Experten: Corona erschwert Trauerprozesse
dpa Karlsruhe. Hinterbliebene, die während Corona einen Menschen verloren haben, tragen Experten zufolge oft schwerer und länger an ihrem Kummer, als das unter normalen Bedingungen der Fall gewesen wäre. „Wenn Trauer in normalen Zeiten schon ein anspruchsvolles Beziehungsgeschehen ist, dann wurde sie unter Corona-Bedingungen einfach noch schwerer“, sagte der Moraltheologe Rupert Scheule, der an der Universität Regensburg den Studiengang „Perimortale Wissenschaften“ betreut. Die Isolation sei nicht nur für die Sterbende schlimm gewesen, sondern habe gleichzeitig bei Angehörigen oft zu Schuldgefühlen geführt, die den Trauerprozess beeinflussten.
Auch eine repräsentative Online-Befragung im Auftrag des Unternehmens Friedwald, einem Betreiber von Bestattungswäldern, kommt aktuell zu dem Schluss, dass Corona die Bewältigung von Kummer der Hinterbliebenen negativ beeinflusst. Für die Ende Oktober veröffentlichte sogenannte Troststudie waren knapp 1300 Menschen befragt worden. Zum einen eine Gruppe, die direkt vor der Pandemie einen Verlust erlitten hatte: Dabei hätten 27 Prozent der Befragten angegeben, dass sie wegen Corona schwieriger Trost gefunden hätten. Bei der zweiten Gruppe, die einen Todesfall während der Pandemie erlebte, seien es sogar 61 Prozent gewesen. Die Befragten nannten dabei vor allem fehlende Sozialkontakte als wichtigsten negativen Einflussfaktor auf ihren Trauerprozess.
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