Firma Hanselmann in Oppenweiler steckt in Schwierigkeiten
Die Firma mit Sitz in Oppenweiler hat die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Am Standort sind 140 Personen beschäftigt. 2021 hatte das Unternehmen die Murrplastik Produktionstechnik übernommen.
Von Lorena Greppo
Oppenweiler. Die Automobilbranche befindet sich seit einigen Jahren in schwierigem Fahrwasser. Ein Strukturwandel ist im Gange, hinzu kommen erschwerte Rahmenbedingungen unter anderem durch Inflation, hohe Energiekosten und starke Schwankungen auf Kundenseite. Die Firma Hanselmann&Cie. Technologies haben diese Rahmenbedingungen in Schwierigkeiten gebracht. Das Unternehmen hat daher Ende März beim Amtsgericht Ludwigsburg einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Der Geschäftsbetrieb gehe indes uneingeschränkt weiter, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten seien über das Insolvenzgeld bis Ende Mai 2024 gesichert. Am Standort in Oppenweiler sind derzeit 140 Personen bei Hanselmann beschäftigt, zudem hat das Unternehmen etwa 75 Mitarbeitende im ungarischen Werk bei Eger. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht Ludwigsburg den Rechtsanwalt Sebastian Krapohl von der Kanzlei Görg.
Optimistische Einschätzung
„Ich verschaffe mir derzeit einen ersten Überblick über die Situation vor Ort, um dann die Sanierung von Hanselmann vorantreiben zu können“, erklärt der Rechtsanwalt. Seine erste Einschätzung klingt recht optimistisch: „Wesentliche Kunden haben mir bereits ihre Unterstützung zugesagt und schon jetzt liegen die ersten Interessensbekundungen von Investoren für eine Übernahme von Hanselmann vor, was die Fortführung des Unternehmens ermöglichen würde.“ Geschäftsführer Oliver Roppelt möchte sich mit Vorhersagen nicht aus dem Fenster lehnen, weiß aber auch: „Wir haben in den vergangenen Jahren viel getan und in die Verbesserung der Abläufe investiert. Wir sind ein attraktives Unternehmen.“ Auch seien die Beschäftigten allesamt motiviert, weiterhin Umsatz zu generieren. Als sie über die Insolvenz informiert wurden, seien die Mitarbeitenden zuerst geschockt gewesen. Allerdings hätten der Geschäftsführer und der Insolvenzverwalter das Gespräch gesucht und die Fragen der Belegschaft beantwortet.
Oppenweilers Bürgermeister Bernhard Bühler äußert die Hoffnung, dass die Firma weiterbetrieben und am Standort erhalten werden kann. „Das hat für uns erste Priorität“, sagt er. Dass das Unternehmen Schwierigkeiten hat, kommt für ihn nicht ganz überraschend. „Dass es dem Betrieb nicht so gut geht, war mir schon länger bekannt“, sagt der Rathauschef. Die Gründe verwundern wenig: „Hanselmann&Cie. Technologies agiert in einem schwierigen Umfeld.“ Denn die Probleme im Automotive-Bereich seien schließlich weitgehend bekannt. Zum enormen Kostendruck sei in Oppenweiler hinzugekommen, dass die räumliche Situation nicht optimal sei. „Wir wussten, dass sie nach besseren Möglichkeiten suchen“, so Bühler. Oliver Roppelt erklärt: „Für uns ist es entscheidend, sehr effizient zu produzieren.“ Weil die Räume zergliedert in verschiedenen Gebäuden sind, mache das Abläufe unnötig kompliziert und somit teuer. Der Plan sei deshalb gewesen, einen neuen Standort zu suchen, an welchem das optimiert werden kann.
Anhaltende Krise in der Automobilwirtschaft ist Auslöser
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Hanselmann&Cie. Technologies ist Spezialist für Kunststofftechnologien im Spritzgusssegment. Es ist 2021 als eigenständige GmbH entstanden, nachdem der Unternehmensteil Produktionstechnik der Murrplastik-Gruppe übernommen wurde (siehe Infotext), und hat seinen Sitz in der Kanalstraße, direkt an der Murrplastik-Verwaltung. Die Kundschaft des Unternehmens ist vor allem in den Bereichen Automotive und Maschinenbau zu finden.
In der Pressemitteilung werden die Ursachen der Insolvenz klar benannt: „Ausschlaggebend dafür ist die anhaltende Krise in der Automobilwirtschaft, die bei Hanselmann in den vergangenen Jahren zu deutlich sinkenden Umsätzen geführt hat. Seit Beginn des Jahres ist der Umsatz um 30 Prozent zurückgegangen. Preisdruck, schwer planbare Abrufe der Kunden und gleichzeitig steigende Energie- und Materialkosten haben das Unternehmen zusätzlich in die wirtschaftliche Schieflage gebracht“, heißt es darin.
Doch wie geht es nun weiter? Nach außen hin wird sich erst einmal nicht viel verändern. „Der Geschäftsbetrieb der Hanselmann&Cie. Technologies GmbH geht trotz des eingeleiteten gerichtlichen Sanierungsverfahrens ohne Einschränkungen weiter“, betont Sebastian Krapohl. Unterstützt wird der vorläufige Insolvenzverwalter vom Team der Unternehmensberatung Allea Consult, das ihn betriebswirtschaftlich und in Sanierungsfragen berät. Oppenweilers Bürgermeister hat die Unterstützung der Gemeinde zugesagt. „Wir wollen helfen, wo wir können“, sagt Bühler. Er hoffe, dass sich bald ein Investor für Hanselmann findet.
* In einer früheren Version zeigte das Foto zum Artikel das falsche Gebäude. Das zuvor gezeigte Gebäude in der Fabrikstraße 10 gehört zur Verwaltung der Firma Murrplastik. Diese steht nicht in Verbindung zur Insolvenz der Firma Hanselmann&Cie. Technologies. Die Firma Hanselmann sitzt im Gebäude in der Kanalstraße 8, welches sich nebenan befindet. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.
Das Unternehmen Die Firma Hanselmann & Cie. Technologies ist spezialisiert auf Kunststofftechnologien im Spritzgusssegment. Zu den Kunden gehören Betriebe unter anderem aus den Bereichen Automotive und Maschinenbau.
Die Geschichte Die Anfänge von Hanselmann&Cie. Technologies sind in der Firma Murrplastik zu finden. Diese wurde 1963 gegründet und spezialisierte sich mit der Zeit unter anderem auf die Fertigung von Kunststoff. 1992 wurde die Murrplastik Produktionstechnik GmbH gegründet. 2020 startete der Transformationsprozess der Murrplastik Produktionstechnik zu Hanselmann&Cie. Technologies.
Die Abgrenzung Hanselmann&Cie. Technologies ist seit 1. Januar 2021 eigenständige GmbH in der Gesellschaft von Dr. Jochen Hanselmann. Der erworbene Unternehmensteil der Murrplastik Gruppe bezieht sich ausschließlich auf die Murrplastik Produktionstechnik. Daneben bestehen weiterhin die Murrplastik Verwaltung in Oppenweiler (MPV), Systemtechnik in Zell (MPS) und Medizintechnik in Falkenstein (MPM). Diese sind von der Insolvenz folglich nicht betroffen.
Die Beschäftigten Hanselmann&Cie. Technologies beschäftigt 140 Mitarbeitende am Standort Oppenweiler und etwa 75 Mitarbeitende im Werk Ungarn Murrtechnika im der Nähe von Eger.