Gemeinderäte in Backnang und Allmersbach unterstützen Windparkpläne

Die Projektierer haben ihre Pläne für die Windräder im Waldgebiet Hörnle bei Allmersbach im Tal vorgestellt.

Drei Windräder sind in dem Waldgebiet Hörnle geplant. (Symbolfoto: Massimo Cavallo/stock.adobe.co)

© Massimo Cavallo - stock.adobe.co

Drei Windräder sind in dem Waldgebiet Hörnle geplant. (Symbolfoto: Massimo Cavallo/stock.adobe.co)

Von Kornelius Fritz und Anja La Roche

Backnang/Allmersbach im Tal. Der Backnanger Gemeinderat steht den Windparkplänen im Hörnle mehrheitlich positiv gegenüber. Besonders erfreut zeigten sich erwartungsgemäß die Grünen. „Das ist eine tolle Sache“, befand Fraktionschef Willy Härtner. Auch CDU und SPD stehen hinter dem Projekt, wenngleich einige Stadträte die Eingriffe in die Natur durchaus kritisch sehen. „Es ist extrem schmerzhaft, für den Bau der Windräder so viel Wald zu roden, aber es gibt nun mal keine Energieform, die ganz ohne Nachteile ist“, erklärte SPD-Stadtrat Armin Dobler. Auch Rolf Hettich (CDU) befürwortet die Beteiligung der Stadtwerke an dem Projekt: „Wenn wir es nicht machen, werden es andere tun“, prophezeite Hettich.

Dobler wunderte sich allerdings, dass nur von einer Nutzungsdauer von 25 Jahren ausgegangen wird, und fragte, ob man die Windräder nicht auch länger betreiben könne. Das sei zwar möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich, erklärte Matthias Pavel von Uhl Windkraft. Abgesehen vom Verschleiß sei auch anzunehmen, dass sich die Technik in den nächsten 25 Jahren weiterentwickelt. Daher würde man die Windräder dann wohl eher durch neue, effizientere ersetzen.

Wie hoch die Renditeziele der Investoren seien, wollte Siglinde Lohrmann (SPD) wissen. Dazu gebe es aktuell noch keine Prognosen, erklärte Matthias Pavel. Erst wenn die Voruntersuchungen abgeschlossen seien, könne man eine Wirtschaftlichkeitsberechnung durchführen, sagte der Projektplaner: „Dann werden wir entscheiden, ob uns das ausreicht.“

Wichtig ist den Mitgliedern des Backnanger Gemeinderats, dass der ökologische Ausgleich möglichst in der Nähe des Windparks erfolgt. Hofkammerpräsident Henrik Lingenhölin sicherte dies zu und wies außerdem darauf hin, dass die Rodungen für die Windräder auf den zulässigen Hiebsatz angerechnet werden. Das heißt, der Waldeigentümer darf an anderen Stellen entsprechend weniger Holz ernten. Der Grundsatz einer nachhaltigen Forstwirtschaft werde also trotzdem erfüllt.

AfD-Stadtrat zweifelt Lärmwerte an

Nach den Ausgleichszahlungen für die betroffenen Kommunen erkundigte sich Volker Dyken (Backnanger Demokraten). Laut Matthias Pavel sieht das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eine Kompensation von 0,2 Cent pro Kilowattstunde vor. Diese werde anteilig unter den Kommunen aufgeteilt, die in einem Umkreis von 2,5 Kilometern rund um den Standort liegen. Beim Projekt Hörnle sind dies die Städte Backnang und Winnenden sowie die Gemeinden Allmersbach im Tal, Leutenbach und Berglen.

Ablehnend zu dem Projekt äußerte sich AfD-Stadtrat Michael Malcher. Er bezweifelte, dass die Lärmgrenzwerte im Abstand von 800 Metern eingehalten werden. Außerdem warnte er davor, dass nicht nur am Standort der Windräder, sondern auch für den Transport der riesigen Rotorblätter viele Bäume gefällt werden müssten. Hofkammerpräsident Lingenhölin erklärte, die Bauteile würden zu 90 Prozent auf vorhandenen Wegen geliefert. Diese müssten jedoch ertüchtigt werden. Um den Schwertransporten das Rangieren zu erleichtern, sollen die Rotoren mit einer Neigung von 60 Grad auf der Ladefläche stehen

Die Fraktionen in Allmersbach im Tal zeigen sich aufgeschlossen

Die Projektpartner des geplanten Windparks Hörnle haben am Dienstag ihr Projekt auch im Gemeinderat in Allmersbach im Tal vorgestellt. Zuletzt hatte der Gemeinderat gesammelt seine Bedenken zu einem Windkraftpark im Hörnle gegenüber dem Verband Region Stuttgart geäußert. Doch am Dienstag zeigte sich, dass die Sitzungsmitglieder grundsätzlich aufgeschlossen dafür sind. „Die Unabhängige Wählervereinigung steht dem Projekt offen gegenüber. Die Bedenken der Bürger nehmen wir auf und wägen sie ab, aber wir denken, dass die Windkraftanlagen in der heutigen Zeit der richtige Weg sind“, sagt der Fraktionssprecher Jörg Adolph. Die Fraktion Neue Liste Allmersbach-Heutensbach (NLAH) steht laut Sprecher Eberhard Bauer dem Projekt ebenfalls grundsätzlich positiv gegenüber. Bauer sagt: „Ich finde, erneuerbare Energien müssen unbedingt forciert werden. Und man kann nicht sagen: ,Wir wollen das überall, aber nicht bei uns.‘“

Dass aber noch einige Sorgen bei den Allmersbachern bestehen, zeigte auch das Interesse an der Infoveranstaltung: Rund 30 Bürger hatten im Sitzungssaal Platz genommen und lauschten dem Vortrag und den anschließenden Fragen der Gemeinderäte, von welchen nun eine Auswahl folgt. Eberhard Bauer (NLAH) fragte unter anderem, ob die Wege zurückgebaut werden, wenn der Bau der Anlagen abgeschlossen ist. Matthias Pavel von Uhl Windkraft antwortete: „Die 4,50 Meter Wegbreite, die lässt man dann eigentlich schon“, doch die Kurven, deren Radius zur Anlieferung der Rotorblätter recht groß sein muss, könnten wieder zurückgebaut werden. Bauer interessierte zudem, wie groß die Fläche ist, in der die Naturschutzgutachten erstellt werden. Pavel erklärte, dass das unterschiedlich sei: So würde das Vorkommen von Zug- und Rastvögeln im Umkreis von zwei Kilometern erfasst. Bäume, die gerodet werden müssen, würden sogar einzeln überprüft, etwa ob dort eine Fledermaus nistet.

Lärm für den Waldkindergarten?

Walter Wötzel (NLAH) erkundigte sich, ob der Lärm der Anlagen die Allmersbacher belästigen könnte. Pavel antwortete, dass die Lärmgrenzwerte für Tag und Nacht eingehalten werden müssen. Er geht zudem davon aus, dass die Entfernung von den Windrädern zum Wohngebiet Allmersbach etwa 1500 Meter betragen und der Lärm daher kein Problem darstellen wird. Rebecca Reicherz (NLAH) hakte nach, ob der Lärm dann für den etwas näheren Waldkindergarten ein Problem sein könnte. „Da gelten keine Nachtlärmgrenzwerte“, erklärte Pavel. Doch die Taglärmgrenzwerte würden eingehalten. Grundsätzlich würden sie bei der Planung den Waldkindergarten und auch das Naherholungsgebiet rund um den Sporterlebnispark berücksichtigen.

Wötzel erkundigte sich außerdem, ob der Schatten der Windräder auf das Wohngebiet fallen werde. Pavel erklärte, dass dazu noch ein Schattengutachten gemacht werde. Theoretisch könne ein Schatten nachmittags bei tief stehender Wintersonne Allmersbach erreichen, er gehe aber nicht davon aus. Kilian Peyer (NLAH) fragte, wie die Stromkabel verlegt würden, was laut Pavel entlang der Wege passieren soll.

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Erstellt:
8. Februar 2024, 06:00 Uhr

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