Erste Feuerprobe für das Backnanger Feuerwehrhaus Süd
Vor dem Bau des neuen Feuerwehrhauses Süd in Waldrems hat sich die Bürgerinitiative „Wir für Vier“ gegen die Standortwahl aufgelehnt. Mit dem Brand in Maubach Anfang November ist das Haus nun erstmals auf die Probe gestellt worden. War die Kritik von damals berechtigt?
Von Melanie Maier
Backnang. Vor nicht einmal einem Monat ist das neue Feuerwehrhaus Süd, das die Backnanger Abteilungen Waldrems, Heiningen und Maubach unter einem Dach vereint, feierlich eingeweiht worden. Mit dem Wohnungsbrand in Maubach in der Nacht vom 2. auf den 3. November hat das Haus inzwischen sprichwörtlich seine erste Feuerprobe erlebt (wir berichteten). Ein technischer Defekt an einem Ladegerät eines Akkustaubsaugers hatte den Brand ausgelöst. Die Folge: Zwei Wohnungen sind vorübergehend nicht mehr bewohnbar, ein 35-jähriger Hausbewohner erlitt eine Rauchgasvergiftung.
Ein Vertreter der mittlerweile aufgelösten Bürgerinitiative „Wir für Vier“, die sich vor dem Bau jahrelang für einen anderen Standort für das Feuerwehrhaus einsetzte (siehe Infotext), hat sich nach dem Brand mit einem Leserbrief an unsere Zeitung gewandt. Seinen Namen möchte er nun aber doch nicht gedruckt lesen, teilt er wenige Tage später am Telefon mit.
Der Vorwurf: Die Hilfsfristen seien in der Brandnacht nicht eingehalten worden
In seinem Leserbrief schreibt er, die buchstäbliche Feuertaufe des neuen Standorts sei krachend misslungen. „Tatsache ist, dass die Feuerwehr eben nicht innerhalb der vorgeschrieben Hilfsfristen vor Ort ist, um zu löschen und Menschenleben zu retten.“ Angstmache sei der Bürgerinitiative „Wir für Vier“ vorgeworfen worden, als es darum ging, den neuen Standort festzulegen. „Es wurde diffamiert, ausgegrenzt und mundtot gemacht. Jetzt haben die Bürger die Quittung dafür erhalten.“ Statt der vorgegebenen zehn Minuten habe die Feuerwehr Süd fast 15 Minuten gebraucht, um zum Brandort zu gelangen. „So lange konnte das Feuer ungehindert wüten. Und es war nicht einmal Verkehr auf den Straßen.“ Die Hilfsfrist für die ersteintreffende Einheit liegt laut Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg bei zehn Minuten, für die nachrückenden Einheiten bei 15 Minuten.
Dass diese Frist bei dem jüngsten Einsatz in Maubach angeblich überschritten wurde, hat der Vertreter der ehemaligen Bürgerinitiative von einer anderen Person erfahren. Er selbst sei nicht vor Ort gewesen, sagt er offen. Es habe zwar niemand die Uhr gestoppt, aber ihm sei erzählt worden, dass es eher 13 bis 15 statt zehn Minuten gedauert habe, bis die Feuerwehr Süd am Brandort eingetroffen sei.
Verwaltungsdezernent Timo Mäule teilt auf Nachfrage mit, das erste Fahrzeug der Feuerwehr, der Einsatzleitwagen, sei laut Protokoll um acht Sekunden nach 2.46 Uhr am Brandort eingetroffen. Alarmiert worden war die Feuerwehr keine elf Minuten früher, um 2.35 Uhr und etwa 35 Sekunden.
Nacheinander hätten die weiteren Fahrzeuge das Gebäude in Maubach erreicht. Das erste nach dem Einsatzleitwagen sei das Löschgruppenfahrzeug LF10 aus dem Feuerwehrhaus Süd gewesen. Dieses sei um 2.47 Uhr angekommen, noch 40 Sekunden vor dem Löschgruppenfahrzeug aus der Kernstadt; rund elfeinhalb Minuten nach dem Alarm. „Es sollte eigentlich so sein, dass das erste Löschfahrzeug innerhalb von zehn Minuten am Brandort eintrifft“, räumt Timo Mäule ein. Dass es diesmal eineinhalb Minuten länger gedauert hat, findet er aber noch in Ordnung. Er sei trotzdem zufrieden mit dem Einsatz, so der Dezernent. „Man muss sich immer wieder bewusst machen, dass wir keine hauptamtliche Wehr haben. Die Leute kriegen den Anruf, wenn sie auf dem Sofa liegen, und müssen dann innerhalb von zehn Minuten am Brandort sein.“
Deutlich schnellerer Einsatz durch Zusammenlegung der Feuerwehrhäuser
Durch die Zusammenlegung der Feuerwehrhäuser Waldrems, Heiningen und Maubach habe der Einsatz zudem deutlich schneller erfolgen können, als wenn diese noch separate Standorte hätten, fügt er hinzu. „Die Fahrzeuge dürfen immer erst ausrücken, wenn sie vollständig belegt sind“, erklärt Mäule. „Früher war es öfter der Fall, dass gewartet werden musste, weil eben nicht genügend Personen vor Ort waren.“ Denn es war nicht erlaubt, dass zum Beispiel ein Feuerwehrmann aus Heiningen in einem Waldremser Fahrzeug zum Einsatz mitfährt oder umgekehrt.
Bereits in der jüngsten Backnanger Gemeinderatssitzung hatte er das klargestellt und betont, die Entscheidung für den neuen Standort habe sich durch den Brand in Maubach bestätigt. Und auch der stellvertretende Kommandant der Feuerwehr Backnang, Stefan Burr, der den Einsatz in Maubach leitete, sagt, der Standort habe sich bewährt. Die Feuerwehr sei sehr zufrieden mit dem neuen Gebäude. Und im Vergleich zu früher stünden die Einsatzkräfte besser da. Die Feuerwehr Maubach etwa sei vorher nur mit einem Tragkraftspritzenfahrzeug ausgestattet gewesen. „Das wäre nicht in der Lage gewesen, sofort eine Brandbekämpfung zu starten, weil es über keinen Wassertank verfügt“, erklärt Stefan Burr.
In seinem Leserbrief hatte der Vertreter von „Wir für Vier“ den Rücktritt von Bernd Haisch, dem Abteilungskommandanten von Heiningen, gefordert sowie von Backnangs OB Maximilian Friedrich eine „schonungslose Aufklärung, wie eine solche Fehlentscheidung (Anm. d. Red.: für den jetzigen Standort des Feuerwehrhauses) unter tatkräftiger Mithilfe der Stadtverwaltung durchgewunken werden konnte“. Mittlerweile sagt er: Hätte er drei Tage abgewartet und die Emotionen abkühlen lassen, hätte er den Leserbrief wohl so nicht geschrieben.
Planung 2008 präsentierte die Backnanger Stadtverwaltung ein erstes Raum- und Funktionsprogramm. Zwei Machbarkeitsstudien folgten 2016 respektive 2019. In einem umfangreichen Auswahlverfahren wurden insgesamt 13 Standorte auf ihre Eignung untersucht.
Bürgerinitiative Im Verlauf der Planung gründete sich die Bürgerinitiative „Wir für Vier“, deren Mitglieder sich für den sogenannten Standort 4 im Gewerbegebiet Mühläcker in Waldrems einsetzten. Sie meinten, dass die Hilfsfristen, insbesondere im Bereich Maubach, vom Standort 4 besser einzuhalten seien. Bemängelt wurde auch, dass ein Gebäude auf dem freien Feld zwischen Waldrems und Heiningen dazu führe, dass die ehemals selbstständigen Gemeinden verschmelzen. Außerdem sei die Baufläche eine wichtige Frischluftschneise und wertvolles Ackerland.
Gemeinderat Mehrfach setzte sich der Rat mit den Argumenten der Bürgerinitiative auseinander, stimmte jedoch geschlossen für Standort 11, der nach Einschätzung eines Experten und verschiedener Kriterien als am geeignetsten galt.
Umsetzung Bebauungsplanverfahren 2016 bis 2019, Entwurfsplanung 2020, Baugenehmigung und Spatenstich 2021, Richtfest 2022, Einweihung 2023.