Fehlende Schul-Radausbildung ruft FDP auf den Plan
dpa/lsw Stuttgart. Viele Kinder haben wegen Corona auf eine praktische Radfahrausbildung an ihrer Schule verzichten müssen. Jetzt sollen die Eltern ran. Das gefällt nicht jedem.
Die FDP im Landtag und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) kritisieren, dass die ausgefallene praktische Radfahrausbildung für Grundschüler nicht nachgeholt wird. „Ich bin regelrecht erschüttert, dass die Landesregierung der Meinung ist, die praktische Unterweisung in den sicheren Radverkehr könnte durch Online-Filme erfolgen“, sagte der FDP-Abgeordnete Christian Jung der Deutschen Presse-Agentur.
Laut der Antwort des Kultusministeriums auf eine FDP-Anfrage ist die theoretische Ausbildung auch während der Corona-Pandemie erfolgt, die praktische hingegen landesweit nicht vollumfänglich. Zum Ausgleich seien sechs Lehrfilmsequenzen für Eltern und Kinder erstellt worden.
Jedes Jahr nehmen rund 100.000 Schüler der vierten Klasse an der Radfahrausbildung teil. Sie finde statt, wenn Unterricht stattfindet, hieß es aus dem Ministerium.
Jung monierte mit Blick auf die bereits ausgefallene Unterweisung: „Einmal mehr soll die Verantwortung auf die Eltern abgewälzt werden, indem diese die Inhalte der Filme praktisch umsetzen sollen.“
2019 verunglückten laut Verkehrswacht bundesweit 1909 Sechs- bis Zehn-Jährige als Radfahrer, bei den 10- bis unter 15-Jährigen waren es 7219.
Auch der ADFC betonte, Lehrfilme könnten die praktischen Inhalte der Radfahrausbildung von Grundschülern nicht ersetzen. Dabei tue sich die Schere zwischen gut und weniger gut betreuten Schülern weiter auf: In vielen Familien sei es nicht möglich, dass sich Eltern mit ihren Kindern einer „virtuellen Ausbildung“ widmen, um diese anschließend anzuwenden. „Gerade jetzt, wo das Radfahren aber so boomt, ist es unglaublich wichtig, die Fertigkeiten der Kinder zu erhöhen und das geht nur, indem sie üben“, teilte der Club mit.
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