Fördermittel für Aspacher Eigenwasserkonzeption bleiben aus

Die Gemeinde Aspach fühlt sich bei der Unterstützung der eigenen Maßnahmen gegenüber jenen des Zweckverbands NOW benachteiligt.

Unter anderem an der Kelter in Kleinaspach hat die NOW Leitungen verlegt. Diese führen weiter bis Einöd. Zum Teil hat die Gemeinde hier Synergien genutzt. Foto: W. Kuhnle

Unter anderem an der Kelter in Kleinaspach hat die NOW Leitungen verlegt. Diese führen weiter bis Einöd. Zum Teil hat die Gemeinde hier Synergien genutzt. Foto: W. Kuhnle

Von Kai Wieland

Aspach. Steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein. Dass diese Volksweisheit nicht unbedingt für Förderanträge gilt, davon kann man in der Gemeinde Aspach mittlerweile ein Lied singen: In der jüngsten öffentlichen Sitzung des Gemeinderats musste Kämmerin Linda Hecht dem Gremium einmal mehr mitteilen, dass ein Förderantrag über 5,4 Millionen Euro für den Neubau des Hochbehälters Berghau und diverser damit verbundenen Leitungen vom Land abgelehnt wurde. Es bleibt somit dabei, dass sich die Gemeinde bei ihrer Eigenwasserkonzeption immer wieder im „Förderprogrammdschungel“, wie Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff es einmal ausdrückte, verheddert. Problematisch dabei: Ohne entsprechende Förderungen ist die Gemeinde nicht in der Lage, das kapitalintensive Projekthttps://www.bkz.de/nachrichten/aufwendiger-ausbau-der-wasserleitungen-79140.html zu stemmen.

Auf die Nachfrage von Udo Wruck (fraktionslos), ob dies bedeute, dass man die Pflichtaufgabe der Wasserversorgung nicht länger erfüllen könne, zeigte sich die Bürgermeisterin dennoch kämpferisch: „Wir werden weiterhin Förderanträge stellen. Aber irgendwann kommt natürlich einmal Tag X, an dem gewisse Maßnahmen nicht länger warten können. Dann müssen wir sehen, ob wir sie aus eigener Kraft umsetzen können.“

Ein solcher „Tag X“ trat im vergangenen Jahr schon einmal ein, denn es ist nicht das erste Mal, dass Aspach die Unterstützung beim Ausbau der Wasserversorgung verwehrt wird. Damals sah sich die Gemeinde dazu gezwungen, die Errichtung eines neuen Prozessleitsystems aus eigener Kraft in die Wege zu leiten (wir berichteten).

Unfaire Konkurrenz im Kampf um Förderungen

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Irritierend ist dabei, dass gewisse Maßnahmen beim Ausbau der Wasserversorgung, etwa eine Druckerhöhungsanlage im Hochbehälter Schönenbühl, sehr wohl eine Förderung vom Land erhalten, andere hingegen nicht. Hintergrund dafür ist der Umstand, dass sich die Arbeiten an der Wasserversorgung, wenngleich sie alle in Aspach stattfinden, auf zwei verschiedene Projekte aufteilen: Da sind einerseits Maßnahmen, welche mit dem Zweckverband Wasserversorgung Nordostwürttemberg, kurz NOW, zusammenhängen. Auf der anderen Seite gibt es Maßnahmen im Rahmen der Eigenwasserkonzeption der Gemeinde Aspach (siehe Infotext). Diese gesplittete Zuständigkeit trägt für Aspach bittere Früchte, weil das Land bei seinen Förderungen im Bereich der Wasserversorgung die Maßnahmen der NOW hoch priorisiert. Weil die Fördertöpfe jedoch begrenzt sind, bedeutet dies für Maßnahmen von geringerer Priorität oftmals: keine Unterstützung. Dies trifft auch auf die Eigenwasserkonzeption der Gemeinde Aspach zu.

„Wir konkurrieren bei der Beantragung von Förderungen mit der NOW und solange das der Fall ist, ziehen wir den Kürzeren“, monierte Sabine Welte-Hauff. „Das prangere ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit an.“ Auch bei den Gemeinderäten entlud sich fraktionsübergreifend der Frust über die Vergabepraxis des Landes. „Wenn der Hochbehälter Berghau nicht gebaut werden kann, ist das ganze Projekt für die Katz“, kritisierte Sonja Tränkle von der Freien Wählervereinigung (FWA) und erinnerte daran, dass in Aspach ursprünglich eine andere Lösung bevorzugt worden sei – die Priorisierung, die man aufgrund der Zusammenarbeit mit der NOW genießen würde, sei damals ein maßgebliches Argument für diese Variante gewesen. Auch Peter Hanisch von der Bürgerlichen Wählerliste empfindet die Vergabepraxis als unfair. „Es ist wirklich ein No-Go, wie hier mit uns umgegangen wird.“

Zweckverband Wasserversorgung Nordostwürttemberg (NOW)

Organisation Der kommunale Zweckverband ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, der zahlreiche Gemeinden, Zweckverbände sowie vier Landkreise im Nordosten Baden-Württembergs angeschlossen sind, darunter der Rems-Murr-Kreis, die Stadt Backnang, die Gemeinden Burgstetten, Auenwald und Weissach im Tal sowie der Zweckverband Hardt – Wasserversorgungsgruppe in Aspach. Ziel der Organisation ist die Sicherung der Wasserversorgung der Mitglieder.

Wasserwerk Burgstetten Das 2020 in Betrieb gegangene Wasserwerk bei Burgstetten ist ein gemeinsames Projekt der NOW, der Gemeinden Allmersbach im Tal, Aspach, Burgstetten, Leutenbach und Oppenweiler sowie der Stadtwerke Backnang und der Zweckverbände Allmersbach im Tal, Hardt – Wasserversorgung und Söllbachgruppe. Die teilnehmenden Gemeinden speisen das Quellwasser ihrer Gemarkung ins System ein, woraufhin es im Wasserwerk gesammelt, lebensmitteltechnisch überprüft, aufbereitet, enthärtet und schließlich an die Kommunen zurückgeführt wird.

NOW-Eigenwasserkonzeption in Aspach Im Jahr 2014 trat Aspach nach langen Beratungen der NOW bei. Ein Ausbau der eigenen Wasserversorgung durch die Gemeinde im Zuge der NOW-Maßnahme wurde schließlich im Jahr 2020 beschlossen. In einem von der NOW geplanten Bauabschnitt ab 2021 wurden rund viereinhalb Kilometer Leitungen zwischen dem Hochbehälter Schönenbühl und dem Pumpwerk Einöd verlegt. Die Gemeinde ließ auf gleicher Trasse eine Trinkwasserversorgungsleitung mitverlegen. Außerdem sollte nach den ursprünglichen Planungen bis 2025 eigentlich der neue Hochbehälter Berghau mit 1500 Kubikmetern Kapazität entstehen. Anschließend folgt in einem zweiten Bauabschnitt der Ausbau der Wasserversorgung der Bergteilorte Hintervöhrenberg, Vordervöhrenberg, Steinhausen und Völkleshofen.

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Erstellt:
17. Mai 2024, 06:00 Uhr

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