Ermittlungen gegen Ex-Sterne-Gastronom
Früherer Pächter der Alten Vogtei in Köngen soll Dutzende Lieferanten geprellt haben – Von 80 Gläubigern ist die Rede
Stuttgart Vor wenigen Tagen war er noch in Berlin und nahm bei der Gala des „Guide Michelin“ für die Alte Vogtei in Köngen (Kreis Esslingen) einen Stern entgegen. Nun wurde öffentlich, dass das Lokal nicht nur seit Juni 2018 geschlossen ist, sondern dass gegen Lars Volbrecht, Gastronom und Ex-Pächter des Restaurants, ein Ermittlungsverfahren läuft. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat am Amtsgericht Böblingen Anklage wegen Betrugsvorwürfen erhoben, bestätigt ein Sprecher.
Die Geschichte dahinter liest sich abenteuerlich. Es geht um verärgerte Vermieter und Lieferanten, um unbezahlte Rechnungen und Gehälter, sprich: um viel Geld. „Mir schuldet Volbrecht 100 000 Euro“, sagt etwa Patrick Bonomi, der in Wendlingen die Villa Behr betreibt. Der Gastronom hatte die Alte Vogtei vor Volbrecht gepachtet – und ihm das gesamte Inventar verkauft, als er das Haus übergab. Allein: Geld habe er nie gesehen.
„Ich habe daher Strafantrag gegen Herrn Volbrecht gestellt“, sagt Bonomi. „Wie kann man sich bei der Gala dreist hinstellen und einen Stern entgegennehmen, wenn man so viele Leute geprellt hat?“, legt der Koch Aaron Turner nach. Bis Mai 2018 war er als Küchenchef bei dem Köngener Wirt tätig. Doch er kündigte, nachdem sein Gehalt ausgeblieben war, und ging juristisch gegen seinen Ex-Chef vor. Wie ihm sei es vielen ergangen, erzählt Turner. Von 80 Gläubigern ist die Rede. Ob Angestellte, Lieferanten, Vermieter: „Volbrecht hat nicht mehr bezahlt“, sagt Turner. Doch statt Insolvenz anzumelden, „hat er sich in die Schweiz abgesetzt“.
Und was sagt Lars Volbrecht dazu? Alles Gerüchte. Er habe „in der Schweiz eine weitere Herausforderung gefunden“, schrieb er in einer Stellungnahme gegenüber unserer Zeitung. Am Freitag gab er jedoch zu: Ja, es gebe offene Rechnungen. Er sei gewillt, eine Lösung zu finden. Klar ist: Der Stern wurde ihm inzwischen längst wieder entzogen.