Es waren einmal fünf kleine Erdmännchen
...da waren es nur noch drei... – Kunstraub in Unterweissach: Von den fünf gestohlenen Figuren fehlt von zweien noch jede Spur
Kunstraub in Weissach im Tal. Das Ensemble des Künstlers Ottmar Hörl mit fünf Erdmännchen als Teil des Weissacher Skulpturenpfads wurde entwendet. Drei der putzigen Figuren sind inzwischen wieder aufgetaucht. Die beiden anderen Erdmännchen bleiben wie vom Erdboden verschluckt. Nun soll die Skulpturengruppe ersetzt werden.

© Pressefotografie Alexander Beche
Im Juni waren sie noch zu fünft. Erdmännchen sind Familientiere, sie wollen nicht alleine sein. Doch zwei von ihnen sind noch nicht aufgetaucht.
Von Claudia Ackermann
WEISSACH IM TAL. Aufrecht und mit freundlichen Mienen blickten die fünf Erdmännchen aus Kunststoff in leuchtendem Gelb von einer Befestigungsplatte aus über die Forsthausbrücke in Unterweissach. Es ist Station 7 des dritten Weissacher Skulpturenpfads „An Brücken und Wegen“, der im Juni eröffnet wurde. Nicht einmal vier Wochen danach waren die Plastiken eines Morgens verschwunden. Kahl und leer prangte die Platte mit den Befestigungsschrauben auf der Brückenmauer.
Unter der Bevölkerung und in den sozialen Netzwerken wurde heftig diskutiert. Anlieger hatten in der Nacht laute Stimmen an der Brücke gehört. Ob es sich um eine Gruppe Jugendlicher gehandelt hat, konnte nicht eindeutig geklärt werden. Von der Gemeinde wurde bei der Polizei eine Anzeige wegen Diebstahls und Sachbeschädigung aufgegeben. Schon eine Woche zuvor hat sich wohl jemand an den Skulpturen zu schaffen gemacht, hat Werner Drautz vom Skulpturenkreis im Kulturkreis Bildungszentrum Weissacher Tal bemerkt, der sich um die Organisation des Weissacher Skulpturenpfads kümmert.
Ein Erdmännchen war auf der Befestigung mit Spezialdübeln gelockert. Die Erdmännchen aus Plastikguss abzubekommen, sei gar nicht so einfach. Drautz vermutet, dass der oder die Täter wiedergekommen sind und Werkzeuge, wie etwa Brecheisen, benutzt haben. Die Spezialdübel seien verbogen, wie nach großer Hebeleinwirkung.
Vermutlich waren die Täter nicht einmal an den Kunstobjekten interessiert. Madelaine Weber, stellvertretende Hauptamtsleiterin der Gemeinde, machte sich umgehend auf die Suche. Ein Erdmännchen fand sie im Ochsengarten, ein anderes in der Backnanger Straße. Eine Skulptur wurde bei der Dienststelle der Polizei in Unterweissach abgegeben. Bei der Mündung der Weißach in die Murr sei ein weiteres Erdmännchen gesichtet worden, konnte aber nicht geborgen werden. „Die Anteilnahme war enorm“, so Weber. Über 10000-mal sei das Thema in den sozialen Netzwerken aufgerufen worden. Zahlreiche Anrufe gingen im Rathaus ein. An der Reaktion der Bevölkerung habe man gemerkt, wie beliebt doch dieser Standort des Skulpturenpfads sei.
Die Kunstobjekte des Skulpturenpfads mit zehn Stationen sind im Allgemeinen Leihgaben der Künstler. Alle drei Jahre werden sie ausgetauscht. Die Erdmännchen hat die Gemeinde allerdings erworben. Sie wurden von dem Künstler Ottmar Hörl seriell hergestellt für eine Installation mit dem Titel „Betriebsausflug“, bei der er 1000 Erdmännchen auf dem Hohenkarpfen auf der Schwäbischen Alb in die Landschaft gesetzt hat. „Fern ihrer ursprünglichen Heimat im südlichen Afrika erobern sie seitdem die verschiedensten Orte und entlegensten Winkel der Welt. Sie laden dazu ein, über Natur, Kunst, Gesellschaft und globale Vernetzung nachzudenken“, heißt es im Flyer des Weissacher Skulpturenpfads.
Das Ensemble der harmlos in die Welt blickenden Tierchen wird ersetzt. Derzeit arbeitet man im Weissacher Skulpturenkreis an einer sicheren Befestigungsmethode, um künftig Vandalismus zu verhindern. Innerhalb der nächsten zwei Wochen wird Station 7 wieder den Skulpturenpfad komplettieren, kündigt Werner Drautz an.
Ein Erdmännchen, das zum Kunstensemble gehört, steht einsam am Bachufer und wurde verschont. Trockenen Fußes gelangt man nicht dorthin. „Wir haben es extra so auf der Konsole montiert“, sagt Werner Drautz. „Das Erdmännchen betrachtet die Situation mit einer gewissen Gelassenheit und wartet darauf, dass die anderen wiederkommen.“

So verlassen sieht derzeit das Erdmännchenpodest aus. Fotos: A. Becher/Gemeinde