Erdgasnetz kommt in Oppenweiler an
Stadtwerke verlegen 2,7 Kilometer Gasleitungen vom Staigacker über die nördlichen Gemeindegebiete bis zum Hotel Einhorn. Die Investitionen belaufen sich auf 1,8 Millionen Euro. Bürgermeister Bernhard Bühler schwärmt: „Das hat etwas Historisches.“
Von Matthias Nothstein
OPPENWEILER. Die Gemeinde Oppenweiler wird ans Erdgasnetz angeschlossen. Die Arbeiten dazu haben vor wenigen Tagen begonnen und werden sich aufgrund ihrer Komplexität über zwölf Monate hinziehen. Die Stadtwerke Backnang, die die Konzession zur Nutzung der öffentlichen Verkehrswege von der Gemeinde Oppenweiler erhalten haben, investieren in die Arbeiten 1,8 Millionen Euro. Die Gemeinde legt weitere 550000 Euro für neue Wasserleitungen drauf, die bei dieser Gelegenheit gleich mitverlegt werden. Die offenen Gräben werden des Weiteren auch genutzt, um Strom- und Kommunikationsleitungen beziehungsweise zumindest die dafür notwendigen Leerrohre zu verlegen.
Bürgermeister Bernhard Bühler ist vorsichtig mit dem Gebrauch von Superlativen. Trotzdem erklärte er gestern bei einem Vor-Ort-Termin zwischen dem Staigacker und dem Gebiet Unterer Staigacker anlässlich „der offiziellen Begrüßung des Gasnetzes auf der Gemarkung Oppenweiler“, es habe etwas Historisches, wenn nun künftig auch Erdgas in der Gemeinde verfügbar sei. Auch wenn es nicht ganz vergleichbar sei, so erinnerte er doch an die Freude, als einstens die Wasserleitungen verlegt wurden. Ganz so groß und uneingeschränkt falle die Freude über das Erdgas zwar nicht aus, zumal es auch Kritik gebe und Erdgas nicht nur positiv gesehen werde. Aber Bühler zeigte sich zuversichtlich, dass durch die Leitungen künftig auch „grünes Erdgas“ fließen werde, also solches, das CO2-neutral genutzt werden kann.
Das künftige Nahwärmenetz setzt auch auf Gas als Primärenergieträger.
Bühler erinnerte auch an das künftige Nahwärmenetz, das in den nächsten Jahren viele eigenständige und in die Jahre gekommene Einzelhausheizungen ersetzen soll. Auch für den Betrieb der dafür notwendigen Heizzentrale ist Erdgas als Primärenergieträger vorgesehen. Und selbst wenn dann noch herkömmliches Erdgas durch die Leitungen fließt, sei dies bereits eine Verbesserung und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität, weil dann viele betagte und ineffektive Einzelheizungen – oft noch mit Öl betrieben – abgeschaltet werden können.
Der technische Leiter und Prokurist der Stadtwerke Backnang, Jörg Schröder, lobte die Gemeinde unter anderem dafür, dass sie „richtig viel Geld in die Hand nimmt und die Chance nutzt, ebenfalls neue Wasserleitungen zu verlegen“. Optimiert werden die Synergieeffekte dadurch, dass die Stadtwerke auch eine 20-Kilovolt-Leitung zur Netzentflechtung des Stromnetzes mitverlegen. Die Trasse wird im Bereich des Staigackers größtenteils parallel zur Erdgasleitung verlegt.
Schröder baute bei der Vorstellung des Projekts gestern gleich möglicher Kritik vor, „der Bauablauf kann aus verschiedensten Gründen nicht an einem Stück verlaufen, weshalb die Baustelle mehrfach an verschiedene Abschnitte springen wird“. Dies habe nichts mit Fehlplanung zu tun, sondern zum Beispiel mit terminlichen Vorgaben. So muss zum Beispiel der Schulhof gequert werden, was nur in den Sommerferien erfolgen kann. „Die Arbeiten sind gut koordiniert“, es werde nichts nach dem Zufallsprinzip aufgegraben.
Das unterstreicht auch Bürgermeister Bühler, er nennt den Zeitplan sportlich und spricht von besonderen Herausforderungen. So muss die Murr zum Beispiel zweimal unterquert werden, die Bundesstraße14 einmal, ebenso die Kreisstraße1879 im Bereich zwischen der B14 und Zell. Andere Herausforderungen sind etwa Kampfmittelerkundigungen im Bereich der Murrbrücke, die im Zweiten Weltkrieg gesprengt worden war, oder im Bereich des Schlossgartens, der damals unter Artilleriebeschuss lag.
Schon jetzt können sich Bürger, die einen Hausanschluss in dem jetzt erschlossenen Gebiet wünschen, bei den Stadtwerken melden. Auch die Gemeinde selbst wird zu den Kunden der Stadtwerke zählen, sie möchte den Bauhof in der Murrwiesenstraße ebenso anschließen wie auch das Feuerwehrgerätehaus und ein weiteres Gebäude in dieser Straße.
Die Trasse führt auf einer Gesamtlänge von 2,7 Kilometern vom Staigacker durch den Schlossgarten unter der B14 durch zur Seegasse und endet bislang am Restaurant und Hotel Einhorn. Angeschlossen wird unter anderem auch die Gemeindehalle.
Die Wasserleitungen, die parallel zu den Arbeiten ausgewechselt werden, summieren sich auf eine Länge von 1100 Metern.
Die Arbeiten waren im Januar dieses Jahres ausgeschrieben worden, die günstigste Bieterin war die Firma Georg Eichele aus Abtsgmünd. Baubeginn war Mitte Juni, die Arbeiten dauern laut Plan zwölf Monate.
In Zukunft könnten auch grüne Gase durch die Leitungen fließen. Als solche werden alle gasförmigen Energieträger bezeichnet, bei deren Verbrennung nicht mehr CO2 freigesetzt wird, als zuvor der Atmosphäre entnommen wurde. Sie sind daher nahezu klimaneutral. Es gibt mehrere technologische Pfade, wie CO2-Emissionen durch den Einsatz von grünen Gasen reduziert werden könnten, etwa die Nutzung von Biogas oder von synthetischen, aus erneuerbarem Strom erzeugten Gasen (Power-to-Gas).