Für Freiflächen-Fotovoltaik gibt es im Raum Backnang genügend Flächen
Im Gebiet der Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft Backnang müssen 36 Hektar für diesen Zweck ausgewiesen werden.

Wo können Freiflächen-Fotovoltaikanlagen entstehen? Diese Frage wird demnächst geklärt. Foto: privat
Von Matthias Nothstein
Backnang. Das Klimaschutzgesetz des Landes geht davon aus, dass zwei Prozent der Fläche für erneuerbare Energien zur Verfügung gestellt werden. Und nachdem der Wert für die Windkraftanlagen laut dem „Windenergie-an-Land-Gesetz“ 1,8 Prozent beträgt, sind die restlichen 0,2 Prozent für Freiflächen-Fotovoltaikanlagen vorgesehen. Für die Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft Backnang (VVG) würde dies bedeuten, dass sie 36 Hektar Fläche für solche Fotovoltaikanlagen ausweisen müsste.
Im Ausschuss für Technik und Umwelt sagte Erster Bürgermeister Stefan Setzer: „Wir können das schaffen.“ Zwar gebe es bei solchen Anlagen auf der freien Flur aus den unterschiedlichsten Gründen heraus ein hohes Konfliktpotenzial, „aber trotzdem gibt es einige geeignete Flächen“. Planungsamtsleiter Tobias Großmann erläuterte die komplizierten Prüfkriterien. Ausschlusskriterien sind beispielsweise Biotope, Wasserschutzgebiete 1, große Streuobstflächen, Naturschutzgebiete oder Hochwasserschutzgebiete HQ 100. Auch auf landwirtschaftlichen Vorrangflächen der Kategorie 1 ist es nicht möglich, Fotovoltaikanlagen zu bauen. Dabei handelt es sich um die wertvollsten Böden. Im Unterschied dazu zählt das Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft zur Kategorie „kritische Punkte“. Grundstücke, die zu dieser Kategorie zählen, können unter bestimmten Umständen überbaut werden. Prüfkriterien sind: Altlasten, regionaler Grünzug, Feldvogel, Landschaftsbild, Erholungsqualität. Geradezu ideal sind Standorte, die folgende Kriterien aufweisen: Nitratsanierungsgebiet, Erosionsgefährdung, Stromnetz oder benachteiligte Gebiete. Nach einer jüngsten Gesetzesänderung sind dies auch 200-Meter-Korridore entlang von Autobahnen und zweigleisigen Schienenstrecken.
Mehrere Stadträte plädierten dafür,zuerst Parkplätze zu nutzen
Als sich die Stadträte zu Wort meldeten, sah es fast ein wenig nach verkehrter Welt aus. So plädierte Ulrike Sturm (Grüne) ganz vehement für eine großzügige Ausweisung von Flächen für diese Art der Nutzung. „Wir sollten uns keine Grenzen nach oben setzen. Wir brauchen alles, was wir kriegen können, wenn wir in Zukunft alles mit Strom betreiben wollen.“ Mit dieser Aussage erntete die Grüne heftigen Gegenwind. Regina Konrad (CDU) grübelte angesichts der Optik auf den Feldern: „Würden nicht die Hausdächer für unseren Bedarf ausreichen?“ Und Armin Dobler (SPD) gestand, er tue sich etwas schwer, die Landschaft so zu überbauen. Er plädierte dafür, zuerst zum Beispiel die Parkplätze der großen Supermärkte oder Betriebe zu nutzen: „Da würde ich mich sehr viel wohler fühlen.“ Zudem bezweifelte Dobler, ob sich mit dieser Technik unsere Probleme lösen lassen.
Auch Steffen Siggi Degler (AfD) stieß ins gleiche Horn: „Ich bin verwundert, Fotovoltaik jetzt auf Freiflächen vorzusehen statt zuerst auf Parkplätzen.“ Bisher habe es immer geheißen, Grünflächen müssten geschützt werden. Die Haltung seiner Grünen Stadtratskollegin konnte er nicht verstehen und lästerte ganz allgemein über die Grünen: „Kaum ist man an der Regierung, da macht man alles anders.“ Degler befürchtete, dass zum Beispiel Greifvögel keine Nahrung mehr auf solchen Feldern finden. Heinz Franke (SPD) bemängelte, dass oft stundenlang über jeden Quadratmeter, der zugebaut werde, diskutiert werde, und nun sei alles ganz anders. Der Heininger beklagte, erst würde die Landschaft um Waldrems und Maubach durch eine vierspurige B14 beeinträchtigt, und künftig kriege die ohnehin verkehrsgeplagte Bevölkerung der südlichen Stadtteile noch großflächig Fotovoltaik vor die Augen gesetzt. Franke beklagte, dass nun „lockerflockig so viele Flächen ausgewiesen werden, bloß weil die Herren in Stuttgart wieder was beschlossen haben“.
Nach der Sommerpause werden erste Ergebnisse vorgestellt
Die meisten Einwände konnten Setzer und Großmann entkräften. So erklärte Setzer zum Beispiel, dass es entlang der neuen B14 überhaupt keine Fotovoltaikanlagen geben kann, weil dies im Flächennutzungsplan nicht vorgesehen war. Im Übrigen warnte Setzer davor, Windkraft und Fotovoltaik gegeneinander auszuspielen: „Am Ende wird die Energiegewinnung ein Mix sein. Wir brauchen alles, auch Geothermie und anderes.“ Die Forderung, erst die Parkplätze zu überbauen, konterte Setzer mit der Feststellung: „Es ist niemandem verwehrt, Fotovoltaik auf seiner Fläche zu errichten. Aber wir können niemand dazu zwingen.“ Im Hinblick auf die möglichen Flächen sagte er: „Das sind jetzt erst einmal nur geeignete Flächen. Es ist ihre Aufgabe, zu entscheiden, welche wir wählen.“ Nach der Sommerpause präsentiert die Verwaltung weitere Ergebnisse. Bis dahin werden die möglichen Standorte weiter eingegrenzt.