Elektromobilität

EU will Zahl der E-Ladesäulen drastisch erhöhen

Entlang der wichtigsten Verkehrsachsen in Europa soll mindestens alle 60 Kilometer eine Ladesäule zu finden sein. Auch soll das Stromtanken einfacher werden.

Die Zahl der E-Lademöglichkeiten soll in den kommenden Jahren verstärkt ausgebaut werden. Dazu hat sich die EU nun auf  entsprechende Vorgaben geeinigt.

© dpa/Julian Stratenschulte

Die Zahl der E-Lademöglichkeiten soll in den kommenden Jahren verstärkt ausgebaut werden. Dazu hat sich die EU nun auf entsprechende Vorgaben geeinigt.

Von Knut Krohn

Stunden der Entscheidung für die E-Mobilität in Europa. In Brüssel sind kurz hintereinander zwei richtungsweisende Beschlüsse in Sachen Straßenverkehr der Zukunft gefällt worden. Nach wochenlanger Blockade Deutschlands beschlossen am Dienstag die EU-Staaten das Verbot der Neuzulassung von Verbrenner-PKW nach 2035. Berlin stimmte zu, weil in den nächsten Monaten nun noch rechtlich geregelt werden soll, dass Verbrennerautos auch mit E-Fuels, also klimaneutralen, künstlichen Kraftstoffen betankt werden können. Ob das gelingt, ist aber nicht sicher, da sich in der EU-Kommission, vielen EU-Staaten und vor allem im Parlament großer Widerstand regt.

Eine Schüsselrolle für das Gelingen der Verkehrswende nimmt auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur ein. Noch immer entscheiden sich viele Menschen gegen den Kauf eines E-Autos, weil sie Angst haben, mit ihrem Fahrzeug ohne Strom liegen zu bleiben. Aus diesem Grund soll der Ausbau von Ladesäulen und Tankmöglichkeiten für Wasserstoff forciert werden. Das EU-Parlament und die EU-Staaten stimmten in der Nacht auf Dienstag einem entsprechenden Kompromiss zu. So sollen Autofahrer entlang der wichtigsten Verkehrsachsen der EU in den kommenden Jahren mindestens alle 60 Kilometer eine Ladesäule finden können. Zudem soll alle 200 Kilometer Tankmöglichkeiten für Wasserstoff zu finden sein.

Der Fokus liegt auf den Autobahnen

„Die Zahl der Elektroautos hat sich seit 2016 versiebzehnfacht, die der Ladestationen aber nur versechsfacht“, sagte der für das Europaparlament für die Verhandlungen zuständige SPD-Abgeordnete Ismail Ertug. Mit dem Kompromiss seien nun ambitionierte Ziele für die Elektro- und Wasserstoff-Ladeinfrastruktur ausgehandelt worden. Schwedens Infrastrukturminister Andreas Carlson betonte, die Bürger müssten sich keine Sorgen mehr um die Suche nach Ladestellen für ihr Elektroauto machen. Die deutsche Grünen-Abgeordnete Anna Deparnay-Grunenberg betonte noch eine weitere Erleichterung für die Autofahrer. „Die Ladepreise müssen einheitlich in Kilowattstunden angegeben werden und sind für Kunden vergleichbar. Diese haben zudem die Möglichkeit, überall mit Karte zu bezahlen.“ Bisher herrscht hier noch ein gewisses Durcheinander.

Wie das EU-Parlament mitteilt, kann es allerdings beim Ausbau des Ladenetzes in begründeten Fällen Ausnahmen von der Regel geben. Die seien etwa für sehr abgelegene Regionen, Inseln und Straßen mit sehr geringem Verkehrsaufkommen vorgesehen. Die Ausbauziele gelten den Angaben zufolge zunächst für das sogenannte TEN-V-Kernnetz. Darunter versteht man die wichtigsten Hauptverkehrsstraßen der EU. In Deutschland zählen dazu unter anderem zahlreiche Autobahnen.

Konzentration auf Ballungsräume

Offensichtlich haben die EU-Verantwortlichen auf Studien wie von der staatlichen KfW-Bank reagiert. Darin wird etwa ein besser koordiniertes Vorgehen bei der Installation des Ladenetzes angemahnt. Bisher sei man beim Ausbau „tendenziell gleichmäßig“ vorgegangen, was in dünn besiedelten Gebieten zu nicht kostendeckenden Angeboten führe. In Zukunft solle man sich auf die Ballungsräume konzentrieren, heißt es in der KfW-Untersuchung. Auf dem Land hätten schlicht mehr Autobesitzer die Möglichkeit, ihr E-Auto auf einem privaten Stellplatz zu laden. In ländlichen Regionen gaben fast 40 Prozent der Befragten an, ein Auto grundsätzlich auch auf einem privaten Stellplatz laden zu können. In Großstädten erklärten nur 19 Prozent, einen eigenen Ladeplatz organisieren zu können, steht in der Studie.

Zum Problem könnte in den nächsten Jahren allerdings werden, dass die Situation in den Ländern Europas sehr unterschiedlich ist. Derzeit befinden sich rund 70 Prozent aller Ladesäulen für E-Autos in nur drei Mitgliedstaaten, nämlich in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Nachholbedarf gibt es vor allem in den Staaten Mittel- und Osteuropas.

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Erstellt:
28. März 2023, 17:35 Uhr

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