Filmdreh im Klinikum
Winnender Krankenhaus ist Drehort eines Dramas – Am Set: Michael Diehl aus Berglen
Kann’s eine bessere Kulisse geben für einen Film mit dem Arbeitstitel „Die Notärztin“ als das Winnender Klinikum? Niemals! Am Donnerstag war daher der Haupteingang abgesperrt, was für einige Verwirrung bei echten Krankenhausbesuchern sorgte. Die falschen Notärzte aber zeigten viel Gefühl auf der Plaza.

© ALEXANDRA PALMIZI
Lasse Myhr und Alissa Jung (Mitte hinten in den Notarztkostümen) spielen vor dem Klinikum. Für den guten Ton im Film sorgt unter anderem Michael Diehl, Tonmeister aus Berglen (vorne im Stuhl). Foto: A. Palmizi
Von Pia Eckstein
WINNENDEN. „Was macht ihr denn jetzt genau?“ „Ich weine nur! Er sagt: die schaffen’s bestimmt noch – ich weine.“ Alles abgesperrt vor dem Haupteingang des Winnender Klinikums, kein Durchkommen, Besucher werden durch den Seiteneingang bei der Cafeteria gelotst. Diejenigen, die nonchalant die vielen Hinweise übersehen, bleiben im Windfang stecken. Derweil kriegt die Filmprominenz Gel in die Augen geschmiert, damit die Tränen fließen. Was ist los in unserem Krankenhaus?
Arbeitstitel „Die Notärztin“ – das passt perfekt zum Winnender Klinikum. Und tatsächlich: Das schöne Krankenhaus wird wieder Schauplatz eines Films. Seit dem Tatortdreh vor einem guten Jahr hat das Gebäude mit seinen besonderen Farben und seinem weitläufigen Außengelände wohl bei Produktionsfirmen einen guten Ruf. Dabei war die Klinik am Jakobsweg damals nur ein Notbehelf: Das ursprünglich vom Filmteam ausgewählte Krankenhaus wurde umgebaut. Dort empfahl man dann als Ausweich-Location die Winnender. Seither aber gibt’s, so Pressesprecherin Monique Michaelis, „immer wieder Anfragen“. Die meistens negativ beschieden werden. „Wir sind ein Krankenhaus.“
Wenn aber das ZDF für seine Sendereihe „Das kleine Fernsehspiel“ anfragt, wird doch geguckt, was machbar ist. Wenn dann eine Produktion „Die Notärztin“ heißt, sei, sagt Monique Michaelis, ein Bezug zur Klinik gegeben. Und das ZDF verspricht auch eine große Reichweite. Und, so zumindest das Versprechen, der laufende Betrieb werde nicht gestört. Wobei gegen 16 Uhr doch etwas Hektik aufkommt: Es regnet draußen. Da ist schlecht drehen. Könnte man nicht doch vielleicht zuerst in die Arztzimmer? Auf keinen Fall! Monique Michaelis bleibt hart – bei den Ärzten wird noch gearbeitet, da sind noch Patienten – dort geht’s frühestens nach 17 Uhr rein.
Patientenzimmer, Stationsflure, OPs werden nicht zum Schauplatz dramatischer Filmszenen. Dort, wo wegen der Operationen alles steril sein muss, wäre der Aufwand sowieso viel zu groß.
Rems-Murr-Kliniken erhalten
eine Aufwandsentschädigung
Apropos Aufwand: Für diesen gibt es eine „Aufwandsentschädigung“, erklärt Pressesprecherin Monique Michaelis. Eigentlich sind Filmdrehs für Menschen, die ihr Haus zur Verfügung stellen, sogar recht lukrativ. Es ist die Rede von bis zu einer Monatsmiete pro Drehtag. Die Rems-Murr-Kliniken aber wollen nur ihren Aufwand vergolten beziehungsweise jene ausgefallenen Einnahmen wiederhaben, die beispielsweise wegen eines gesperrten Parkplatzes nicht in die Kasse fließen.
Diesmal aber mussten keine Autos draußen bleiben. Vom Filmteam war bis Regenende überhaupt nichts zu sehen. Obwohl viele Leute beschäftigt sind: Garderobe, Catering, Maske, Kameraleute und so weiter. Dann aber werden sie rausgefahren, die großen, schweren, silbernen Koffer, die riesigen Mikros mit den Puschelfrisuren. Und die Leute strömen, stellen Warnhütchen auf, sprechen in am Kragen versteckte Mikros und in Funkgeräte. Und an der Tontechnik? Da sitzt doch tatsächlich einer aus Berglen! Michael Diehl, Tonmeister und schon bei vielen Drehs mit dabei gewesen, sorgt auch hier für den guten Klang. Ruhe jetzt, ein erster Test – Lasse Myhr zieht noch kurz das Hosenbein hoch. Irgendwas für die Tontechnik ist da um die Wade geklebt und braucht noch Verbesserung. Dann geht’s los. Einmal, zweimal. Okay so. Jetzt noch Kunstblut ans weiße Hosenbein geschmiert und die zwei Männer, die sich irgendwie doch wieder in den abgesperrten Bereich geschmuggelt haben, rausgeschickt. Beim Film darf’s keine Zufälle und Unfälle geben. Anders als im richtigen Krankenhausleben eben.