Geräte ausleihen statt kaufen

In der Bibliothek im Weissacher Bildungszentrum kann man nun Gegenstände ausleihen, insbesondere technische Geräte. Ziel ist es, Menschen zu nachhaltigerem Konsum zu verhelfen. Um den Bestand aufzustocken, sind Spenden ungenutzter Geräte erwünscht.

Die Bibliotheksleiterin Beate Waldner präsentiert einen Teil der ausleihbaren Geräte der Bibi in Cottenweiler. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Die Bibliotheksleiterin Beate Waldner präsentiert einen Teil der ausleihbaren Geräte der Bibi in Cottenweiler. Foto: A. Becher

Von Anja La Roche

Weissach im Tal. Die meisten Menschen verbinden mit einer Bibliothek vermutlich einen Ort, an dem sie Bücher oder CDs ausleihen, lernen, kopieren oder sich entspannen. Die wenigsten kommen wohl auf die Idee, sich dort ein Laminier- oder Beschriftungsgerät auszuleihen. Doch genau das ist ab sofort in der „Bibliothek der Dinge“ im Bildungszentrum Weissach im Tal möglich. Am Dienstag vergangene Woche wurden die ersten Gegenstände ausgeliehen: ein Tiptoi-Stift, eine Tonie-Box und ein kleiner Fotoprinter. Was es mit diesem neuen Angebot auf sich hat, erklärt Beate Waldner, die Leiterin der Bibliothek im Bildungszentrum. Die Regeln zum Verleih sind einfach gehalten, sodass die Hemmschwelle gering ist, das Angebot zu nutzen (siehe Infobox).

Mit der Bibliothek der Dinge dehnt Waldner den Funktionsbereich der Bibi um einen weiteren Aspekt aus. Nicht nur werden Gegenstände auch für Menschen mit geringem Budget zugänglich. Ziel des Projekts ist insbesondere ein nachhaltigerer Konsum von Dingen, die man nicht besonders oft benötigt. Statt dass jeder Weissacher eine Laminiermaschine daheim stehen hat, die zweimal im Leben verwendet wird, kann man sich das Gerät bei Bedarf nun in der Bibi ausleihen. Ganz nach der Maxime der Sharing Community (Englisch für „teilende Gemeinschaft“) können so Ressourcen geschont werden – und nebenbei auch der Geldbeutel. „Unser Motto ist leihen statt kaufen“, sagt die Bibliotheksleiterin Waldner. „Wir wollen einen Beitrag zu nachhaltigem Konsum leisten.“ In diesem Zusammenhang erwähnt sie auch die Agenda 2030 der UN, deren 17 Ziele zu nachhaltigerer Entwicklung ein Vorbild und Anreiz für die Umsetzung des Projekts seien.

In der Ortsbibliothek kann manandere Gegenstände ausleihen

Nicht zu verwechseln ist die Bibliothek der Dinge im Bildungszentrum mit derjenigen in der Ortsbibliothek in Weissach. Dort gibt es bereits die Möglichkeit, Gegenstände auszuleihen. „Aber die Ortsbibliothek hat sich auf Kinderspielsachen spezialisiert, die sich für Kindergarten- und Grundschulkinder eignen“, so Waldner. In der Bibi hingegen könne man vorwiegend technische Geräte ausleihen. Doch auch hier sind Geräte dabei, die sich für Kinder und Jugendliche eignen, wie eine Box für die sogenannten Tonies, kleine Figuren, die Geschichten für Kinder abspielen. Auch zwei Nintendo-Switch-Controller sind bereits im Bestand.

Insgesamt sind bislang erst zehn Gegenstände für den Verleih bereit, darunter auch eine Musikbox, ein Multidetektor, welcher verschiedene Stoffe orten kann, und ein E-Reader. Diese Geräte hat Beate Waldner aus dem Budget der Bibliothek finanziert. Dafür hat sie sich bei anderen Bibliotheken kundig gemacht, welche Gegenstände besonders gefragt sind. „Besonders engen Kontakt hatten wir mit der Bibliothek in Waiblingen“, sagt Waldner. Der E-Reader beispielsweise sei dort sehr gefragt bei Leuten, die in den Urlaub fahren und wenig Gepäck mitschleppen wollen. Doch die Bibliotheksleiterin hat nicht unkritisch alle Ideen anderer Bibliotheken übernommen. Jegliche Koch- und Backutensilien lehnt sie zum Beispiel kategorisch ab, aus hygienischen Gründen. Für weitere Anregungen freut sich Beate Waldner außerdem, wenn sich interessierte Nutzer bei ihr melden. So kann sie erfahren, welche Geräte besonders erwünscht sind.

Damit die Bibliothek der Dinge ihr Angebot erweitern kann, bittet Beate Waldner außerdem um Sachspenden: „Wenn jemand bestimmte Dinge nicht mehr braucht, kann er sie an uns spenden. Das wäre noch nachhaltiger, als wenn wir die Gegenstände neu anschaffen.“ Und sie hat auch einen ganz persönlichen Wunsch: „Ich könnte zum Beispiel einen Scanner gebrauchen, mit dem man Dias digitalisieren kann.“ Diesen Wunsch habe sie auch schon von anderen gehört. Vielleicht findet sich ja ein Leser, der sich gerade in diesem Augenblick an seinen unbenutzten Diascanner erinnert?

Eine Schwierigkeit bei der Idee eines zentralen Verleihorts von Gegenständen ist die der Haftung. Wer bezahlt das Leihobjekt, wenn es kaputt geht? Dass technische Geräte bei längerer Benutzung auch ohne Zutun den Geist aufgeben, ist bekannt. In der Infobroschüre steht: „Die Nutzerin oder der Nutzer muss für jeglichen Schaden und Defekt haften und diese den Mitarbeiterinnen unverzüglich melden.“ Doch auch Beate Waldner weiß, dass man nicht immer verantwortlich dafür ist, wenn technische Geräte kaputt gehen. „Da wollen wir auf einer Vertrauensbasis miteinander umgehen“, sagt sie. Wer also den Multidetektor herunterwirft und kaputt macht, der sollte das ehrlich kommunizieren und für Ersatz sorgen. Aus genau diesem Grund habe sich die Bibi auch keine zu teuren Sachen angeschafft, erklärt Waldner. Zunächst sei auch ein Videobeamer im Gespräch gewesen, doch da wäre der recht hohe Preis zu risikoreich gewesen. „Vielleicht finden wir da auch noch eine andere Lösung.“

Kontakt Bei weiteren Fragen oder Anregungen zu der Bibliothek der Dinge kann man sich gerne an das Personal der Bibi wenden. Dieses ist unter der Telefonnummer 07191/352040 oder unter der E-Mail-Adresse bibi@bize.de zu erreichen.
Regeln zum Verleih

Wer? Um etwas aus der Bibliothek der Dinge auszuleihen, muss man mindesten 18 Jahre alt sein. Das habe rechtliche Gründe, wie die Leiterin der Bibi erklärt. Falls sich Jugendliche etwas leihen möchten, müssen daher die Eltern vorbeikommen. Zudem braucht man zum Ausleihen einen Bibliotheksausweis. Diesen kann sich jeder ausstellen lassen, der möchte.

Wie? Bei der Ausleihe hilft das Personal vor Ort, denn die Gegenstände sind in einem abgeschlossenen Schrank verwahrt. Vor der Ausleihe und bei der Rückgabe wird auf Vollständigkeit geprüft. Bei Schaden oder Defekt muss der Nutzer finanziell aufkommen. Es können maximal drei Gegenstände gleichzeitig ausgeliehen werden. Die Leihobjekte müssen innerhalb von vier Wochen zurückgegeben werden. Eine telefonische Verlängerung ist allerdings möglich, wenn sonst keiner Bedarf meldet.

Wann? Die Bibi ist zugleich Schulbibliothek und öffentliche Bibliothek. Die Öffnungszeiten für Nichtschüler sind: Montag 13.30 bis 16 Uhr sowie jeweils Dienstag und Donnerstag 16.30 bis 19.30 Uhr.

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Erstellt:
17. Februar 2022, 06:00 Uhr

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