Für den Wahlkreis soll Zeit bleiben
Ihre Wahl zur Bundesvorsitzenden der Grünen sieht Ricarda Lang als Chance für ihren Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd.

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Für die Menschen in der Region will Ricarda Lang ansprechbar bleiben. Foto: Elias Keilhauer
Von Lorena Greppo
Backnang/Berlin. Am Tag nach ihrer Wahl zur neuen Bundesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen hat Ricarda Lang alle Hände voll zu tun. Ihr erster Termin ist ein Gespräch mit ihrem Co-Vorsitzenden Omid Nouripour – möglich ist es nur per Videokonferenz, denn Lang ist positiv auf Corona getestet worden und befindet sich in häuslicher Quarantäne. Sie sei weiterhin symptomfrei, sagt sie, zudem sei nun durch die Wahl eine gewisse Last von ihr abgefallen. Entspannt ist ihr Sonntag dennoch nicht: Medienvertreter aus ganz Deutschland wollen der 28-Jährigen Fragen stellen.
Dennoch nimmt sie sich auch die Zeit für ein kurzes Telefonat mit der Backnanger Kreiszeitung. Und das darf auch als Zeichen dafür verstanden werden, dass Lang ihre Arbeit in ihrem Wahlkreis Backnang/ Schwäbisch Gmünd unverändert wichtig ist. „Klar ist mein Zeitkalender jetzt unheimlich voll“, räumt sie ein. Das sei aber schon zuvor so gewesen. Sie habe aber stets darauf geachtet, Zeit für die Region zu schaffen, und werde dies auch weiterhin tun. „Erst letzte Woche war ich da“, sagt sie. Nun stehe natürlich erst mal die Aufstellung des neu gewählten Bundesvorstands in Berlin an, der nächste Besuch in ihrem Wahlkreis ist aber auch schon geplant. Anfang März will die Grünen-Politikerin für einige Tage vor Ort sein sowie zur Eröffnung ihres Wahlkreisbüros in Schwäbisch Gmünd am 19. März. Des Weiteren werde das Personal im Wahlkreis aufgestockt, im Februar soll auch eine gesonderte E-Mail-Adresse Ricarda Langs für Anliegen aus dem Wahlkreis eingerichtet sein.
Die Murrbahn soll ausgebaut werden
Ihre neue Rolle sieht Lang auch als Chance für ihren Wahlkreis. Der direkte Draht nach Berlin sei somit noch stärker geworden, Themen aus dem Wahlkreis gewönnen an Bedeutung. Auf die Frage, welche Themen denn in ihrem Wahlkampf aufgekommen seien, antwortet die 28-Jährige wie aus der Pistole geschossen: „Die Verkehrspolitik war häufig Thema.“ Und sie weiß auch direkt ein Beispiel zu nennen, wie sie sich diesbezüglich für die Region starkmachen kann. „Der Ausbau der Murrbahn wird von den Bürgern und den Kommunalpolitikern schon lange gewünscht und er ist auch total sinnvoll.“ Sie wolle sich nun dafür einsetzen, dass das Projekt im Bundesverkehrswegeplan berücksichtigt wird – und zwar nicht nur im Kleinformat, sondern als mehrgleisiger Ausbau.
Mit ihrem Wahlergebnis von etwa 76 Prozent der Delegiertenstimmen bei einer Wahl ohne Gegenkandidaten ist Ricarda Lang zufrieden. „Drei Viertel der Parteimitglieder stehen hinter mir. Das ist ein guter Start, nun will ich 100 Prozent geben.“ Von ihren Vorgängern Annalena Baerbock und Robert Habeck könne sie unglaublich viel lernen, sagt sie. Ihre Rolle sehe sie aber etwas anders. An die von beiden betriebene Öffnung der Partei wolle sie anknüpfen, zusätzlich aber auch noch andere Schwerpunkte setzen: „Ich möchte das Augenmerk auf Menschen mit geringem Einkommen lenken“, sagt Ricarda Lang. Seit 2019 war Lang auch die frauenpolitische Sprecherin der Grünen. Im Bundestag ist sie Mitglied im Familienausschuss und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales.