die Höhe zu recken. Allein auf weiter Flur jubelt sie. Sie lacht, die Umstehenden schauen – und lachen dann auch. „Ich hoffe, dass Toleranz in diesem Turnier da ist, Toleranz und Akzeptanz von beiden Seiten, dass man über Grenzen hinwegsehen und sich unabhängig von der Ethnie in den Armen liegen kann.“
Allmersbacher Wiesafeschd
Erst Familientag, dann SWR3-Party und Sonnwendfeuer: Das Allmersbacher Wiesafeschd am Samstag war rundum gelungen - wie diese Fotoeindrücke vom Fest es belegen. Abends waren rund 3000 Gäste beim Wiesafeschd.
So jedenfalls, wie die Weichen am Freitagabend in Allmersbach gestellt wurden, kann es weitergehen. „Was gibt’s Schöneres als eine Heim-EM?“, fragt ein Trio des TSV Oberbrüden, das zum Zeichen der Verehrung Kroos-Trikots trägt, rhetorisch. „Fußball, Bier und gute Gesellschaft.“ Auch für Firmenchef Markus Höfliger, der sich zusammen mit Kunden aus Wales unter die Fans gemischt hat, ist die Richtung, in die sich die Europameisterschaft entwickeln soll, klar: „Spielfreude, Internationalismus. Wir feiern ein Freudenfest.“
Gelungene Einstimmung auf das Wiesafeschd
Die Einstimmung auf das Wiesafeschd am folgenden Tag hätte gelungener nicht sein können. So waren sowohl der Tag der offenen Tür bei der Firma Harro Höfliger Verpackungsmaschinen GmbH als auch der Familientag ab der Mittagszeit gut besucht. Für alle Gäste – ob Kind oder Erwachsener – war etwas geboten. Die SWR-3-Party am Abend war mit rund 3.000 Gästen sogar sehr gut besucht. Am späteren Abend begann der Fackelverkauf, dem sich der Fackelzug zum aufgestapelten Holz anschloss. Nach Freigabe durch die Feuerwehr entfachten die Menschen das Sonnwendfeuer, das in diesem Jahr ausnahmsweise auf den Samstag verlegt worden war. „Das war sehr schön zum Angucken“, findet Bürgermeisterin Rall. „Und auch zum Wärmen, denn abends ist es frisch geworden.“