Praktikumswochen im Südwesten

Fünf Tage, fünf Berufe, fünf Betriebe

Ministerien, Kammern und Wirtschaftsverbände veranstalten mit der Bundesagentur für Arbeit Praktikumswochen in Frühjahr und Herbst. Von Donnerstag an können Schülerinnen und Schüler im Internet ihre Wünsche eingeben.

Der Berufsalltag lässt sich für Schülerinnen und Schüler gut bei einem Schnupperpraktikum erkunden – in der Gastronomie zum Beispiel.

© dpa/Jens Büttner

Der Berufsalltag lässt sich für Schülerinnen und Schüler gut bei einem Schnupperpraktikum erkunden – in der Gastronomie zum Beispiel.

Von Matthias Schiermeyer

Je größer der Fachkräftemangel, desto mehr gerät der Nachwuchs in den Blick der Wirtschaft. Schon früh lassen sich mitunter Bindungen aufbauen, von denen die Unternehmen später profitieren können, wenn es um Ausbildungsplätze und um Festanstellungen geht. Auf der anderen Seite kann ein Praktikum der erste Schritt zur Berufswahl sein. In einer konzertierten Aktion veranstaltet die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Baden-Württemberg daher mit Wirtschaftsministerium, Kultusministerium, Kammern, Verbänden und Tausenden von Betrieben die „Praktikumswoche 2023“.

Ähnlich wie ein Datingportal

Angesprochen werden vorrangig Ausbildungs- und Studieninteressierte, aber auch Schüler ab 15 Jahren, die erste Erkundungen auf verschiedenen Berufsfeldern vornehmen wollen. Nach dem Motto „Fünf Tage, fünf Berufe, fünf Unternehmen“ können sie jeden Tag ohne großen Organisationsaufwand in ein anderes Unternehmen ihrer Region hineinschauen. Dazu wurde die Website www.praktikumswoche-bw.de programmiert, die der BA zufolge ähnlich wie ein Datingportal funktionieren soll. Auf der Plattform können die Interessenten von diesem Donnerstag an ihre Prioritäten mit den Wunschterminen angeben. Die Betriebe können bereits seit Anfang April ihre Praktikumsangebote einstellen.

Die Praktikumswochen finden statt vom 29. Mai bis zum 23. Juni sowie vom 16. Oktober bis zum 3. November – folglich finden die Praktika in den Pfingstferien plus den zwei folgenden Schulwochen sowie in den Herbstferien plus den zwei davor liegenden Schulwochen statt. Die Teilnehmenden werden während der Schnupperaufenthalte in den Betrieben vom Unterricht befreit. Die Schulleitungen werden vom Kultusministerium informiert.

Das noch recht neue Format war voriges Jahr von den Partnern des Ausbildungsbündnisses im Südwesten ins Leben gerufen worden – so erfolgreich, dass BA-Chefin Andrea Nahles bundesweit schon dafür Werbung macht. Auch die beteiligten Schülerinnen und Schülern hätten das Angebot als sehr positiv bewertet, heißt es. 85 Prozent hätten angegeben, im Anschluss genauer zu wissen, was sie beruflich machen wollten. 93 Prozent der Teilnehmenden würden die Offerte an Freunde weiterempfehlen. Rund 1200 Bewerbungen für längere (Schul-)Praktika seien unmittelbar aus den Praktikumswochen entstanden. Und rund 450 Teilnehmende hätten sich direkt im Anschluss auf einen Ausbildungsplatz im jeweiligen Betrieb beworben.

2022 haben sich gut 3300 Betriebe beteiligt

Auch die Kooperationsbereitschaft der Unternehmen wird gelobt: Landesweit hätten sich im Vorjahr mehr als 3300 Betriebe auf der Plattform registriert – wenngleich diese Zahl nun noch gesteigert werden soll.

Mit den Praktikumswochen soll auch die Pandemie vergessen gemacht werden, die die Berufsorientierung praktisch zum Erliegen gebracht hat – mit gravierenden Nachteilen für die Auszubildendenzahlen. Nach den aktuellsten Zahlen von Ende März sind auf dem Ausbildungsstellenmarkt derzeit noch rund 43 200 unbesetzte Stellen gemeldet – dem stehen 22 958 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber gegenüber.    

       Dass die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge leicht gestiegen sei, dürfe keinesfalls beruhigen, meinte unlängst Stefan Küpper, Geschäftsführer Politik, Bildung und Arbeitsmarkt bei den Unternehmern Baden-Württemberg (UBW). Daher mahnt er nach den Corona-Lockdowns dringend einen „Neustart der beruflichen Orientierung“ an.             Jetzt komme es darauf an, dass die durch das Ausbildungsbündnis mit dem Kultusministerium beschlossene Konkretisierung des Landeskonzepts Berufliche Orientierung wirksam angegangen werde. „Wir brauchen niedrigschwellige Angebote wie zum Beispiel Kennenlernpraktika, mit denen Schülerinnen und Schüler sowie Ausbildungsbetriebe zusammengebracht werden könnten“, so Küpper. Die Praktikumswochen seien hier ein sehr gut funktionierendes Format.

Anmeldung ab 20. April unter www.praktikumswoche-bw.de.

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Erstellt:
18. April 2023, 17:20 Uhr
Aktualisiert:
19. April 2023, 12:02 Uhr

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