Förderstopp besorgt die Autohändler im Raum Backnang

Die staatliche Prämie für den Kauf eines Elektrofahrzeugs wird ab sofort gestrichen. Wer gerade erst ein Auto bestellt hat, erhält voraussichtlich kein Geld. Die Autohändler der Umgebung versuchen nun, ihren verärgerten Kunden zu helfen.

Andreas Möhle vom Autohaus Möhle in Aspach sieht einen möglichen Rückgang der Nachfrage nach E-Autos kommen. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Andreas Möhle vom Autohaus Möhle in Aspach sieht einen möglichen Rückgang der Nachfrage nach E-Autos kommen. Foto: Tobias Sellmaier

Von Carolin Aichholz

Rems-Murr. Viel Stress gab es am Samstag beim Autohaus Mulfinger in Backnang sowie bei vielen sonstigen Autohändlern der Umgebung. Infolge des Haushaltsurteils des Bundesverfassungsgerichts, wonach die Regierungsparteien rund 60 Milliarden Euro im Bundeshaushalt einsparen müssen, fällt unter anderem die Förderung der E-Autos weg. Denn der Klima- und Transformationsfonds, von dem auch die Neukäufer von Elektrofahrzeugen profitierten, ist besonders von den Einsparungen betroffen. Am vergangenen Sonntag wurde vom Wirtschafts- und Klimaschutzministerium unter Leitung von Robert Habeck (Grüne) diese Förderung gestoppt. Eigentlich sollte sie erst Ende des nächsten Jahres auslaufen.

Ab sofort können damit keine neuen Förderanträge mehr eingereicht werden. Wer sein neues Elektrofahrzeug bis zum vergangenen Sonntag noch nicht erhalten, zugelassen und einen entsprechenden Förderantrag gestellt hatte, soll nun auch keine finanzielle Förderung mehr bekommen. Die Autohändler der Umgebung stehen nun einer unbeliebten politischen Entscheidung und verärgerten Kunden gegenüber.

Verkäufer und Käufer wurdengleichermaßen überrascht

„Wir haben damit gerechnet, dass die Förderung gekürzt wird, aber keinesfalls so schnell“, sagt Markus Mulfinger, einer von zwei Geschäftsführern der gleichnamigen Autohauskette. Die Mitarbeiter hätten am Samstag noch betroffene Kunden informiert und online Anträge gestellt, soweit das möglich war. „Das war auch deshalb schwierig, weil die Ämter nur bedingt digitale Formulare anbieten und da an einem Samstag dann wenig zu machen ist“, sagt Mulfinger. „Wir dachten ja, dass wir noch mehr Zeit hätten, aber so haben wir versucht, das, was geht, noch abzufedern.“

Nun bleibe abzuwarten, ob das auch funktioniere und das Geld den Kunden schlussendlich ausgezahlt werde. Zuletzt gab es 4500 Euro Umweltbonus bei einem Nettolistenpreis des Autobasismodells bis 40000 Euro und 3000 Euro bei einem Nettolistenpreis ab 40000 Euro bis 65000 Euro. Kunden, die erst kürzlich ein Elektroauto bestellt haben, müssen eventuell den Kaufpreis ohne Bonus kalkulieren. „Momentan fehlt jedoch auch noch ein bisschen der Überblick, wen es dann schlussendlich wirklich trifft“, sagt Mulfinger. Auch er müsse erst mal abwarten.

Das Autohaus Kummich (ehemals Buchfink) in Backnang betreut aktuell keine Kunden, die noch auf ihre Fahrzeuge warten. „Zum Glück konnten wir alle bestellten Modelle bereits vorher ausliefern“, sagt Standortleiter Sinischa Jukic. An den 13 anderen Standorten der Autohauskette gebe es jedoch betroffene Kunden. Da ging es an den Telefonen auch schon heiß her, sagt Jukic. Stornierungen und Rücktritte vom bereits getätigten Autokauf seien von einigen Kunden nun gewünscht.

Auch beim Autohaus Möhle in Aspach sind einige Kunden vom Wegfall der Prämie betroffen. Deren Wut richte sich dabei aber nicht gegen die Autoverkäufer. „Wir haben mit der Entscheidung ja auch gar nichts zu tun“, sagt Geschäftsführer Andreas Möhle. Das Unverständnis gegenüber den politischen Entscheidungen kann Möhle wiederum gut verstehen. „Die Kunden haben mit dem Bonus gerechnet und sich einfach darauf verlassen.“

Dabei habe die Automobilbranche ohnehin bereits unter den Nachwirkungen vieler Krisen gelitten. „Nach den langen Lieferschwierigkeiten wird immerhin das langsam wieder besser. Aber nun folgt damit das nächste Problem.“

Doch bundesweit regt sich bereits erster Widerstand gegen die kurzfristige Entscheidung aus dem Ministerium. Mit Stimmen aus der SPD kommt auch Kritik aus Teilen der Regierungskoalition. Auch Markus Mulfinger hat eine klare Meinung. „Ich verstehe, dass Geld gespart werden muss, aber eine solche Prämie innerhalb von zwei Tagen abzuschaffen finde ich sehr schwierig.“ Das letzte Wort sei bei dieser Sache vielleicht noch nicht gesprochen, hofft er.

Die Hoffnung ruht jetztunter anderem auf den Autobauern

Die Diskussion über die Förderung steigere die ohnehin bereits herrschende Unsicherheit noch mehr. Der Geschäftsführer des Autohauses setzt nun unter anderem auf die Hersteller, die hoffentlich ihre Kunden nicht im Regen stehen lassen werden. Sie bezahlen nämlich ebenfalls einen Teil der Förderung direkt. Diesen könnten sie nun aufstocken – oder ihn ebenfalls streichen.

Für den Klimaschutz sei die Entscheidung auch ein Rückschritt, davon ist Andreas Möhle überzeugt. „Jede Förderung, die gestrichen wird, sei es für Solarstrom oder eben für E-Autos, verhindert natürlich auch notwendige weitere Entwicklungen.“

Dazu komme, dass die Infrastruktur für Elektrofahrzeuge noch nicht so gut ausgebaut sei, dass das als Argument für einen Neukauf ausreiche. Dass der Ausbau nun jedoch schneller voranschreite und für bessere Bedingungen sorge, ist laut Möhle nun eher unwahrscheinlich.

„Der Umweltaspekt kann natürlich überzeugen, aber aktuell sind die Autos einfach noch teurer als vergleichbare Modelle mit Verbrennermotor“, sagt Sinischa Jukic vom Autohaus Kummich in Backnang. Ohne die staatliche Förderung sei die Anschaffung aus finanzieller Sicht also noch unattraktiver. Er kann sich jedoch vorstellen, dass ohne eine staatliche Förderung die Nachfrage nach gebrauchten Elektroautos ansteigt.

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Erstellt:
19. Dezember 2023, 06:00 Uhr

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