Führungswechsel bei der Erich-Schumm-Stiftung Murrhardt

Rolf Barreuther hat die Erich-Schumm-Stiftung Murrhardt als Vorstandsvorsitzender 15 Jahre lang begleitet und in dieser Zeit etliche Projekte und eine Neuausrichtung umgesetzt. Nun übergibt er den Stab an Verena Ortmann, die die Geschäfte als hauptamtliche Vorständin fortführt.

Der Neubau des Hauses Margarete steht auch für ein umfassend neues, breit aufgestelltes Konzept. Fotos: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Der Neubau des Hauses Margarete steht auch für ein umfassend neues, breit aufgestelltes Konzept. Fotos: Stefan Bossow

Von Christine Schick

Murrhardt. „Mir war schon klar, worauf ich mich einlasse, wenn auch nicht, wie intensiv und herausfordernd die Aufgaben sein werden“, sagt Rolf Barreuther mit Blick auf das Jahr 2009, in dem er den Vorstandsvorsitz von Margarete Kleemann übernahm. Es zeichnete sich nach und nach ab, dass für die Erich-Schumm-Stiftung und das Alters- und Pflegeheim einschneidende Veränderungen ins Haus standen. Einer der Hauptgründe war, dass Erich Schumm die Stiftung als sogenannte Verbrauchsstiftung angelegt hatte und nach dem Verkauf der Firma 1994 die finanziellen Mittel aus dem Unternehmen wegfielen. „Das hieß, Defizite zu beheben und zu ausgeglichenen Ergebnissen zu kommen“, sagt Barreuther. Als Unternehmer brachte er einen wirtschaftlichen Blick auf die Situation mit, gleichzeitig sei es für ihn spannend gewesen, zu erleben, wie eine soziale und gemeinnützige Einrichtung funktioniert, die ganz anderen Regeln folgt. „Im pflegerischen Bereich zu arbeiten braucht den Wunsch, Menschen zu helfen, und viel Herzblut.“ Diese zwei Seiten zu verbinden war Teil der Aufgabe.

Umbrüche betrafen auch Beschäftigte

Genauso galt es, das Mitarbeiterteam auf die Umbrüche einzustimmen. Von den Menschen, „die einen tollen Job gemacht haben“, sei Veränderungsbereitschaft gefordert gewesen. „Da gewinnen Sie nur, wenn das in einem guten Miteinander passiert.“ Rolf Barreuther erinnert sich auch noch genau daran, als er das erste Mal in der großen Küche des Pflegeheims stand, in der damals aus heutiger Sicht nur 80 Essen zubereitet wurden. Es war die Initialzündung für ein wichtiges Projekt, die Gründung der Service GmbH, der es gelang, sich in kurzer Zeit zu einem externen Caterer zu profilieren. Mittlerweile werden täglich bis zu 500 Essen für Firmen, Schulen und Kindergärten im Großraum Backnang sowie für das eigene Haus zubereitet. Einer der wichtigsten Kunden ist Bosch.

Rolf Barreuther hat inzwischen an Verena Ortmann weitergegeben.

© Stefan Bossow

Rolf Barreuther hat inzwischen an Verena Ortmann weitergegeben.

Brandschutz und Einzelzimmer

Zudem rückten Fragen zur Modernisierung des Alten- und Pflegeheims in den Blick. Hauptpunkte waren, den Brandschutz zu verbessern und Zweibett- in Einzelzimmer umzuwandeln. „Ein Umbau im laufenden Betrieb ist aber sehr schwer“, stellt Barreuther fest. So entwickelte sich die Arbeit am größten Projekt seiner Wirkungszeit, dem Neubau des heutigen Hauses Margarete. Dies war verbunden mit einer Konzeption, die moderne Rahmenbedingungen für die Pflege schafft, aber auch über sie hinausgeht beziehungsweise einen breiteren Ansatz rund um die Gesundheitsversorgung beinhaltet. Mit dem sogenannten Wohnen mit Service, bei dem noch selbstständige Senioren mit haushaltsnahen Dienstleistungen sowie ambulanter Pflege unterstützt werden, und der Tagespflege, bei der ältere Menschen tagsüber betreut werden, sind weitere Angebote entstanden. Die Einweihung des Neubaus erfolgte im November 2022. „Eine über fünfjährige Konzeptionsphase, drei Jahre Planungszeit und fast drei Jahre Bauzeit haben uns alle gefordert“, so Barreuther. Verbunden mit der Neuausrichtung war für ihn die Vision, über die Praxisklinik mit Telemedizin und Videosprechstunden ein noch breiteres medizinisches Angebot für die Region zu schaffen beziehungsweise es für die Zukunft zu sichern.

Weitere Themen

Nun freut sich Rolf Barreuther, dass Verena Ortmann als hauptamtliche Stiftungsvorständin Verantwortung übernommen hat und sie die Geschäfte weiterführt. Die 44-Jährige bringt nicht nur viel Fachwissen aus dem Sozialversicherungswesen sowie Führungserfahrung aus ihrem bisherigen beruflichen Wirken mit, sondern aus Sicht des 69-Jährigen auch einen Blick für die unternehmerischen Aspekte.

Eine Fachfrau, die gestalten will

Geboren und aufgewachsen bei Fulda hat Verena Ortmann früh im elterlichen Handwerksbetrieb, einer Klempnerei, mitgeholfen, später auch andere kleinere Betriebe in Bezug auf die Büroarbeit unterstützt. Über Jobs hat sie in verschiedene Bereiche hineingeschnuppert. Nach ihrer Ausbildung als Sozialversicherungsangestellte und dem Studium der Gesundheits- und Sozialwirtschaft mit Schwerpunkt Gesundheitsmanagement war lange Zeit das Versicherungswesen – AOK und Mhplus BKK – ihre berufliche Heimat. Für die BKK-Akademie war sie zudem als Dozentin tätig. Zu ihrem Wechsel zur Stiftung sagt sie: „Mein Wunsch war es, über die Aufgaben hier noch stärker mitgestalten und Ideen einbringen zu können.“ Im Privaten erlebt sie durch ihre 95-jährige Großmutter, die von ihren Eltern gepflegt wird, was alles an Themen mit solch einem Alltag verbunden ist und wichtig wird. Aber auch darüber hinaus hat sie viele Ideen und Ansätze, die sie nun weiterverfolgen möchte. Dies reicht von Fragen nach technischer Unterstützung im Pflegekontext, wie über die sogenannte Telepflege bis hin zu psychosozialer Thematik. „Beispielsweise der Vereinsamung entgegenzuwirken“, sagt die 44-Jährige und greift eine Möglichkeit heraus – Senioren anzuleiten, mit Smartphone und Tablet Kontakt zu Verwandten und Freunden aufnehmen zu können. Ein weiterer für sie wichtiger Bereich ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sprich sich als Arbeitgeber so familienfreundlich wie möglich aufzustellen. Das betrifft die Dienstplangestaltung genauso wie gute Rahmenbedingungen bei der Kinderbetreuung, aber auch die Möglichkeit für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ihren Arbeitsplatz mitzugestalten.

„Wir möchten uns über das Pflegeheim hinaus auch noch breiter aufstellen“, sagt Verena Ortmann. Dies umfasst Angebote rund um Gesundheit, für Interessierte auch außerhalb, um beispielsweise in Bezug auf Bewegung, Ernährung und soziale Kontakte Anregungen zu geben und sich so in der Prävention zu engagieren.

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Erstellt:
6. Februar 2024, 06:00 Uhr

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