Engpässe bei Weihnachtsgeschenken
Als Kunde könnte es passieren, dass man sein gewünschtes Geschenk dieses Jahr nicht mehr bekommt. Denn die Händler der Region haben wie überall mit den globalen Produktions- und Transportengpässen zu kämpfen.

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Matthias Wiedmann präsentiert in seiner Filiale einen Artikel, welcher derzeit auch zu Weihnachten sehr gut angenommen wird: ein Puzzle. Foto: T. Sellmaier
Von Anja La Roche
Backnang. Sie geht wieder los, die Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk für die Liebsten. Wie wäre es mit einem Playmobilhaus für den Sohn? Oder einem Roman für die Schwester? Dieses Jahr könnte man allerdings zu spät kommen. Denn die weltweiten Lieferengpässe der Industrie machen sich bemerkbar. Auch die Backnanger Läden spüren den Warenmangel. Der gestiegenen Nachfrage kann nicht gerecht werden. Wie sieht es aus in den Geschäften in Backnang und der Umgebung, die ein beliebtes Ziel für den Einkauf von Weihnachtsgeschenken sind? Schon einmal vorab: Alle befragten Händler empfehlen, lieber heute als morgen die Besorgungen zu erledigen.
Elektroartikel
Sogenannte „Renner“ im Weihnachtsgeschäft seien Kaffeemaschinen, Tablets, Spielekonsolen und Abgreifartikel wie AirPods, so der Abteilungsleiter Tasdemir Süleyman des Elektromarkts HEM-expert. Der Elektrohändler spürt die Lieferschwierigkeiten sehr deutlich. „Grundsätzlich haben wir in fast jedem Bereich Engpässe“, so Süleyman. „Insbesondere bei den Haushaltsgeräten, die aus Fernost kommen.“ Die Lieferzeiten belaufen sich teilweise auf sechs Monate. Ein extremes Beispiel ist eine Geschirrspülmaschine, die im Dezember 2020 bestellt wurde und noch immer fehlt. „Die Lieferengpässe werden bis zur Mitte nächsten Jahres andauern“, schätzt der Abteilungsleiter. Neben den generellen Transport- und Produktionsschwierigkeiten liege das auch an der global gestiegenen Nachfrage nach fast allen technischen Geräten. Seit der Pandemie seien insbesondere Spielekonsolen, Tablets und Homeoffice-Artikel gefragt. Trotz einer Preissteigerung durch fast alle Lieferanten von etwa fünf Prozent habe sein Elektromarkt allerdings keine Preise erhöht, versichert Süleyman.
Siegfried Bögel, Geschäftsinhaber des Murrhardter TV-Geschäfts Illing, trifft die Schieflage in der globalen Produktion ebenfalls. Die Knappheit würde querbeet alle möglichen Produkte betreffen, je nach Hersteller. „Schnurlose Telefone gehen derzeit gar nicht“, sagt Bögel. „Auf einen Fernseher kann man schon mal vier Monate warten.“ Die Nachfrage nach Fernsehgeräten und Radios sei besonders gestiegen, da die Menschen in der Pandemie länger daheim sind. „Es ist nicht mehr wie vor Corona, dass man am 23. Dezember noch etwas bestellen kann. Das kann jetzt Wochen oder Monate dauern“, sagt Bögel. Bei ihm sind die Preise im Schnitt etwas gestiegen. „Ich muss ja auch von etwas leben.“
Bücher
Bei Büchern scheinen die Lieferengpässe ein geringeres Problem darzustellen als in der Elektrobranche. Das Backnanger Bücher- und Schreibwarengeschäft Kreutzmann hat sich mit Büchern ausreichend eingedeckt und auch bei den Geschenkartikeln gibt es keine Knappheit, berichtet der Geschäftsführer Bernhard Kreutzmann. „Dass es in der Weihnachtszeit knapp wird mit der Ware, ist kein neues Problem. Aber wir haben inzwischen Lieferzeiten von sechs bis acht Wochen, das ist nicht normal“, sagt Kreutzmann. Das liege am Papiermangel. Der Buchhändler kann von einem skandinavischen Papierproduzenten berichten, welcher in der Coronazeit auf die Produktion von Pappe umgestellt hat – dadurch fehlen Millionen Tonnen Papier auf dem Markt. Wenn jemand auf der Suche nach seinem Wunschroman in ein leeres Regal blickt, findet Kreutzmann das nicht problematisch: „Dann muss man sich halt was anderes aussuchen.“ Die großen Verlage jedenfalls würden entsprechend vorausplanen und sich ausreichend mit den Bestsellern eindecken.
Spielwaren
Hier leuchten nicht nur die Augen von Kindern auf – was gibt es Besseres als Spiele? Doch auch in dieser Branche macht es sich bemerkbar. Das Spielwarengeschäft Wiedmann mit Filialen unter anderem in Backnang und Murrhardt hat zwar schon seit einigen Jahren Engpässe. „Aber dieses Jahr ist es verstärkt. Auch bei rechtzeitiger Bestellung wurde nicht alles geliefert“, sagt einer der Geschäftsführer, Matthias Wiedmann. Alle gängigen Marken sind davon betroffen, darunter auch der Barbiehersteller Mattel. Je nach Großhändler muss das Geschäft mit Preissteigerungen zwischen zwei und zehn Prozent zurechtkommen. Die gute Nachricht ist, dass die derzeit besonders beliebten Waren eher keine Schwierigkeiten bereiten. Dazu zählen Brettspiele, Kartenspiele und Exit Games.