Gespräche über Kuttelsupp und eine Trauung
„Schwätz-, Bruddel- und Lob-Eck“-Premiere: Launiger Straßenfest-Talk mit Vertretern der Backnanger Verwaltungsspitze

© Pressefotografie Alexander Beche
Das Thema Kutteln beim Straßenfest wird fröhlich diskutiert: Mit dabei sind Clara Köngeter, OB Frank Nopper, Siegfried Janocha, Straßenfestwirtin Inge Putler, Baudezernent Stefan Setzer und Claras Mutter. Am Nebentisch weitere Schwätz-Eck-Gäste.Foto: A. Becher
Von Ingrid Knack
BACKNANG. Die Premiere des „Schwätz-, Bruddel- und Lob-Ecks“ am frühen Montagabend an der Ecke Marktstraße/Zur Dilleniusstraße mit Oberbürgermeister Frank Nopper, Erstem Bürgermeister Siegfried Janocha und Baudezernent Stefan Setzer zeigt: Die Bürger schätzen es, mit ihrem OB einfach mal ein Schwätzchen zu halten oder ein Foto mit sich und Vertretern der Verwaltungsspitze auf dem Handy machen zu lassen. So darf man getrost sagen, dass es sich bei der ersten Ausgabe eher um ein Schwätz- und Lob- denn ein Bruddeleck handelt. Dort geht es meist launig zu.
Kaum hat sich ein Mitglied der Backnanger Feuerwehr höchst persönlich für die neue Feuerwehr-Ausgehuniform bedankt, die es vergangenen Herbst gegeben hatte, gesellt sich die 20-jährige Clara Köngeter mit ihrer Mutter und einer weiteren Frau zu der entspannten Runde und will eines ganz einfach loswerden: Nach einem Jahr in Australien hat sie ihren Rückflug extra so getimt, dass sie rechtzeitig zum Straßenfest da sein konnte. Doch es wird noch besser: „Ich habe mir das Ziel gesetzt, dass ich in Ihrer Amtszeit noch heirate. Damit Sie mich trauen“, sagt sie zu Nopper, der schon mindestens 120 Paare getraut hat.
Rund acht Jahre hat sie auf jeden Fall Zeit dazu – allein, es fehlt noch der passende Partner. Jetzt muss man sich aber keine Sorgen machen, dass es nicht klappen könnte mit dem Plan – die Fröhlichkeit, die die junge Frau versprüht, ist geradezu ansteckend. Sie und ihre Mutter sind sich im Übrigen einig: „Das Straßenfest ist das beste Fest ever.“ Die Mutter bringt dann aber doch mit dem Thema „Kuttelsupp“ eine kleine Kritik aufs Tapet. Eine Kuttelsupp habe es bei 45 Straßenfesten gegeben, und dann nicht mehr. Folgender Dialog ergibt sich: Eine Freundin der Mutter lässt sich zu einem spontanen Statement hinreißen: „Never ever esse ich hier eine Kuttelsupp.“ Nopper schlagfertig zu der Frau, die das Thema aufgebracht hat: „Sie sind in Ihrer Damenfraktion nicht ganz unumstritten.“ Die Tochter zur Mutter: „Dann hol doch den Papa, der will immer die Kuttelsupp.“ Nopper fragt nun in die Runde: „Ist das der Mehrheitsgeschmack?“ Siegfried Janocha schüttelt sich und erzählt die Geschichte, als er eines Tages von einem Metzger Kutteln für seine Katze mitbekommen hatte. „Die Katz’ hat’s au ned gfressa.“ Schließlich wird Festwirtin Inge Putler aus Kernen im Remstal hergeholt, die im zweiten Jahr dafür sorgt, dass die Gäste im Marktstraßenbereich mit leckeren Speisen verköstigt werden. „Was heißt Kuttelsuppe? Ich kenne nur saure Kutteln“, scheint sie eine Wendung in die Diskussion zu bringen. Aber man einigt sich dann doch auf saure Kutteln. Die seien eher ein Herbstessen, versichert Putler. Wenn es Temperaturen über 30 Grad wie im vergangenen Jahr gebe, sei das eher nichts, meint sie. Beim Stuttgarter Weindorf Ende August/Anfang September fänden allerdings saure Kutteln und saure Nieren reißenden Absatz. Wie die Kuttelgeschichte weitergeht, ist eher zu erahnen, denn sicher zu vermelden. Jedenfalls erklärt die Tochter: „Wenn es nächstes Jahr keine Kutteln gibt, stehen wir wieder hier.“ Mal ganz ehrlich, wo kann man schon mit dem OB, dem Ersten Bürgermeister und dem Baudezernenten einen derart lustigen Smalltalk halten? Klar: auf dem Straßenfest.
Ein älterer Herr mit einem Rollator kommt vorbei. Dass es nicht leicht sei, sich mit seiner Gehhilfe auf den Pflastersteinen fortzubewegen, merkt er an. Beschwerlich sei für ihn außerdem, sich ein Essen und Getränke zu holen, lässt er die Runde wissen. Siegfried Janocha bietet sofort an, ihm etwas zu trinken zu holen. Doch der freundliche Senior winkt ab.
Stefan Setzer wird derweil in ein Gespräch über die neue Aspacher Brücke verwickelt, und eine Frau will loswerden, dass es in einer Grünanlage in der Stadt ziemlich viel Müll gebe.
Da kommt eine junge Frau vorbeigeschneit, die den OB zu einem besonderen Anlass um eine Videobotschaft bittet. Nopper zückt eine Visitenkarte und sagt: „Kommen Sie bei uns vorbei, dann machen wir das.“ Auf diese Weise erfährt man, dass der Rathauschef im Jahr in rund zehn Videobotschaften besondere Glückwünsche ausspricht. Bei Themen wie diesen verfliegt die Zeit, und nach 90 statt der angekündigten 60 Minuten stehen Nopper, Janocha und Setzer immer noch ganz entspannt an einem der Stehtische und schwätzen mit Straßenfestbesuchern und trinken ein Bier oder ein Mineralwasser mit ihnen...