Gigaschnelles Internet
Telekom sorgt für Glasfaserausbau – Allmersbach im Tal ist Pilotgemeinde

Von Sarah Schwellinger
ALLMERSBACH IM TAL. Streamen, whatsappen, surfen – ob als Familie, Wohngemeinschaft oder im Einzelhaushalt: Eine funktionierende und vor allem schnelle Internetverbindung wird immer wichtiger. Apps und Möglichkeiten werden stets umfangreicher. „30 Mbit pro Sekunde sind noch nicht der Schluss“, verkündete Alexander Ostertag, Regio-Manager Südwest der Deutschen Telekom, bei einer Sitzung des Gemeinderats im Rathaus in Allmersbach im Tal. Bereits seit Oktober steht fest, dass die Gemeinde mit der Telekom kooperiert, nun stellte Ostertag konkrete Pläne vor. „Gigabit-Netze sind dringend erforderlich.“ Wie auch Strom und Wasser sollte jedes Haus über eine schnelle Internetverbindung verfügen.
Allmersbach im Tal soll Pilotgemeinde werden, in der der Gigabitausbau erfolgt. „Wir sind damit zeitlich an vorderster Front dabei“, ist auch Bürgermeister Ralf Wörner von der Vorstellung überzeugt, die erste Gemeinde im Rems-Murr-Kreis mit einer Gigabitanbindung zu sein. Um das Projekt realisieren zu können, müssen sich aber in der Vorvermarktungszeit zwischen 1. März und Ende Mai 750 Haushalte in Allmersbach finden, die einen solchen Anschluss, gekoppelt mit den Tarifen der Telekom, in Anspruch nehmen wollen. Für diejenigen, die sich dafür entschließen, entfallen laut Ostertag die Hausanschlussgebühren, die sich sonst auf rund 800 Euro belaufen würden. Zudem gilt für ein Jahr und für jeden Vertrag, egal in welcher Ausführung, der Monatspreis von 19,95 Euro.
Sofern sich bis Ende Mai ein gutes Drittel der 2450 Haushalte der Gemeinde für eine Gigabitverbindung entscheiden, kann das Projekt in Gang gesetzt werden und ab dem Jahr 2020 könnte bereits Telefonieren, Surfen und Fernsehen gleichzeitig ohne Probleme möglich sein. Das gilt auch für Musik- und Video-Streaming oder das Speichern in der Cloud. Das maximale Tempo beim Herunterladen steigt auf bis zu 100 Mbit pro Sekunde. Das Ziel der Deutschen Telekom ist es, in fünf Landkreisen und der Stadt Stuttgart bis zum Jahr 2030 1,4 Millionen Haushalte auszustatten. Und zwar „bis zur ersten Dose“, wie Ostertag mehrmals bekräftigte. Denn die Glasfasern sollen bis in den Haushalt zum entsprechenden Endgerät verlegt werden. Das sichert eine konstant schnelle Internetverbindung, die bereits vorhandene Kupferkabel nicht leisten können.
„An so einem Angebot kommt man nicht vorbei“
Mit der Nutzung bereits verlegter Leerrohre soll zunächst nicht ganz Allmersbach umgegraben werden, versichert der Telekom-Experte den Ratsmitgliedern, nachdem Inge Kurz (NLAH) die Frage ausgesprochen hatte, ob dann ganz Allmersbach eine Baustelle werden würde. „Das ist zu teuer“, weiß Ostertag. Auch wenn sich der komplette Straßenzug für einen Glasfaseranschluss während der Vorvermarktung entscheidet, müssen nicht alle Anwohner der Straße automatisch mitziehen, erklärt Ostertag. Jeder darf, muss sich aber nicht am Allmersbacher Pilotprojekt beteiligen. Man dürfe aber nicht die Wertsteigerung des Grundstücks vergessen: „Bei Objekten mit Glasfaseranschluss spricht man von einer Wertsteigerung um etwa drei Prozent.“
„Ich bin der Meinung, dass wir die Gunst der Stunde nutzen und dafür die Menschen animieren sollten“, findet Wörner, „an so einem Angebot kommt man nicht vorbei.“ Auch Moritz Wahl (NLAH) stimmt zu: „Jeder sollte in den Genuss von schnellem Internet kommen.“ Um in der Gemeinde Werbung für die Gigabitleitungen zu machen, soll neben zwei Infoveranstaltungen und Bürgersprechstunden im Rathaus auch ein Truck vor Ort stehen. „Hier stehen Berater vor Ort“, so Ostertag. Kurz schlägt vor, nicht wie angedacht, den Truck ausschließlich in der Ortsmitte an einem festen Platz zu installieren, sondern jeden Tag an andere Stellen zu fahren – wie die Sporthalle oder den Netto in der Backnanger Straße. „So könnte man möglichst viele Leute von verschiedenen Gruppen erreichen.“ Sie ist überzeugt: „Dafür müssen wir doch Werbung machen.“
Einzig auf die Frage von Felix Fischer (UWV), was denn die Gemeinde Allmersbach im Tal so attraktiv für die Telekom macht, gerade sie als Pilotgemeinde auszuwählen, gibt es an diesem Abend keine Antwort. Es bleibt zu vermuten, dass wohl die Lage, die Kompaktheit der Gemeinde sich für so ein Projekt anbietet.
Weiter sollen Telekom-Mitarbeiter den Kunden zur Verfügung stehen und sie direkt vor Ort zu Hause beraten und sich die individuellen Begebenheiten anschauen. „Können sich auch Unternehmen daran beteiligen?“, lautet die Frage von Harald Braun (UWV), die mit einem schlichten „selbstverständlich“ beantwortet wird. Hier gelten nur andere Tarife, da Firmen andere Belange und Bedürfnisse haben als Privathaushalte.
„Ist denn geplant, gemeindeeigene Gebäude auch anzuschließen?“, fragt Fischer nicht ganz uneigennützig, denkt der Kommandant an das Feuerwehrhaus. Der Bürgermeister blickt grinsend zu Kämmerer Stefan Buchner und fragt: „Das machen wir, Herr Buchner, oder?“
Am Montag, 11. März, und Donnerstag, 4. April, finden jeweils um 19 Uhr im Bürgersaal Informationsveranstaltungen zum Glasfaserausbau statt.