Frank Noppers Abschied rückt näher
Nach dem guten Abschneiden im ersten Wahlgang ist der Backnanger Oberbürgermeister in drei Wochen in Stuttgart Favorit. An der Murr machen sich die Parteien deshalb schon mal Gedanken über einen möglichen Nachfolger.

Livestream statt Wahlparty: Frank Nopper kommentiert sein Wahlergebnis bei der Stuttgarter OB-Wahl vor der Kamera. Screenshot
Von Kornelius Fritz
BACKNANG. Es war ein Wahlabend, wie ihn auch Frank Nopper noch nicht erlebt hat. Statt wie sonst üblich mit seinen Unterstützern eine Wahlparty zu feiern, hat er die einlaufenden Ergebnisse der Stuttgarter Oberbürgermeisterwahl alleine vor einem Laptop in der CDU-Geschäftsstelle verfolgt. Gefeiert wurde an diesem Abend nur virtuell im Livestream auf Noppers Homepage. „Das Wahlabend-Flair habe ich schmerzlich vermisst“, gesteht Frank Nopper am Tag danach. Schließlich hätte er guten Grund zum Feiern gehabt. Der 59-Jährige liegt nach dem ersten Wahlgang mit 31,8 Prozent nicht nur in Führung, sondern hat die zweitplatzierte Veronika Kienzle (Grüne) mit 17,2 Prozent regelrecht deklassiert. „Mein Gefühl hatte mir gesagt, dass bei meinem Ergebnis eine Drei vorne stehen könnte, allerdings hätte ich nicht damit gerechnet, dass der Abstand so groß ist“, gesteht Nopper. Mit dem Ergebnis sei er deshalb hochzufrieden.
Entschieden ist die Wahl allerdings noch nicht. Viel wird davon abhängen, welche seiner Gegenkandidaten im zweiten W ahlgang wieder antreten. Von den vier Kandidaten hinter ihm, die allesamt dem ökologisch-sozialen Lager zuzurechnen sind, hat bisher nur Martin Körner (SPD) seinen Rückzug erklärt. Doch auch wenn Hannes Rockenbauch vom Linksbündnis und/oder der unabhängige Marian Schreier noch einen Rückzieher machen sollten, glaubt Nopper nicht, dass deren Stimmen automatisch an seine Konkurrentin Veronika Kienzle gehen werden. „Ich denke nicht in dieser Lagerarithmetik. Eine Oberbürgermeisterwahl ist zuvörderst eine Persönlichkeitswahl. Da gelten eigene Gesetze.“
Dass er mit den knapp 70000 Stimmen aus dem ersten Wahlgang sein Potenzial bereits ausgeschöpft hat, glaubt Nopper jedenfalls nicht. „Ich traue mir zu, das noch auszubauen.“ Dafür will er in den nächsten drei Wochen noch einmal Gas geben, auch wenn er nach mittlerweile neun Monaten Wahlkampf gesteht: „Es ist ein echter Kraftakt.“
„Mit Stuttgart über die Ablösesumme sprechen.“
Sehr gefreut habe er sich über die zahlreichen Glückwünsche aus Backnang, sagt der Noch-OB. Per E-Mail, WhatsApp und SMS hätten ihn so viele Zuschriften erreicht, dass er noch gar nicht alle habe lesen können. Auch auf Noppers Facebook-Seite meldeten sich etliche Backnanger zu Wort. „Wir Backnanger werden Sie natürlich sehr vermissen, aber uns freut es trotzdem sehr, wenn Stuttgart solch einen guten OB bekommt“, schreibt etwa Christoph Buck. Oliver Jührendt kommentiert: „Backnang, meine Geburtsstadt, leiht unserer Landeshauptstadt Stuttgart stolz für einige Jahre unseren Oberbürgermeister aus.“ Auch CDU-Stadtrat Rolf Hettich gratulierte Nopper via Facebook und fügte hinzu: „Allerdings müssen wir uns noch über die Ablösesumme mit den Stuttgartern unterhalten.“
Sollte Frank Nopper am 29. November tatsächlich in Stuttgart gewählt werden, stünde auch in Backnang bald wieder eine Oberbürgermeisterwahl an, voraussichtlich schon Ende Februar (siehe Infobox). Angesichts dieses straffen Zeitplans haben die Parteien bereits damit begonnen, ihre Fühler nach möglichen Kandidaten auszustrecken: „Es gibt erste Überlegungen, wir wollen aber zunächst noch das Ergebnis des zweiten Wahlgangs abwarten“, sagt Manuel Häußer, Vorsitzender des CDU-Stadtverbands. Sollte es eine Neuwahl geben, wolle die CDU aber auf jeden Fall wieder einen eigenen Kandidaten präsentieren, „der an Noppers Amtszeit anknüpfen kann“.
Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Gernot Gruber hat zwar damit gerechnet, dass Frank Nopper nach dem ersten Wahlgang vorne liegt, „in dieser Deutlichkeit habe ich es aber nicht erwartet“. Offenbar habe Nopper mit seiner Erfahrung und seiner Qualifikation punkten können. Ob die SPD bei einer OB-Wahl in Backnang einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken wird, lässt Gruber offen: „Momentan habe ich noch niemanden an der Hand und OB-Kandidaten wachsen auch nicht wie Pilze.“ Wichtiger als die Parteizugehörigkeit ist aus seiner Sicht, eine Frau oder einen Mann mit der nötigen Kompetenz und Qualifikation zu finden. In einer Stadt von der Größe Backnangs sei das gar nicht so einfach, denn zum Beispiel für den Bürgermeister einer kleineren Gemeinde sei eine solche Kandidatur mit einem hohen persönlichen Risiko verbunden. Scheitert die Bewerbung, droht in der eigenen Gemeinde die Abwahl.
Auch Willy Härtner von den Backnanger Grünen ist überrascht von dem deutlichen Ergebnis in Stuttgart: „Ich hatte mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen gerechnet.“ Bereits 2018 hatte Härtner versucht, einen grünen Bewerber für die OB-Wahl zu gewinnen. Zwei mögliche Kandidaten sprangen allerdings ab, eine Kandidatur gegen Amtsinhaber Nopper erschien ihnen aussichtslos. Wenn in Backnang nächstes Jahr erneut gewählt wird, werde er die beiden wieder ansprechen, kündigt Härtner an.
Sollte Frank Nopper am 29. November zum Stuttgarter Oberbürgermeister gewählt werden, bleibt er in Backnang trotzdem zunächst im Amt. „Seine Amtszeit in Backnang endet erst mit dem Amtsantritt in Stuttgart“, erklärt Hauptamtsleiter Timo Mäule. Dies wird im Januar 2021 der Fall sein. Die Amtszeit von OB Fritz Kuhn (Grüne) in Stuttgart endet am 6. Januar.
Mit der Vorbereitung der OB-Wahl in Backnang würde man so lange aber nicht warten. Bei einem Wahlerfolg von Frank Nopper in Stuttgart würde der Gemeinderat bereits in der Sitzung am 3. Dezember die Termine und das Prozedere für die OB-Wahl beschließen. Der frühestmögliche Wahltag wäre laut Mäule der 28. Februar 2021.
Dieser Termin hätte den Vorteil, dass ein möglicher zweiter Wahlgang zwei Wochen später am 14. März zusammen mit der Landtagswahl durchgeführt werden könnte. „Dadurch könnten wir Kosten sparen“, erklärt Timo Mäule. Bei jeder Wahl sind in Backnang rund 300 Helfer im Einsatz.