Gesang und Musik zwischen Kunst und Punsch: Weihnachtsmärkte rund um Backnang
Gut besucht bis dichtes Gedränge – so lassen sich die Stimmung und das Interesse an den Weihnachtsmärkten am Wochenende rund um Backnang kurz zusammenfassen. Dem einsetzenden Regen am Samstagabend trotzen zahlreiche Besucher unter großen Schirmen bei würzigen Heißgetränken.
Von Florian Muhl
Rems-Murr. Niesel und Regen statt Eis und Schnee – trotzdem, die Menschen blieben nicht zu Hause. Es zog sie am zweiten Adventswochenende zu den Weihnachtsmärkten rund um Backnang. Die Anziehungskraft von Glühwein und Punsch, Bratwurst und Lebkuchen ist eben unwiderstehlich. Und jeder Markt hat seine Besonderheiten. Wir haben vier Märkte besucht.
Weihnachtsmärkte in der Region
Viel los war am Wochenende auf den Weihnachtsmärkten in Allmersbach im Tal, Auenwald, Oppenweiler und Aspach.
Allmersbach im Tal Dominik Kohn öffnet das Regenverdeck seines Kinderwagens. Zum Vorschein kommt sein zweijähriger Sohn Mika. „Jetzt ist’s zum Glück etwas trockener“, sagt der Papa, immer ein Auge auf seinen älteren Sohn Lias gerichtet. Der Fünfjährige betrachtet ein Glücksrad, das gerade in Schwung gebracht wird. Dem Allmersbacher gefällt besonders, „dass der Markt gemütlich ist, von den Vereinen vom Ort gemacht wird und der Kindergarten Im Wasenfeld vertreten ist“.
Der Kindergarten „Im Wasenfeld“ ist gleich dreimal vertreten. „Hier gibt’s gleich die Weihnachtsgeschichte“, verrät Nadine Kubiak. Die Erzieherin bietet zusammen mit ihrer Kollegin Nicole Klose im Märchenzelt ein „Bilderbuchkino mit Popcorn“ für 1,50 Euro an. Auf den Bänken sitzt bereits ein halbes Dutzend Kinder und wartet gespannt, bis der Vorhang aufgeht. Alle 20 Minuten geht’s los.
Nebenan verkaufen Väter von Kindergartenkindern Pulled-Pork-Burger. „Müssen Sie unbedingt probieren, die sind der Renner“, wirbt Nadine Kubiak. Kein Wunder, dass die so lecker sind, denn der deutsche Grillmeister Adrian Peller hat die gemacht. „Das Fleisch, ein Schweinenacken, lag 16 Stunden bei 110 Grad auf dem Grill, dass es halt viel Aroma abbekommt“, verrät der Vater von zwei Kindergartenkindern – seine Kleine kommt im Januar in den Kindi – das Geheimnis des Geschmackserfolgs. Nach zwei Stunden sind bereits über 100 Portionen verkauft. Den Reingewinn erhält komplett der Kindergarten „Im Wiesental“, der sich beim Weihnachtsmarktauftritt mit dem Kinderhaus Mozartweg abwechselt.
„Trotz des Wetters ist’s gut besucht“, zieht Patricia Rall kurz nach 17 Uhr ein Zwischenfazit. „Wenn die Dunkelheit eintritt, dann kommen die Leute und es füllt sich“, so die Bürgermeisterin. Sie weist noch auf den bevorstehenden Besuch des Nikolauses hin und auf die Adventsausstellung im Rathaus „Kunst und Handwerk“.
Auenwald Gleich am Eingang zum Weihnachtsmarkt rund um die Ratsscheuer in Unterbrüden haben die drei Vinöre vom Ebersberg ihren Stand. Das Wichtige ist, dass wir uns sehen lassen, dass es uns gibt“, sagt Franz Matyas. „Es waren schon einige da, die den Rotling mitgenommen haben oder den Weißen. Die meisten nehmen’s als Weihnachtsgeschenk zum Weiterverschenken“, so der Hobbywengerter.
Nur ein paar Schritte weiter führt Britta M. Ischka durch ihre Kunstausstellung in der Ratsscheuer. „Ich arbeite generell konzeptuell. Ich gehe immer von der Idee aus und suche Wege, wie ich diese Gedankenverläufe sozusagen in Sichtbares bringen kann.“ Einen Gedanken könne sie als Bild ausdrücken, für einen anderen finde sie in einem Objekt die adäquate Lösung oder auch in einem Film. Zwischendurch werden ein paar Objekte zur Seite geräumt und es gibt musikalische Beiträge, beispielsweise der Aktiven oder des Jugendorchesters des Musikvereins Oberbrüden.
Außen auf der Treppe neben dem Rathaus versammeln sich mehrere Leute. Kai-Uwe Ernst spurtet vorbei, weil er den Lebendigen Adventskalender der Kirchengemeinde Brüden eröffnen will. Kurz sagt der Bürgermeister noch, dass es sein zweiter Weihnachtsmarkt ist, aber insgesamt bereits der 32. Und es gibt heuer 21 Stände, die meisten davon aus der Gemeinde.
An einem dieser Stände steht Kai Engelken aus Backnang mit seiner Freundin Nina Prang aus Winzerhausen. Beide löffeln eine Suppe. Von einem Bekannten habe er vom AK-Asyl-Stand erfahren. „Der hat gesagt, da bekommen wir was Gesundes. Denn wir wollten keine Pommes und auch keine Langos und hier ist’s optimal, richtig gut.“ So lecker, dass beide bereits die zweite Portion bestellt haben. Im Angebot gibt’s Graupensuppe, Linsensuppe, Maultaschensuppe, gefüllte Weinblätter mit und ohne Fleisch und Gebäck. Bärbel Raitzig vom Asylkreis ist verhalten zufrieden. „Von den Helfern und den Geflüchteten haben wir richtig viel Unterstützung erfahren, die kochen und backen.“ Die Besucher seien allerdings etwas zurückhaltend, weil im Irak oder in der Ukraine doch anders gekocht wird.
Die Grundlage ist geschaffen, jetzt zum Glühweinstand. Den gibt’s beispielsweise bei der Jugendfeuerwehr. Dort schenkt auch Dennis Lachenmaier aus. Der 25-jährige Oberfeuerwehrmann ist seit sechs Jahren bei der aktiven Wehr, aber auch Betreuer für die Jugend. „Ich bin relativ zufrieden heute“, sagt er und schenkt die nächsten zwei Becher Glühwein aus.
Oppenweiler Gegen 19 Uhr setzt der richtige Regen ein. Stephanie Reichert aus Oppenweiler macht sich mit ihrer Familie und Freunden auf den Heimweg. Wie es war? „Schön, gemütlich, reichhaltiges Angebot. Wir haben natürlich ein Geschenkle gekauft, vom Elternbeirat vom Kindergarten“, sagt sie. Die hätten sich viel Mühe gegeben mit den ganzen selbst gebastelten Sachen. „Und dann haben wir natürlich gegessen und getrunken.“ Und wie fand ihr Sohn Lukas den Weihnachtsmarkt? „Gut, am besten war die Rote Wurst mit Pommes. Und die Waffel“, sagt der Vierjährige noch.
„Es ist noch Suppe da, viel Suppe“, sagen die Konfirmanden Julia und Nelly, beide 13, und Lilly, 14. Die drei jungen Damen bieten Kartoffelsuppe im Julius-Zehender-Haus an, glutenfrei, vegan und laktosefrei. Für ihre Zweistundenschicht bekommen sie einen Punkt. Am Ende ihrer Konfirmandenzeit brauchen sie vier. Die Suppe sei lecker gewesen, aber wer sie gekocht hat, wissen sie nicht. Das allerdings kann Meiken Schönefeld verraten. „Das waren Amanda Binder und Petra Sanwald“, sagt die erste Vorsitzende des Kirchbaufördervereins Oppenweiler, der zum zweiten Mal den Weihnachtsmarkt ausgerichtet hat. Vor der Pandemie war es der Förderverein der Schule.
Aspach Vier Jugendliche haben sich mit ihrem Punsch schützend unters Vordach eines Geschäftshauses untergestellt. Früher, vor der Pandemie, sei der Markt zwar größer gewesen, die Hauptstraße runter voller Stände. „Jetzt ist es halt die Backnanger Straße hoch, was ich auch sehr schön finde, denn jetzt gibt’s ja auch den Platz, der da neu gemacht worden ist, mit vielen Ständen“, sagt eine 13-Jährige, die mit ihrem Bruder und ihrem Cousin, beide 14, da ist. Und mit ihrer 16-jährigen Freundin, die meint: „Es gibt viel zu essen und zu trinken, aber wenige handwerkliche Sachen.“
Handwerkliches haben beispielsweise die Landfrauen anzubieten. „Gestricktes, Gebasteltes, Streichhölzle, genähte Lichter...“, zählt Anja Ullrich-Tokatlis auf. Aber nicht nur das, sondern es gibt natürlich auch leckere Sachen wie Gutsle und Springerle, Früchtebrot und Quarkstollen sowie Marmelade und Siebenerlei im Glas. Teilweise seien sie aber schon ausverkauft. Von den insgesamt 80 Mitgliedern habe der halbe Verein mitgeholfen. Mit dem Besuch am Stand sind die Vorsitzende sowie Marlis Krautter neben ihr im Stand sehr zufrieden.
Dasselbe sagt auch Philip Beveridge vom Tennisclub Aspach. „Wir waren ein bisschen skeptisch, vor allem wegen des Wetters, weil das hier auch zwei Tage lang geht, aber das haben wir gut hingekriegt“, so der Erste Vorsitzende. „Wir brauchen 25 Leute für zwei Tage.“ Der Glühwein sei sehr gut weggegangen, der Renner sei aber der Bratapfellikör mit Sahne gewesen, „unsere Spezialität“.
Am Stand der Conrad-Weiser-Schule (CWS) verkaufen Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a Waffeln und Weihnachtsbrötle. „Selbst gebacken“, sagt Klassensprecherin Sophie. Mit dabei ist auch Klassensprecher Felix. Die beiden 17-Jährigen sagen, dass der Erlös für ihre Klassenfahrt nach Prag gedacht ist. Mit im Stand ist auch die Klasse 8a, die gebastelte Teelichter für ihre Fahrt nach Norddeutschland anbietet.