Infektionswelle in Deutschland

Gerät Keuchhusten außer Kontrolle?

Die Impfung gegen Keuchhusten sollte regelmäßig erneuert werden. Doch vielen Jugendlichen scheint der Schutz zu fehlen.

Keuchhusten (Pertussis, lateinisch für starker Husten)  wird durch das Bakterium Bordetella pertussis, seltener durch Bordetella parapertussis, ausgelöst und ist eine hochansteckende Infektionskrankheit der Atemwege.

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Keuchhusten (Pertussis, lateinisch für starker Husten) wird durch das Bakterium Bordetella pertussis, seltener durch Bordetella parapertussis, ausgelöst und ist eine hochansteckende Infektionskrankheit der Atemwege.

Von Markus Brauer/dpa

Insbesondere unter Teenagern gibt es derzeit viele Keuchhustenfälle. Nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin und des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) könnte das auch an versäumten Auffrischimpfungen liegen.

Man gehe davon aus, dass insbesondere Jugendliche die empfohlene Auffrischimpfung im Alter von 9 bis 16 Jahren nicht in dem Maße erhalten, wie es wünschenswert wäre, teilte das RKI auf Anfrage mit. Die größte Immunität sei kurz nach der Impfung vorhanden und nehme dann langsam ab, so der BVKJ.

Keuchhusten-Alarm in Deutschland: Fälle vervierfacht! RKI meldet 6.600 Erkrankungen. Gesundheitsministerien rufen dringend zur Impfung auf. Säuglinge besonders gefährdet. #Keuchhusten#Impfung#Gesundheitpic.twitter.com/dRMEQwsqSX — Miastagebuch (@Miastagebuch) June 20, 2024

Pertussis: hoch ansteckend und brandgefährlich

  • Pertussis ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, die meist durch das Bakterium Bordetella pertussis ausgelöst wird.
  • Weltweit ist Keuchhusten eine der häufigsten Infektionskrankheiten der Atemwege.
  • Der Erreger bildet Giftstoffe, welche die Schleimhäute der Luftwege schädigen.
  • Man infiziert sich durch Tröpfchen, hauptsächlich beim Niesen, Husten oder Sprechen.
  • Bei Jugendlichen, Erwachsenen und den meisten Kindern verläuft die Erkrankung oft als lange andauernder Husten.

Fallzahlen stark angestiegen

Keuchhustenfälle unterliegen laut RKI und BVKJ natürlichen Schwankungen, auch der Nachholeffekt nach Corona spiele eine Rolle. Seit dem Frühjahr steigt die Zahl der Keuchhustenfälle, besonders bei Teenagern.

Dem RKI zufolge wurden in diesem Jahr bereits 2421 Fälle unter den 10- bis 14-Jährigen und 2168 Fälle unter den 15- bis 19-Jährigen gemeldet. Das ist jeweils der höchste Stand seit mindestens zehn Jahren. Zum Vergleich: 2019 waren es im gleichen Zeitraum in den Altersgruppen 713 und 523 Fälle.

 

 

Europaweit sind die Zahlen ebenfalls stark gestiegen. Nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) lag die Zahl mit rund 32 000 gemeldeten Fällen in den ersten drei Monaten dieses Jahres nur knapp unter dem Ganzjahresdurchschnitt der Jahre 2012 bis 2019 (rund 38 100).

Impfung ist die einzig wirksame Prophylaxe

Auch bei Neugeborenen liegt die Zahl der Fälle derzeit ähnlich hoch, „was aufgrund der Schwere der Krankheitsverläufe in dem Alter das größere Problem darstellt“, so das RKI. Erkrankte Säuglinge kommen oft zur Beobachtung oder Behandlung ins Krankenhaus.

 

 

Erkrankte sollten sich möglichst von anderen fernhalten, eine Impfung sei die einzig wirksame Prophylaxe, heißt es vom RKI. Der Verband der Kinder- und Jugendärzte weist darauf hin, dass Säuglinge zeitnah geimpft werden sollten und diese auch durch die Impfung von Schwangeren geschützt werden.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt zum Schutz vor Keuchhusten eine dreiteilige Grundimmunisierung für Babys, sowie je eine Auffrischimpfung im Alter von 5 bis 6 und von 9 bis 16 Jahren. Erwachsene sollten bei der nächsten fälligen Tetanus- und Diphtherie-Auffrischimpfung nochmals gegen Keuchhusten geimpft werden.

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Erstellt:
24. Juli 2024, 08:26 Uhr

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