Gepflegt bis in den Tod
Polizei befreit Senioren aus Horror-Pflegeheim in Spanien – Deutsche Rentnerin kam in der Einrichtung ums Leben
Ein deutsch-kubanisches Paar steht unter Verdacht, im Süden Spaniens alte Leute unter erbärmlichen Bedingungen gefangen gehalten und ausgeplündert zu haben.
Madrid Die spanische Polizei fand drastische Worte für das Bild, das sich den Ermittlern in einer Villa in der Nähe des andalusischen Cádiz bot: Ein „Horrorhaus“ sei das Seniorendomizil in Chiclana gewesen, empörte sich die Behörde, nachdem sie zwei Rentner – einen Deutschen und eine Niederländerin – befreit hatte. „Sie wurden eingesperrt, unter Drogen gesetzt und durch eine Nasensonde ernährt.“ Es gab sechs Festnahmen. Als Drahtzieher gilt ein deutsch-kubanisches Paar, das jahrelang alte Menschen gepeinigt und bestohlen haben soll.
Die schauderhaften Zustände in dem Seniorenheim flogen durch eine Anzeige auf, die in Frankfurt erstattet wurde. Ende 2018 ging bei der Polizei dort eine Vermisstenmeldung ein. Eine Frau hatte seit Längerem nichts von ihrer Jugendfreundin Maria gehört, die auf Teneriffa lebte. Maria war 101 Jahre alt, gut möglich, dass sie gestorben war, aber ihr Tod war nirgendwo registriert worden. Die Frankfurter setzten sich mit der Polizei in Spanien in Verbindung. Die dortige Guardia Civil machte Maria in einem Altenheim ausfindig. Sie hatte eine beunruhigende Geschichte zu erzählen.
Das deutsch-kubanisches Paar hatte sich im Sommer das Vertrauen der alten Frau erschlichen und sie dazu überredet, von Teneriffa nach Chiclana überzusiedeln. Sie kam, doch statt liebevoller Pflege erlebte sie einen Albtraum aus Misshandlung und Unterernährung. Bis es ihr so schlecht ging, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Von dort kam sie in das Heim, in dem sie die Guardia Civil ausfindig machte. Es ging ihr besser. Die Beamten recherchierten und stellten fest, dass Maria zwischen Oktober und Dezember ihr Vermögen, 162 000 Euro und ein Haus auf Teneriffa, verloren hatte.
Dann geschah etwas noch viel Unfassbareres. In den Tagen um Weihnachten, an einem Vormittag um 11 Uhr, holte das deutsch-kubanische Paar Maria aus dem Heim ab, in dem sie glücklich untergekommen war. Um 16 Uhr desselben Tages war Maria tot. Das Paar brachte die Leiche zu einem Bestattungsunternehmen und bat um schnelle Einäscherung. So geschah es.
Am folgenden Tag schauten Beamte bei dem verdächtigen Paar vorbei. Sie fanden dort Schlüssel für ein anderes Haus. In dem waren der Senior aus Deutschland und die Seniorin aus den Niederlanden eingesperrt: festgebunden an ihre Rollstühle. Die gut 70-jährige Niederländerin, fand die Polizei heraus, war von dem Paar benutzt worden, um bei einem Notarbesuch die 101-jährige Maria zu mimen. Mit dem Einverständnis der falschen Maria bekam das Paar Generalvollmacht für alles, was die richtige Maria anging. Die nutzte das Paar, um Marias Konten zu plündern und ihr Haus zu verkaufen.
Es gibt noch drei andere mutmaßliche Opfer – aber auch diese sind bereits tot. Das deutsch-kubanische Paar war dafür im Moment seiner Festnahme im Besitz von insgesamt mehr als 1,8 Millionen Euro. Jetzt sitzt es im Gefängnis – ebenso wie vier weitere Personen, die bei der Geldwäsche geholfen haben sollen.