Fünf Apps im Test

Fünf Redaktionsmitglieder testeten Apps zu den Themen Schlaf, Wasser trinken, Mediation, Fitness und gesundes Essen.

Kornelius Fritz informiert sich anhand der Ernährungspyramide über gesundes Essen. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Kornelius Fritz informiert sich anhand der Ernährungspyramide über gesundes Essen. Foto: Alexander Becher

Wir wollten wissen: Was ist von Gesundheits-Apps zu halten? Sind sie beispielsweise einfach zu handhaben und profitieren die Nutzer wirklich davon? Fünf Redaktionsmitglieder testeten Apps zu den Themen Schlaf, Wasser trinken, Mediation, Fitness und gesundes Essen. Wie erwartet gibt es Positives und Negatives, doch eines ist auf jeden Fall zu bedenken: So hilfreich und motivierend Apps im Alltag auch sein mögen, es ist trotzdem Vorsicht geboten. Denn aus datenschutzrechtlicher Sicht ist einiges zu beachten. Sowohl aktiv eingegebene Daten wie Gewicht, Alter und Körpergröße, als auch passive Daten wie Standort werden je nach App unterschiedlich gesammelt, zum Teil kann mit den Apps sogar ein umfassendes Gesundheitsprofil des Nutzers erstellt werden. Gerade bei Apps, die sich mit Krankheitssymptomen befassen, sammelt das Smartphone durchaus sensible Daten, dessen sollte man sich bei der Nutzung unbedingt bewusst sein. Und nicht immer sichern die Apps diese sensiblen Daten ausreichend ab. Deshalb sollte man auf folgende Punkte achten:

- Welche Berechtigungen sind voreingestellt? Unerwünschte Berechtigungen sollten wenn möglich eingeschränkt werden.

- Datenschutzhinweise des Anbieters sollte man vor der Nutzung aufmerksam lesen.

- Wo befindet sich der Sitz des Anbieters? Wird das angemessene Datenschutzniveau dort auch gewährleistet?

Mit Meditiationen und Geschichten zur Ruhe kommen

Anja La Roche testet eine Meditations-App. Foto: privat

Anja La Roche testet eine Meditations-App. Foto: privat

Die eigene Gesundheit und Zufriedenheit verbessern, das verspricht die Meditations-App „Calm“ ihren Nutzern. Diese bietet eine Fülle an Einschlafgeschichten, geleitete Meditationen zu den Themen Angst, Stress und mehr sowie Musik für Schlaf und Entspannung. Ich teste die Anwendung mit dem kostenlosen einwöchigen Probeabo. „Calm“ bedeutet zu Deutsch „Ruhe“ und dieses Motto offenbart sich schon beim Öffnen der App. Ich blicke auf einen See und Berge. Grillenzirpen ertönt aus den Lautsprechern. Darunter steht „Guten Morgen, Anja“. Abends starte ich den Versuch. Wie meine Stimmung ist, fragt mich die App. „Gestresst“, gebe ich an. Ich erhalte einen Vorschlag: eine zehnminütige Meditation. Eine angenehme Stimme leitet mich, ich soll auf meinen Atem achten, bis sich meine Aufmerksamkeit „auflöst“. Danach fühle ich mich wohler. Anschließend schlafe ich ein zu der angenehmen Stimme einer Frau, die mir eine Geschichte erzählt, begleitet von Lagerfeuerprasseln. Keine Ahnung, was sie erzählt hat. Am nächsten Morgen starte ich gut in den Tag. Ich bin ausgeglichen und zufrieden. Abends gebe ich meine Stimmung in der App an und sie rät mir zu einer geleiteten Körperwahrnehmung. Im Schneidersitz spüre ich zehn Minuten in mich hinein. Ich folge den Worten, die mir sagen, welchen Körperteilen ich meine Aufmerksamkeit schenken soll. Ich fühle mich erfrischt. Die folgenden Tage fällt es mir schwer, mir die Zeit für „Calm“ zu nehmen. Zwar gefällt mir das Design, aber die große Auswahl an Meditationen und Geschichten überfordert mich. Ich entscheide mich für „Daily Calm“, eine tägliche Dosis geführter Meditation. Für ein paar Minuten den Kopf auszuschalten, fühlt sich trotz notwendiger Überwindung stets gut an.

Gesund essen für Buchhalter

Ja, ich weiß, ich sollte mich gesünder ernähren. Weniger Süßigkeiten und Fleisch, dafür mehr Obst und Gemüse – das wäre nicht schlecht. Die App „Was ich esse“ des Bundeszentrums für Ernährung soll mir dabei helfen. Und das geht so: Jeden Tag muss ich alles, was ich esse und trinke, in der App erfassen, diese zeigt mir dann an, wie meine persönliche Ernährungspyramide aussieht. Mehr als 700 Lebensmittel sind in der App hinterlegt, von A wie Aal bis Z wie Zwiebelkuchen. Ich muss das gewünschte Essen also nur aus der Liste auswählen und „einchecken“. Dann wird es verbucht und jeden Abend erstellt mir die App eine Tagesbilanz.

Das klingt einfach, ist in der Praxis dann allerdings doch komplizierter, denn vieles von dem, was ich esse, fehlt in der Liste. So kennt die App weder Maultaschen noch Kässpätzle – die Programmierer sind offenbar keine Schwaben. Zwar kann man die fehlenden Gerichte selbst manuell hinzufügen, aber das ist umständlich und ich muss selbst bewerten, wie hoch der Anteil von Getreide, Fett oder Milch in dem jeweiligen Gericht ist. Bei fertig gekauften Produkten oder im Restaurant ist das kaum möglich. Und noch ein anderes Problem taucht auf: Die gängige Maßeinheit in der App ist „eine Portion“. Aber wie viele Gurkenscheiben muss ich essen, damit sie als eine Portion Gemüse zählen? Unklar!

Insofern bleibt alles recht vage und schon am zweiten Tag nervt es, jedes Glas Wasser, das ich trinke, wie ein Buchhalter zu erfassen. Zumal der Erkenntnisgewinn überschaubar ist: Letztlich zeigt die App nur an, was ich vorher schon wusste: Ich sollte weniger Süßigkeiten und Fleisch essen, dafür mehr Obst und Gemüse.

Nicht ausgeschlafen, sondern müde und gereizt

Steffen Grün testet einen Schlaftracker. Foto: privat

Steffen Grün testet einen Schlaftracker. Foto: privat

Sleepzy, der Schlaftracker, verspricht mir einen gesunden Schlaf und damit ein gesundes Leben. Wenn das nicht gut klingt, zumal der Aufwand gering ist. App runterladen, Handy auf den Nachttisch legen, den Rest erledigt Sleepzy. Der smarte Wecker und Schlafbeobachter ermittelt meine optimale Aufwachzeit, liefert Statistiken über meinen Schlaf und erkennt, ob ich schnarche. So weit ein Auszug aus dem Werbeblock in der App-Beschreibung. Tatsächlich bin ich nach zwei Tagen nicht ausgeschlafen und ausgeglichen, sondern müde und gereizt. Mit den Statistiken zu Schlafdauer, Schlafdefizit und Schlafqualität kann ich nichts anfangen und wenn ich mich in der App doch mal umschaue, passieren ständig zwei Dinge: Entweder startet plötzlich ein blödes Tiktok-Video und ist nicht zu stoppen. Oder ich werde damit konfrontiert, dass dieses oder jenes nicht mit der kostenlosen Variante, sondern nur für 39,99 Euro im Jahr zu nutzen ist. Für einen Schwaben ist das keine Option, auch wenn ich schon gerne wissen würde, ob ich im Schlaf irgendetwas Interessantes gesagt habe. Das verrät mir Sleepzy aber nur gegen Geld. Für lau bleiben die stundenlangen Aufzeichnungen dagegen das gut gehütete Geheimnis der App. Ich will aber auch nicht alles auf Sleepzy schieben, aber manchmal sitzt das Problem auch vor dem Bildschirm. Dass ich beim Ins-Bett-Bringen der Kinder selbst in den Tiefschlaf falle, das Handy aber im Wohnzimmer liegt, und mich erst im zweiten Teil der Nacht tracken kann, ist nicht Sleepzys Fehler. Auch nicht, dass ich den Weckdienst wie beim guten alten Wecker wegdrücke, auf das nächste Signal warte und diesen Vorgang mehrmals wiederhole. Klar ist nur: Sleepzy und ich, das passt nicht. Für andere kann er vielleicht ein hilfreicher Begleiter sein.

Der Fitnesstrainer auf dem Smartphone

Kristin Doberer schaut sich eine Fitness-App näher an. Foto: privat

Kristin Doberer schaut sich eine Fitness-App näher an. Foto: privat

Sucht man im Appstore nach einer Fitness-App, scheint die Auswahl schier unendlich zu sein. Für jeden Muskel im Körper gibt es gefühlt gleich fünf verschiedene Apps: für die Unterarme, die Oberarme, für den Po, den Bauch und immer so weiter. Verloren im App-Dschungel habe ich mich für die vom Appstore empfohlene App Pumatrac entschieden, eine kostenlose App des Sportartikelherstellers Puma. Diese will erstmal einiges von mir wissen: Meine Körpergröße und Gewicht, mein Alter und vor allem meine Fitnessziele. Aber auch soll ich angeben, womit ich gerne meine Zeit verbringe; als Auswahl gibt es allerdings nur verschiedene Sportarten, Ballet, High Intensity Intervalle, Boxen, Pilates und so weiter. „Wo ist das Sofa?“, frage ich mich unwillkürlich. Damit verbringe ich meine Zeit schließlich viel lieber. Da ich mich für zwei Sachen entscheiden muss, wähle ich Krafttraining und Flexibilität – und schon werden mir zahlreiche verschiedene Workouts in unterschiedlicher Länge und Intensität vorgeschlagen.

Beim ersten Workout kann mich die topfitte Trainerin auf meinem Smartphone sogar begeistern. Sie macht die Übungen in dem Video vor, motiviert, ich versuche mitzuhalten. Aber selbst die verschiedenen Varianten von Kniebeugen und Liegestützpositionen sowie Dehnübungen und Co. werden mir nach 30 Minuten doch etwas langweilig, auch wenn sie ganz schön anstrengend sind und ich über die App sogar meine eigenen Playlisten von Spotify hören kann. Ob ich die Übungen tatsächlich richtig ausgeführt habe? Das kann mir die Trainerin am Handy natürlich nicht sagen, aber für Muskelkater am nächsten Tag hat es allemal gereicht. Einen Tag Pause soll ich mir laut App zwischen den Einheiten gönnen, schließlich habe ich mich als Anfänger beschrieben. Als dann an Tag drei und Tag fünf die Erinnerung für das nächste Training klingelt, bin ich schon deutlich weniger motiviert, mehrmals verschiebe ich mein Training mit der Snooze-Option um 15 Minuten nach hinten. An Tag sieben schalte ich die Erinnerung ehrlich gesagt einfach aus.

Mein Fazit: Für Menschen, die gerne Zuhause Fitness machen, bietet die App eine riesige Auswahl an Workouts, die auf die jeweiligen Voraussetzungen und Vorlieben zugeschnitten werden können. Und auch wenn die Schleichwerbung für die eigenen Sportartikel recht deutlich ist, ist die App kostenlos zu haben. Wer sich allerdings ohnehin nur schwer alleine zu Sport im eigenen Wohnzimmer motivieren kann, der hat auch von den ständigen Erinnerungen der Fitness-App schnell genug – und entscheidet sich stattdessen doch wieder fürs Sofa.

Trinkerinnerung mit einer Krake

Ingrid Knack testet eine Wassertrink-App. Foto: privat

Ingrid Knack testet eine Wassertrink-App. Foto: privat

„Ohne Wasser kannst Du nicht leben“, scheint mich die Krake anzubrüllen. Das ist nun die Quittung: Wie so oft habe ich sie auch die letzten Stunden ignoriert. Auf den nervigen Ton, der mir sagen will, dass ich doch jetzt bitteschön etwas trinken soll, reagiere ich heute wieder nicht. Immer natürlich mit dem Vorsatz, der Krake am nächsten Tag Aufmerksamkeit zu schenken. Und dann höre ich mich zu einer meiner Kolleginnen sagen: „Bevor ich hier ein Getränk hinzufüge, trinke ich doch lieber was.“ Denn die Zeit im Berufsleben ist knapp, da habe ich andere Sorgen, als mich mit dem achtarmigen Tintenfisch auseinanderzusetzen, der mich immer wieder aus meinen Gedanken reißt. Auch an einem Wochenendtag bekomme ich kurz nach 20 Uhr die Nachricht: „Füge das erste Getränk hinzu.“ Spätestens jetzt ist klar: Die (kostenlose) Trinkerinnerungs-App mit der niedlichen Krake ist für mich keine gute Lösung, um meine Flüssigkeitszufuhr zu kontrollieren, weder bei der Arbeit noch in der Freizeit – zumal ich auch alles andere als ein Kontrollfreak bin. Nach einer Testwoche beschließe ich: So kann es nicht weitergehen. Ich werfe die Krake wieder dorthin, woher sie gekommen ist, ins Meer der Apps, das meinem Bewegungsradius nicht sehr nahe kommt. Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen: Zunächst war ich hoch motiviert, die App zu testen, und wollte auch alles ordentlich auflisten. Alter, Gewicht, BMI ... Allerdings beschlich mich schon bei diesen ersten Schritten ein mulmiges Gefühl. Was geht die Krake mein Body-Mass-Index an? Nachdem ich aber trotz Bedenken des Datenschutzes wegen alles ausgefüllt hatte, gab es eine andere Hürde. Mein Apfelsaftschorle, das ich eingeben wollte – es besteht aus nur ganz wenig Apfelsaft und ganz viel Wasser – wird nicht angeboten, oder finde ich es nur nicht? Nun könnte ich ein eigenes Getränk erstellen. Muss ich jetzt erstmal nachmessen, wieviel Milliliter Apfelsaft ich da gerade in mein Wasser geschüttet habe? Wie soll das gehen? Das ist mir dann doch alles zu kompliziert. Sorry, liebe Krake, Du bist nicht wirklich schuld, aber Du bist einfach nicht mein Ding.

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Erstellt:
29. Dezember 2022, 19:34 Uhr

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